Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

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Saarländerin
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Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Stellt Euch einfach mal vor, in den nächsten Tagen müsst Ihr (mit den heutigen Füllererfahrungen und dem derzeitigen Bestand in der Sammlung) eine wichtige, mehrstündige schriftliche Prüfung, eine Klausur, unter Zeitdruck, angehen. Das Papier wird von der Prüfungskommission "zugeteilt", d.h. keine Wahlmöglichkeit.
Welchen Eurer Füller werdet Ihr mitnehmen? (Es darf nur ein einziges Exemplar mitgeführt werden). Mit welcher Feder und welcher Tinte?
Ich mach mal den Anfang :D
Lamy 2000 mit Feder F und einem Glas Montblanc - Tinte in blauschwarz.
Sehr interessierte Grüße von der Saarländerin Roswitha,
der es mit diesem Thread darum geht, rauszukriegen, welche Modelle (mehrheitlich?) als besonders zuverlässig und problemlos gelten können 8)
edit: zur Abgrenzung von dem Thread von Thomas Baier, welchen Füller Ihr auf eine einsame Insel mitnehmen würdet --> diese angenommene schriftliche Prüfung ist eminent wichtig und das Resultat soll vorzeigbar sein, sprich, die Prüfer durch ein klecksfreies, vom Tintenfluss her gesehen beständiges, angenehmes Schriftbild erfreuen...
Christian Mücke
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Christian Mücke »

Hallo,

für mich ist die Frage schnell beantwortet. Wie in einem anderen Thread schon mal beschrieben, habe ich einen speziellen Füller, der mich durch meine Schul- und Uni-Zeit treu begleitet hat. Dabei handelt es sich um einen Lamy Safari mit M-Feder. Wir sind mittlerweile fast eins geworden, schneller und sauberer schreibe ich mit keinem Füller. Bin was Prüfungen anbetrifft auch etwas abergläubisch. Mein Safari hat noch immer zu einem zufriedenstellenden Ergebnis (auch notentechnisch) geführt. Befüllen würde ich ihn via Konverter mit Waterman Floridablau.

Viele Grüße,
Christian
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Tenryu
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Tenryu »

Da ich in einer Prüfung keine Lust hätte mit Tintenglas und Putzlappen zu hantieren, käme ein Kolbenfüller nicht in Frage.
Ich müßte mich zwischen meinem Level L65 und dem Pelikan Epoch P360 entscheiden.

Mit ersterem kann ich mit einer Füllung rund 90 Seiten schreiben, der andere ist sehr zuverlässig und liegt mir perfekt in der Hand. Da ich mit dem Epoch schon einen ganzen Roman geschrieben habe und er immer gleichmäßig und unproblematisch schrieb, würde ich vielleicht letzterem den Vorzug geben.

Als Feder kommt für mich nur eine M oder nicht zu feine F-Feder in Frage. Die Tinte wäre mir egal. Entweder Blau oder Schwarz. (Wobei mir das Königsblau von Waterman etwas besser gefällt als das von Pelikan; bei der schwarzen Tinte verhält es sich genau umgekehrt.)
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

Als ich tatsächlich noch Prüfungen schreiben musste, habe ich das jahrelang mit einem Montblanc Carrera (schwarz-silber) gemacht, und es hat gut geklappt. Leider ist der irgendwann auf der Strecke geblieben. Jahre später habe ich mir wieder mal einen besorgt, kam damit aber nicht mehr so zurecht und habe ihn wieder verkauft. Alles hat offenbar seine Zeit.

Heute (25 Jahre später) würde ich einen neueren Pelikan M400 mit Federstärke M nehmen. Mir fällt auf, dass ich auch bei einer größeren Füllersammlung (ca. 50 Stück), wenn es drauf ankommt, wenn ich ohne Ermüdung lange schreiben muss und der Füller dabei absolut zuverlässig auch auf unterschiedlichem Papier funktionieren soll, immer wieder auf einen solchen Pelikan zurückkomme. Dabei fühle ich mich am sichersten. Bei Briefen zu Hause am Schreibtisch oder auch sonstigen Notizen (Vorträge, Konferenzen usw.) probiere ich gerne alle möglichen Füller aus und experimentiere gerne mit anderen Federn.

Im Vergleich zum Lamy 2000 gefällt mir der Pelikan insofern etwas besser, weil der Lamy nach vorne immer schmaler wird und meine Finger gelegentlich die Tendenz haben, beim Schreiben nach vorne zu rutschen. Um das zu vermeiden, verkrampft sich die Hand leichter. Pelikane enden ja in einer ganz leichten Verbreiterung kurz vor dem Übergang zur Feder. Für mich gibt das einen optimalen Halt für die Finger.

