Der Impuls kam aus einem anderen Thread, den der geschätzte Forenkollege Steamdevil, welcher sich hier als veritabler China-Experte entpuppt hat, begonnen hatte. Dort erwähnte er beiläufig den Jinhao 159, einen mehr (oder vielmehr weniger) getarnten Montblanc 149 Klon. Groß, Metall, schwer, angeblich gute Feder - mein Interesse war geweckt und in mein Beuteschema passte er auch. Ich hatte vorher noch nie etwas von diesem Füller gehört. Kurz mal im Netz quergelesen und angesichts einer sehr überschaubaren Summe von 11 Euro und Lieferung am nächsten Tag... hey, das war doch was für meines Vaters Sohn!
Zur Farbe: Ich habs nicht so mit schwarzen Füllern - ich versuche sie zu vermeiden, so gut es geht. Auch wenn einige (gebrauchte) Montblancs meine kleine Sammlung zieren - oder vielleicht gerade deshalb. Montblanc hält es mit seinen Meisterstücken gerne wie Henry Ford mit seinem T-Model: "Sie können einen Ford in jeder Farbe haben, Hauptsache sie ist schwarz!"
Nun haben die Chinesen im Reich der Mitte anscheinend reichlich Farbtöpfe zur Verfügung, einen uni-orangefarbenen hatte ich noch nicht in meiner Sammlung, also für den Exoten und rebellischen MB-149-Klon zu dieser Farbe gegriffen. 🟠 Am Tag darauf erreichte mich der Füller "plain and simple" in einem schmucklosen braunen Pappumschlag, und darin in einer kleinen weichen Plastiktülle liegend.
Die erste Überraschung beim Anfassen: dieser Füller ist schwer, ein echter Klopper. Er fühlt sich massiv an, die Gewinde sind (bis auf das Kappengewinde) aus Metall und laufen einwandfrei und geschmeidig. Im Inneren begrüßt mich ein Konverter. Die Farbe gefällt mir, vor allem im Zusammenhang mit den goldenen Zierteilen. Auch wenn diese gewisse Tiefe in der Farbe fehlt, die so manchen deutschen, italienischen oder japanischen Edelfüller auszeichnet und zu etwas Besonderem macht - aber hey, wir reden hier über 11 Euro! Und dafür sieht der Füller richtig gut aus, er ist zudem makellos verarbeitet. Einziger Wermutstrofen: die Kombination Metallgewinde am Schaft und Plastikgewinde in der Kappe ist keine ideale Kombination! Zumal ein definierter Endpunkt fehlt, man hat immer das Gefühl, noch etwas weiter zudrehen zu können. Da braucht es einfach etwas Gefühl, wenn er zu ist und dann nicht mit Gewalt noch eine Winzigkeit fester zuzudrehen. Das würde das Gewinde der Kappe sicher nicht lange mitmachen. Aber auch hier: man gewöhnt sich dran und angesichts des Preises ist das hinnehmbar.
Flugs aufgetankt und die ersten Zeilen geschrieben. Die Reviews im Netz hatten nicht gelogen: die <M>-Stahlfeder schreibt richtig gut, viel besser als ich erwartet hatte! Weich, mit einem dezenten Feedback, genau richtig. Und sie ist mit einem satten Tintenfluß gesegnet, darüber hinaus läßt sie problemlos eine gute Linienvarianz zu. Also für den Preis bin ich damit wirklich mehr als zufrieden! Der Füller wird einen Platz in meiner Sammlung bekommen, es macht wirklich Spaß, mit dem Schwergewicht und der guten Feder zu schreiben.
Im Netz hatte ich mehrfach gelesen, dass der 159er öfters Probleme mit raschem Austrocknen nach 2-3 Tagen haben soll, das werde ich noch beobachten. Aber selbst wenn - der Füller dient als Hobby und i.d.R. mache ich die meisten meiner Füller auch wieder leer nach Gebrauch bis zum nächsten Einsatz. Nur eine kleine Handvoll bleiben ständig betankt, der größere Rest wird nur nach Lust und Tageslaune befüllt.
Fazit: für DEN Preis für jemanden, der schwere Füller mag und nicht viel Geld ausgeben möchte, ein absoluter "No-Brainer"! Man erhält ihn in klassischem Schwarz (der dann dem MB 149 schon seeehr ähnelt
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