Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

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glucydur
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von glucydur »

SimDreams hat geschrieben:- neben dem Material ist es vor allem die Form, die Materialstärke und die Größe, die die Flexibilität einer Feder ausmachen. Meine nachgiebigsten Federn sind eine Conid/Bock Titan, eine M1000 18K Gold und eine Visconti Palladium.
Hierzu noch zwei Aspekte zur Vertiefung:

Zum Punkt "Materialstärke": Die unterschiedliche Materialstärke erzeugt die Flexibilität. Eine flexible Feder wird in Richtung des Griffstücks dünner. In Richtung des Schreibkorns dicker. Je dünner die Feder am Schaftende ist, desto flexibler wird sie. Der Unterschied zwischen den Materialstärken an der Spitze und am Schaftende kann bei flexiblen Federn bis zu Faktor 0,5 oder etwas mehr liegen. (Die unterschiedlichem Materialstärken sind der klassische Weg zu mehr Flexibilität. Nakaya ist da etwas unorthodoxer: Der Hersteller fräst einfach seitlich Stücke aus der Feder heraus. Ob das aber im Endeffekt wirklich etwas bringt, weiß ich nicht)

Zum Punkt "Form": Je stärker die Wölbung der Feder ist, wie man es beispielsweise von der klassischen Flügelfeder kennt, desto elastischer ist ihr Schreibverhalten. Flache Federn sind dagegen oft weniger elastisch und fühlen sich beim Schreiben härter an.

VG

Alexander
Zuletzt geändert von glucydur am 02.07.2015 21:19, insgesamt 1-mal geändert.
Gutta cavat lapidem.
fountainpen.de
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von fountainpen.de »

Ich glaube, dieses Thema wurde schon mehrfach im Forum diskutiert ... ist wohl ein "evergreen" ...

Generell: ob nun Stahl, 14Kt, 18kt oder 21 kt ist völlig egal. Wie schon geschrieben wurde:
Form, die Materialstärke und die Größe, die die Flexibilität einer Feder ausmachen.
... generell hat aber auch die Qualität des Kornschliffs einen extremen Einfluss. Eine EF Feder von Montblanc kann wundervoll sanft über das Papier gleiten ... oder aber extrem kratzig sein. Da sind leider die Variationen bei allen Herstellern hoch. Bei MB hatte ich z.B. schon einige gute ... aber auch schlechte Erfahrungen gemacht.

... insofern ... wenn Ihr eine gute, flexible und sanfte Feder wollt, dann kauft Euch ein Schreibgerät aus den 30er, 40er oder 50ern ... da hat man mit der Feder meist Glück. Die MB IIIer Federn sind beispielsweise alle wunderschön flexibel (damals sollte Gold gespart werden, so dass das Material recht dünn ist)

... bei neuen Federn gibt es bezüglich Flexibilität systematische Unterschiede, aber beim Schreibverhalten muss man viel probieren ...
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thobie
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von thobie »

Die Frage ist letztlich schwer zu beantworten. Ich kann hier nur meine Sicht darlegen:

Meine mit Abstand beste Feder ist die O3B im M1000. Das ist eine Klasse für sich.

Dann auf gleicher Augenhöhe: Die OBB in meinem MontBlanc Sir George Solti, die OBB in meinem M400 aus dem Jahre 1992, eine etwa gleich alte M aus einem M400 oder 250 in einem M200. Dann habe ich in einem Vista noch eine BB (585) und ein einem anderen Vista eine Stahl B, die ich selber bearbeitet habe. In dieser Klasse spielt dann auch noch eine OBB in einem Lamy 26p. Und die ist aus Stahl. Schwierig ist für mich die OBB Feder in einem M605 einzuordnen. Die Feder stammt aus einem Pelikan 400 (1950 - 1955). Von der Charakteristik würde ich sie als Italic-OBB beschreiben. Das Korn ist super flach. Praktisch sind die Flügel des Federendes nur mit Iridium überzogen. Die Feder macht ein sehr prägnantes Schriftbild, ist aber nicht ganz so smooth, wie die anderen Federn.

Was die Fleibilität angeht: Extrem elastisch ist die Feder im M1000. Und die ist aus 18 K. Aber: In meinem M800 ist eine 18 K OBB-Feder und die ist weniger fleibel, als die OBB im M400.