Geändert hat sich im Laufe der Zeit die Vorliebe für Federbreiten. In der Schule und im Studium habe ich am liebsten mit feinen Federn geschrieben, heute bevorzuge ich mittlere und ab und zu auch breite Federn.

Viele Grüße

Peter
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Linceo
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Linceo »

Liebe Prüflinge :wink: ,

als ich 1993 im ersten Staatsexamen binnen 14 Tagen 6 jeweils 5-stündige Klausuren (Zeitstunden) schreiben mußte, hat sich folgende Ausrüstung bewährt:

Pelikan M400 (Baujahr 1986) mit B-Feder und eine blaue Waterman-Tinte (genaue Bezeichnung ist mir entfallen). Der Füller hat einen sehr guten Tintenfluß und das war mir extrem wichtig, denn was kann einem - außer dem Versagen des Schreibgerätes oder einem Blackout im Kopf - schlimmeres passieren, als daß die Gedanken schneller fließen als die Tinte.

Ich erinnere mich, daß mein Banknachbar in einer der Klausuren mich zunächst fast ausgelacht hat, als ich mein Tintenglas auspackte (oft habe ich mehr als eine Füllung pro Klausur gebraucht), aber zuletzt habe ich geschmunzelt, als eben dieser Spottvogel später in der Klausur wild fluchte, weil mindestens zwei Kugelschreiber ihren Dienst versagten und er in der Klausur Mitstudenten um einen Ersatzschreiber anbetteln mußte.

Die zuvor erwähnte Form des Griffstückes finde ich bei Füller übrigens insgesamt sehr, sehr wichtig und zu wenig beachtet. Ich habe einen Pelikan Pura, einer meiner wenigen Patronen-Füller, den ich sehr schätze, aber mit dem ich aus eben jenem Grund, daß das Griffstück sich zur Feder hin verjüngt, nicht über längere Zeit entspannt schreiben kann. Besonders schwierig wird es, wenn wie beim Pura, so ein Griffstück aus sehr glattem Metall ist. Bei Kunststoffgriffstücken oder matten Metallen scheint das weniger problematisch zu sein.

Linceo
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Saarländerin
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Vielen Dank für die bisherigen Antworten :D
Linceo hat geschrieben:...als ich 1993 im ersten Staatsexamen binnen 14 Tagen 6 jeweils 5-stündige Klausuren (Zeitstunden) schreiben mußte, hat sich folgende Ausrüstung bewährt:
Pelikan M400 (Baujahr 1986) mit B-Feder und eine blaue Waterman-Tinte (genaue Bezeichnung ist mir entfallen). Der Füller hat einen sehr guten Tintenfluß und das war mir extrem wichtig, denn was kann einem - außer dem Versagen des Schreibgerätes oder einem Blackout im Kopf - schlimmeres passieren, als daß die Gedanken schneller fließen als die Tinte...
Ich nehme an, Du würdest heute mit der gleichen Ausrüstung wieder in die Prüfung gehen?

Sicher ist es keinem der Leser verborgen geblieben, was ich mit meiner Frage - die ausdrücklich den derzeitigen Stand der Erfahrungen mit unterschiedlichsten Füllern voraussetzt und nicht die Kenntnisse zur Studentenzeit - erreichen wollte?
Eine Antwort darauf, wieso es nicht die schönsten, repräsentativsten und teuersten Füller sind, auf die wir uns im Ernstfall verlassen...

Würden wir bei Herstellern anderer Gebrauchsgüter (ein Füller ist zum schreiben da) einen vergleichbaren Rückschritt über die Jahrzehnte hinweg in Sachen Zuverlässigkeit, Haptik, Angebotsdifferenzierung (unaufhaltsames Verschwinden der flexiblen sowie der O-Federn) und Service akzeptieren und dennoch munter markentreu weiter die rasant steigenden Preise zahlen?

Warum erwartet die Industrie, das wir das dennoch tun?

Fragende Grüße von der Saarländerin Roswitha,
die sich eine recht provokative Antwort auf die letzte Frage mühsam verkneift...
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

[quote][/quote]:Würden wir bei Herstellern anderer Gebrauchsgüter (ein Füller ist zum schreiben da) einen vergleichbaren Rückschritt über die Jahrzehnte hinweg in Sachen Zuverlässigkeit, Haptik, Angebotsdifferenzierung (unaufhaltsames Verschwinden der flexiblen sowie der O-Federn) und Service akzeptieren und dennoch munter markentreu weiter die rasant steigenden Preise zahlen?

