Hebelfüller

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Hermann
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Hebelfüller

Beitrag von Hermann »

Hallo,
ein gut abgelagerter Füller ;-) ist aus Frankreich angekommen.
Die festgeklebten Tintensackreste sind entfernt und die Andruckplatte wurde in Phosporsäure gebadet und wieder mit dem Hebel verbunden.
Ein neuer Silkon-Sack und Lack stehen bereit.
Die getaucht Feder kratzt etwas, läßt aber feinste bis breite Spur zu.

Eine Gravur auf dem Schaft ist schwach und nur mit Lupe/Streiflicht lesbar:
MALMAISON
Le Stylo élégan

auf der Feder:
UNIC
Paris
05 (im Rechteck)
Stern (fünfzackig, im Wappenschild)
3

Wer hat noch weitere Daten für mich?

Tintensack aus Silikon statt Gummi - gibt es da schon Erfahrungswerte im Gebrauch?
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Mit kollegialem Gruß

H e r m a n n
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Cepasaccus
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Cepasaccus »

Hermann hat geschrieben:Tintensack aus Silikon statt Gummi - gibt es da schon Erfahrungswerte im Gebrauch?
Bei Silikonsaecken soll die Tinte eher hinten stecken bleiben.

Cepasaccus
Frodo
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Frodo »

Hermann hat geschrieben:Hallo,
.........die Andruckplatte wurde in Phosporsäure gebadet ..........
Warum Phosphorsäure?
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Hermann
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Hermann »

Ist Rostumwandler ;-)
Mit kollegialem Gruß

H e r m a n n
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Frodo
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Frodo »

Hermann hat geschrieben:Ist Rostumwandler ;-)
Hi Hermann
Den Begriff "Rostumwandler" gibt es nicht. Natürlich seht das auf jedem der sündhaft teueren Fläschchen, die es beim Autozubehör zu kaufen gibt drauf, aber das hat nichts damit zu tun, dass Rost wieder zu metallischem Eisen zurückverwandelt wird. Das ist thermodynamisch nicht möglich. Die Hersteller der Plempe verklausulieren in ihrer Werbung dazu, dass der Rost mit Polymer "umwandelt" also eingekapselt wird. Ein weiteres verrosten wird dadurch allerdings nicht gestoppt. Der Zusatzstoff Phosphorsäure auf blankes Eisen aufgebracht, bringt aber tatsächlich einen, wenn auch nicht anodischen, Korrosionsschutz indem oberflächlich das Eisen mit der Phosphorsäure zu schwerlöslichem Eisenphoshat reagiert und vor dem Angriff des Wassers schützt. Das geht ganz gut im Autobereich auf abgeschliffenen Eisenteilen, die wieder lackiert werden auch bei heiß werdenden Teilen wie dem Auspuffkrümmer aber nicht am Unterboden, wo kleine Steinchen die Oberfläche gleich wieder beschädugen.
Phosphatieren wird wahrscheinlich auch bei Deiner Andruckplatte nichts nützen denn, so wie es aussieht, ist die aus Nickel.
Gruss, Frodo
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Hermann
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Hermann »

Hallo
und Danke den Schreibern.
Nach den Oxidationsspuren gehe ich von einem Eisenteil aus. Klar, das Rost sich nicht wieder auf reines Eisen reduziert. Aber eine Minderung der weiteren Oxidation reicht mit schon bei einem ~90* Jahre altem Füller. Er darf mich dann noch 10-20 Jahre begleiten. Sonst hätte ich mehr mechanisch und dann chemisch mit Z.-Säure das Teil vorbehandelt. Von dem Rostumwandler habe ich noch 5l (=10-15€) und damit bei z.B. alten Laternen gute Erfahrungen gemacht.
Zum Silikonschlauch:
Eine kleine Kugel -wie in einigen Konvertern- wäre vor der Montage wohl im Schlauch recht sinnvoll. Die Tinte scheint auf Silikonfläche nicht so lauffreudig zu sein. Andererseits, wenn sie den Tintenleiter erreicht hat, bleibt sie auch dort.
Ich habe dieses Material gewählt, weil der Tintenstand sichtbar ist und ich mir eine längere Lebensdauer im Gegensatz zu Gummi verspreche. Daher die Frage nach Erfahrungswerten.