Meine Erfahrung ist zusammenfassend folgende: Für das Schreibverhalten ist das Material einer Feder eher von untergeordneter Bedeutung. Wichtiger ist da der Aufbau und die Größe der Feder. Wichtig ist auch die Form, die Qualität und die Verarbeitung des Korns. Der Unterschied zwischen Stahl, 14k und 18k Gold liegt eher im Unterbewußtsein.

Gruß
Thomas
PeliJoerg
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von PeliJoerg »

Schlagt mich nicht tot, wenn es ganz dumm ist - aber: 14-Kt-Gold besteht zu 58,5 % aus Gold, also zu 41,5 % aus "was anderem"; 18-Kt-Gold besteht zu 25 % aus "was anderem".

Ist dieses "was anderes" bei beiden Goldlegierungen das Gleiche? Ist es bei allen Federn aller Hersteller das Gleiche? Ist es nur bei allen Federn des gleichen Herstellers das Gleiche? Oder wechselt das möglicherweise sogar von Feder zu Feder des gleichen Herstellers in der gleichen Karat-Klasse?

Und falls "was anderes" "was Unterschiedliches" sein sollte - könnte/würde nicht auch das das Flexen bzw. Schreibgefühl einer Feder beeinflussen?

Jörg
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Killerturnschuh
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Killerturnschuh »

Ne ne lieber Jörg, wenn du suizidale Absichten hast musst du dir was anderes überlegen :mrgreen:

"das andere" sind in der Regel Kupfer und Silber. Wobei das Silber das Hervortreten der rötliche Farbe des Kupfers " unterdrückt" .Ganz einfach ausgedrückt: mehr Silber weniger Kupfer helleres Aussehen, oder höherer Kupferanteil als Silber und das Gold sieht rötlicher Aus.

Sehr viele Manufakturen beziehen ihre Federn bei Peter Bock AG Deutschland. Darunter sind Marken wie Delta, Visconti, D. Oscarson, Faber Castell, Conway Stewart, Bexley um nur einige zu nennen.
Bock verwendet immer die gleichen Legierungen und andere tun dass meines Wissens nach auch.

"Das andere" beeinflusst nicht die Flexibilitat der Feder. Das ist eine Sache der Verarbeitung.
Füllfederhalterkauf erfordert keine Inhaltsauflistung wie etwa Lebensmittel.In den Laden gehen und ausprobieren, reicht. :wink:

Und ja, natürlich haben die Hersteller Modellen verschiedener Karatzahlen Ein Montblanc 146, Mozart oder Boheme ( der Mig hat 18Karat) hat in der einfachen Serienausführung beispielsweise 14Karat, Spezialeditionen hingegen 18Karat. Falls ich deine Frage jetzt richtig verstanden habe .

Manche Marken haben aber nur eine Goldlegierung also 18Karat oder 14Karat.
Salve

Angi

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Frodo
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Frodo »

Killerturnschuh hat geschrieben:.......... warum für das Schreibkorn Iridium verwendet wird............
Hi
Ja, das würde mich doch jetzt auch mal interessieren...
TIA
Gruss, Frodo
thobie
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von thobie »

Die Frage nach dem Iridium-Korn ist sehr einfach zu beantworten: Iridium ist ein Metall der Platingruppe, ziemlich selten und sehr hart. Und genau die letzte Eigenschaft führt dazu, dass man dieses Metall für das Korn nimmt. Damit lässt sich die Abnutzung minimieren. Teilweise werden für das Korn aber auch andere Metalle der Platingruppe genommen.

Würde man direkt auf Gold schreiben, so würde die Feder im Laufe der Zeit deutlich abnutzen, also kürzer und breiter werden. Viel schneller, als wenn man ein Hartmetall-Korn benutzt. Gold ist in dieser Hinsicht viel zu weich, selbst in Legierungen. Und Feingold (999 fein) ist für Federn völlig ungeeignet. Die würden ganz leicht verbiegen.

Man verzichtet bei Stub-Federn auf das Korn. Aber da ist die Auflagefläche deutlich breiter, als bei einer EF oder F oder M. Auch die Stub-Federn haben Verschleiß, aber weniger aufgrund der breiteren Auflagefläche.

Ach ja, auch Iridium-Körner nutzen im Laufe der Jahre ab, wenn der Halter viel genutzt wird.

Gruß
Thomas
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Jürgen K
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Jürgen K »

Hallo,

alles, was bisher gesagt wurde, ist richtig, tatsächlich kommt es auf die Gesamtschau an,
bei ansonsten gleichen Parametern führt ein höherer Goldanteil zu mehr Weichheit.
Das kann man natürlich durch andere Parameter durchaus bedingt nivellieren.