Liebe Roswitha,

abgesehen von dem Verschwinden der flexiblen Federn tust Du den Herstellern von Füllern heutzutage meines Erachtens Unrecht. Es gibt auch in unserer Zeit ausgezeichnete Füller verschiedener Hersteller in allen möglichen Preislagen. Ich hatte nicht zufällig einen neuen Pelikan M400 genannt. Zwar schreibe ich noch etwas lieber mit einem aus den fünfziger Jahren mit B-Feder, aber wenn es darauf ankommt, viel unter schwierigen Bedingungen auf unbekanntem Papier zu schreiben, dann übertrifft ein heutiger Pelikan an Zuverlässigkeit und Einfachheit im Gebrauch, wie ich finde, deutlich seinen älteren Bruder, und nicht nur, weil der vielleicht schon abgenudelt ist. (Das ist mein alter Pelikan keineswegs.) Auch bei Lamy finde ich nicht, dass ältere Füller in jeder Beziehung besser sind als neuere.

Dass sehr teure luxuriöse Füller für den schwierigen Alltagsgebrauch nicht immer die besten sind, kann man vielleicht mit Autos vergleichen. Wenn ich kurz in die Stadt und ins Parkhaus fahren wollte, um etwas Dringendes schnell zu erledigen, nehme ich auch lieber den kleinen Golf als den großen 500er Mercedes (ein hypothetischer Fall...). Daraus lässt sich kaum schließen, dass der Mercedes das schlechtere Auto ist. Es kommt auf den Zweck und die Ansprüche an. Und dass viele Autos heute ein bisschen wie Lutschtabletten aussehen und nicht mehr so schick wie die Vorgänger der dreißiger Jahren, hat eben etwas mit Windkanal, Spritverbrauch, passiver Sicherheit usw. zu tun. Das kann man ästhetisch bedauern, aber man wird kaum im Ernst behaupten können, dass die technischen Produkte immer schlechter werden. Ähnliches gilt auch für Füller. Nun kann man sich mit denen kaum überschlagen oder gegen einen Baum fahren. Das Schreiben ist ein gemächlicher Prozess. Daher sind die technischen Änderungen auch nicht so grundlegend. Es gibt vielleicht nur wenige feinmechanische Gebrauchsgegenstände, die man, auch wenn sie recht alt sind, noch heute so gut im Alltag benutzen kann wie Füller. Aber das heißt nicht, dass die alten t grundsätzlich besser als die neuen sind.
Bestimmte Dinge sind in den letzten Jahren von den Füllerherstellern vernachlässigt worden (flexible Federn), was aber vermutlich nicht einfach Schlamperei ist. Jemand hier im Forum hatte ja schon mal erwähnt, dass sich Füller mit unflexiblen Federn von Menschen, die es sonst gewohnt sind, mit Kugelschreibern umzugehen, leichter benutzen lassen. Die wenigen Füller-Enthusiasten wie hier bei Penexchange, sind marktwirtschaftlich wohl nicht relevant genug. Schade für uns, aber nicht unbedingt irrational von seiten der Füllerindustrie. Natürlich kann es auch sein, dass man dort das Potential an möglichen Nutzern von flexiblen Federn unterschätzt, wer weiß.
Schließlich möchte ich noch die Vermutung äußern, dass wir alle an einem kurzen historischen Gedächtnis leiden. Wenn wir uns heute ältere Füller auf irgendwelchen Tauschbörsen kaufen, dann sind das sicher echte Schätze. Aber wer weiß, ob man beim normalen Füllerkauf vor 50, 60 oder 80 Jahren nicht genauso oft oder noch öfter als heute an eine kratzende oder klecksende Niete gekommen ist? Die haben dann eben nicht bis in unsere Zeiten überlebt. Bei den anderen hat vermutlich eine gewisse Selektion stattgefunden. Besonders gute Exemplare haben sich erhalten.

Im Rückblick sieht die Vergangenheit manchmal doch etwas goldener aus, als sie tatsächlich war.