*falls "nur" ~80 oder gar 70, ist das auch i.O.
Mit kollegialem Gruß

H e r m a n n
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Tenryu
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Tenryu »

Sollte man bei der Restauration historischer Schreibgeräte nicht besser originalgetreue Materialien verwenden? :?
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YETI
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Re: Hebelfüller

Beitrag von YETI »

Die Diskussion kenne ich aus dem Bereich Motorrad Veteranen.
Da gibt es die ganz strenggläubigen, die jede Kleinigkeit möglichst original wiederherstellen wollen. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Die andere Gruppe will mit dem alten Motorrad auch wirklich längere Strecken fahren und baut dann auch an nicht sichtbaren Stellen modernere Bauteile ein. Ein moderner Simmerring ist nun mal zuverlässiger und haltbarer, als eine originalgetreue Filzdichtung. Diese Änderungen sind in soweit akzeptabel, wie sie unsichtbar bleiben und nicht irgendwelche bleibenden Umbauten nötig machen. Manchmal dienen sie auch der Sicherheit, wie beispielsweise bei Bremsbelägen.
Wenn so ein altes Gerät- Motorrad oder Füller- ständig im Gebrauch gewesen wäre, wären solche Bauteile auch im Zuge der normalen Wartung und Pflege durch aktuell verfügbares Material ersetzt worden.
Was aber auf jeden Fall abzulehnen ist, sind diese überrestaurierten Geräte, die in vollem Chromglanz strahlen, obwohl zu ihrer Entstehungszeit alles nur vernickelt oder lackiert war. Im sichtbaren Bereich und bei der grundsätzlichen Funktion sollte man sich ans Original halten.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
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stift
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Re: Hebelfüller

Beitrag von stift »

Hallo
Also wenn es ein Druckfüller ist kann ich das noch nachvollziehen,nur mit dem Hebelfüller nicht.
Normal geht die Druckplatte nicht raus den die hängt am Hebel jetzt grob ausgedrückt.
Und ich hüte mich immer davor das die Druckplatte sich selbständig macht.
Den das Einfädeln ist eine nervige Arbeit.
Oder die Aufhängung ist kaputt,das hatte ich auch schon im laufe der Jahre
Ansonsten entferne ich nur den alten Tintentank,und den geklebten Rest vom Mundstück.
Mundstück ins Wasser und dann den Tintenleiter samt Feder entfernen und Reinigen.
Grüße Harald
#Non, je ne regrette rien#
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Hermann
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Re: Hebelfüller

Beitrag von Hermann »

Bei Instantsetzungen ist auch der Wert des Gerätes und der Zeitbedarf für mich wichtig. Dieser Hebelfüller hat mich nach weiteren Verhandlungen nicht 28 sondern 18€ (einschl. VSK) gekostet. Die Hebelplatte war lose und ließ sich einfach wieder auf die Hebelführung aufschieben. Vermutlich hat ein Vorbesitzer beim Versuch die Tintensackreste zu entfernen, die Platte abgezogen. Zuerst dachte ich auch an einen Korosionsschaden.
Es ist ein interessantes Stück, aber keine Kostbarkeit. Die Feder ist sehr weich ("+Flex") und wurde schon über einen Abziehstein gezogen. Die restliche Behandlung mit Sandblattfeilen erfolgt im Büro. Ich habe gerade 5 Wochen Urlaub.
Auch habe ich einem Pelkan 100 statt der Kork.- eine selbstgestanzte Gummidichtung verpaßt (Zeitfaktor).
Weitere Verwendung wird mit ca.15 weiteren Füllern und 6 Minenbleistiften im Büro sein, s.a.:
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =3&t=10911
Ein Teil ist noch in der Stifttasche Marke "Faulenzer".

Aber um jetzt wieder auf den Kern zu kommen:
Gibt es noch Daten zur Firmen.-/Modellgeschichte?
Mit kollegialem Gruß

H e r m a n n
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