Was noch nicht gesagt wurde: auch das Alter und die Abnutzung beeinflussen das Material: Metall wird mit der Lebenszeit und Nutzenszeit wie -intensität weicher. Das kann man an jeder Weißblechdose ausprobieren, ich kenne den Effekt von Schlagzeugbecken, da klingen alte Becken des gleichen Herstellers unter Verwendung des gleichen Rezepts weicher (sind allerdings nicht aus Gold, sondern Bronze und natürlich etwas anders bearbeitet).

Da aber kein Hersteller verpflichtet ist, seine Rezepturen, Mitarbeiter, Maschinen, Einkäufe stets konstant gleich zu halten, ist es extrem schwer, eine klare Linie zu finden. Daher dürften die Tagebuchaufzeichnungen sehr erhellend sein, denn ich glaube nicht, dass es dazu viele Konkurrenten gibt, die gleiches getan haben, die Tendenz, dass 18 weicher als 14 und Gold weicher als Stahl ist, die bestreitet dem Grunde nach ja offenbar niemand bzw. darüber scheint Einigkeit zu herrschen, dass Hersteller sich Goldfedern höher vergüten lassen, liegt wohl nicht nur am Einkaufspreis, dann könnte man ja auch Safranfedern bauen, die würden wohl sehr weich schreiben, wären sehr teuer und womöglich doch sehr ungeeignet. Nein, ich glaube fest, dass der Werkstoff Gold einen guten Grund hat und meine (wenigen) Goldfedern sind auch weicher und angenehmer beim "normalen" Schreiben, wobei die Materialstärke sehr wesentlich ist, aber eben nur unterstützt oder konterkariert.

Grüße
Jürgen

PS
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amarti
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von amarti »

Genau Jürgen, wenn ein Kunde eine besser und zeitaufwendiger produzierte Feder haben will, muss man zur Zeit zur Goldfeder greifen.

Aber bei Edison, Franklin Christoph und nibs.com kann der Kunde auch eine besondere Behandlung der Feder bestellen, ohne dass er zur Goldfeder greifen muss. Ich finde das eine sehr interessante Tendenz bei Füllern, die für das tägliche Wohlbefinden konzipiert wurden und nicht für die Sammlervitrine. (Und jetzt auch bei Saarpen in Deutschland.)

Andreas
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Frodo »

thobie hat geschrieben:Die Frage nach dem Iridium-Korn ist sehr einfach zu beantworten......
Hi Thomas
Ja, vielen Dank, ich hatte schon befürchtet, dass jetzt eine killermäßige Erneuerung meines derzeitigen Wissensstands erfolgen könnte.
Gruss, Frodo
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Killerturnschuh »

Lieber Andreas,

meine Goldfedern dienen ausschließlich dem Wohlbefinden bei der Arbeit und im Leben. Auch werden sie mit etwas Glück niemals auch nur in die Nähe einer Sammelvirine kommen. Wer nicht spurt wie ich es will, fliegt - ausser er heißt Conway Stewart oder Pummelfee - die dürfen alles!
Salve

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Cepasaccus
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Cepasaccus »

Oh, ich will einen Pummelfeefueller sehen!
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Killerturnschuh
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Killerturnschuh »

Das ist meine Montegrappa Miya Argento Pummelfee, Cepasaccus!

Pummelfee deshalb weil der Übergang zwischen Griffstück und Korpus aussieht als wäre der Füller in eine Corsage gesteckt worden , wodurch er recht ausladende "Hüften" hat. Er ist auch alles andere als ein schlanker Füller
.
Die Pummelfee liegt traumhaft angenehm in der Hand, und sie hat eine wunderbar weiche, geradezu feminine F Feder. Ausserdem ist sie der wohl unkapriziöseste Montegrappa der mir bisher jemals unterkam. Gib ihr Tinte und sie schreibt. :mrgreen:

Hatte ich erwähnt dass ich diesen Füller sehr gerne habe ?
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Salve

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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Cepasaccus »

Ah, er ist pummelig und macht Dich gluecklich. Danke!
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Killerturnschuh
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Re: Welches ist die beste Feder eines Herstellers?

Beitrag von Killerturnschuh »

Glücklich machen mich andere Dinge. Die Pummelfee macht einfach nur Spaß, so wie doch uns allen unsere Tintenschlucker vor allem Freude machen sollen. :wink:
Salve

Angi

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