Viele Grüße

Peter
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Linceo
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Linceo »

Saarländerin hat geschrieben: Ich nehme an, Du würdest heute mit der gleichen Ausrüstung wieder in die Prüfung gehen?
DEFINITIV: JA!!! - Auch 17 Jahre und fünfzig zwischenzeitlich hinzugekommene Füllhalter später. Bezeichnenderweise sind drei Viertel davon mindestens etwa ein halbes Jahrhundert alt. - Die Pelikan-Gelbgoldfedern der 80er Jahre sind für mich so eine Art letztes Aufflackern alter Qualitätsmerkmale. :(
Saarländerin hat geschrieben:Würden wir bei Herstellern anderer Gebrauchsgüter (ein Füller ist zum schreiben da) einen vergleichbaren Rückschritt über die Jahrzehnte hinweg in Sachen Zuverlässigkeit, Haptik, Angebotsdifferenzierung (unaufhaltsames Verschwinden der flexiblen sowie der O-Federn) und Service akzeptieren und dennoch munter markentreu weiter die rasant steigenden Preise zahlen?
DEFINITIV: NEIN!!! Und deshalb habe ich alte Füller auch viel lieber und finde sie viel ineterssanter als neue... und habe inzwischen (fast) ganz aufgehört, Füller neu zu kaufen.

Ich stelle mir gerade einen teuren Wagen vor - ein Auto ist für mich vor allem auch ein Gebrauchsgegenstand - der einfach stehenbleibt... das würden wir auch nicht verzeihen, oder?
Saarländerin hat geschrieben:Warum erwartet die Industrie, das wir das dennoch tun?
Die Industrie macht wohl mit den Kunden genau das, was diese mit sich machen lassen. Das ist die freundliche Antwort. Meine provokative Antwort wäre, daß viele Käufer eher etwas Repräsentatives zum Vorzeigen oder in die Vitrine legen haben wollen und kein SCHREIBGERÄT - und da kommt es dann halt nicht so drauf an, ob die Feder hart ist wie ein Zimmermannsnagel...

Was meine Füllhalter-Neukäufe der letzten Jahre angeht, kann ich nur sagen: Ich war immer wieder frustriert und zwar je teurer der Füller desto mehr, nicht wegen des Preises, sondern wegen der Schreibeigenschaften, v.a. der Steifheit der Federn und der immer gleichen Schriftbilder, die sie erzeugten, sei es ein Pelikan 605 oder ein Waterman Charleston. Angenehme Ausnahmen waren da drei Pelikane aus der 200er Reihe - bezeichnenderweise mit Edelstahlfedern.

Abendliche Grüße aus Frankfurt

Donate
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Saarländerin
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Petrus hat geschrieben:...abgesehen von dem Verschwinden der flexiblen Federn tust Du den Herstellern von Füllern heutzutage meines Erachtens Unrecht. Es gibt auch in unserer Zeit ausgezeichnete Füller verschiedener Hersteller in allen möglichen Preislagen.Ich hatte nicht zufällig einen neuen Pelikan M400 genannt...
Den offiziellen Neupreis des 400ers von Pelikan kenne ich nicht, vermute aber, dass er außerhalb des Budgets eines durchschnittlichen Schülers oder Studenten liegt :(
Petrus hat geschrieben:Wenn ich kurz in die Stadt und ins Parkhaus fahren wollte, um etwas Dringendes schnell zu erledigen, nehme ich auch lieber den kleinen Golf als den großen 500er Mercedes (ein hypothetischer Fall...). Daraus lässt sich kaum schließen, dass der Mercedes das schlechtere Auto ist.
Von einem dicken Daimler darf ich aber ganz selbstverständlich ein Mehr an Zuverlässigkeit und Komfort erwarten?
Petrus hat geschrieben:...Es kommt auf den Zweck und die Ansprüche an....
Da stimme ich zu. Allerdings ist der Zweck jedes Füllers, damit schreiben zu können. Und warum dieser Zweck mit neuen und teuren Exemplaren vielfach nicht mindestens ebenso gut erfüllt werden kann wie mit Billigheimern, will sich mir einfach nicht erschließen :(
Petrus hat geschrieben:...Das Schreiben ist ein gemächlicher Prozess...
Nicht unter den von mir in diesem Thread vorgegebenen Prüfungsbedingungen.
Petrus hat geschrieben:...Aber wer weiß, ob man beim normalen Füllerkauf vor 50, 60 oder 80 Jahren nicht genauso oft oder noch öfter als heute an eine kratzende oder klecksende Niete gekommen ist?...
Ich weiß das :D Meinen ersten Füller bekam ich vor mehr als 50 Jahren und musste niemals befürchten, dass er mich bei Klassenarbeiten im Stich lassen würde - hat er auch nicht getan :D (Es war ein französisches Modell, die Marke weiß ich nicht mehr). Später kam dann der 140er Pelikan in meine Hände, den ich an meine Geschwister weitervererbte, da vor dem Abi und nachher im Studium wirklich niemand mehr mit Füller schrieb...
Peter, ich wollte keineswegs einen Gegensatz zwischen gestern und heute in der Art "früher war alles besser" aufzeigen. Dass früher keineswegs alles besser war, weiß ich sehr gut. Aber warum gibt es ausgerechnet im Bereich der Freunde schöner und zuverlässiger Schreibgeräte so viele, die im Ernstfall die älteren Modelle den heutigen Exemplaren vorziehen würden? Bei Waschmaschinen (ebenfalls Gebrauchsgegenstände, die zuverlässig funktionieren sollen) ist dieses Verhalten eher selten anzutreffen... 8)
Grüße von der Saarländerin Roswitha
Gerry
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Gerry »

Beim gegenwärtigen Stand meiner Füllhaltersammlung käme mein Pelikan Ductus mit Feder M in die Tasche.
Mein Lamy 2000 mit Feder M wäre eine ausgezeichnete Alternative. Der Ductus liegt mir aber besser in der Hand. Gerade im Griffbereich hat er so eine angenehme Mulde in die meine Finger wie in einem Maßschuh Platz und Halt haben.

Wichtig: Ich kann mit dem Ductus schnell und trotzdem leserlich schreiben. Eine oder zwei Ersatzpatronen (blau) genügen locker und wären bezüglich Transport und Handling des Nachfüllens weniger aufwändig als ein Tintenfässchen.
Gruß
Gerhard
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

Den offiziellen Neupreis des 400ers von Pelikan kenne ich nicht, vermute aber, dass er außerhalb des Budgets eines durchschnittlichen Schülers oder Studenten lieg
Das ist völlig richtig. Der ist zu teuer für die meisten. Aber ich denke, ein Lamy Safari, Al-Star, Studio oder ein Pelikan M 200 z.B. würde heute einem Schüler dieselben guten Dienste leisten wie früher ein Pelikan 140 oder ein entsprechender Geha-Füller.

Gruß

Peter
isegrimmgo

Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo,
schönes Thema!
Eben diese Frage habe ich mir vor meinem 1. Staatsexamen auch gestellt. (ca 15 Prüfungen mit je 8 - 12 Seiten geschriebenem Text) Mein Prüfungstisch war anfangs noch von Füllfederhaltern übersät. (l 2000, m200, m400 ... mit höherwertigerem hatte ich bis dato noch nicht aufzuwarten) Es wurden von Tag zu Tag weniger.
Letztendlich kristalisierte sich der Waterman Kultur in knallgrüntransparent als der Favovit schlechthin heraus! Seit dem ruhen die verwendeten zwei Prüfungsexemplare gereinigt und in Samt gebetet in einer Schatulle. Ich finde es immer noch faszinierend (und oft auch ärgerlich) , dass Füllfedern, die 50x teuerer sind diesen Schreiberling nicht toppen können.
Zu dieser Zeit kam ich auch zu meiner Standarttinte: Waterman blueblack.
Gott sei Dank kann ich diese Frage aus der Perspektive eines Rückblickes beantworten.
Allen anderen, denen eine größere Prüfung noch bevorsteht wünsche ich viel Glück! Ich hatte es!
Grüße
Wolfgang
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Tenryu
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Tenryu »

Ich glaube, die Frage läßt sich dadurch beantworten, daß die meisten Füllersammler keine normalen Schreibgerätenutzer sind.

Der normale Füllhalterbenutzer besitzt nicht 30 oder 100 Schreibgeräte, sondern eines oder bestenfalls ielleicht zwei. Und die müssen dann alltagstauglich sein. Das bedeutet zum normalen, schnellen Schreiben auf allerlei Papier sich eignen und nicht für Schönschreib-Übungen. Da sind nun einmal keine Italic oder Flex-Federn gefragt, sondern Federn, die ohne Übung oder Eingewöhnung sofort nutzbar sind. Also eigentlich Pelikanos für gut betuchte Erwachsene.
Und die Hersteller erfüllen diese Wünsche, indem sie unkomplizierte Federn für den Massengeschmack produzieren.

Der Sammler hingegen ist immer auf der Suche nach dem außergewöhnlichen. Er will eben auch besondere Federn haben. Und dank der großen Auswahl hat er für elle Gelegenheiten das passende Schreibgerät. Er ist informiert, kennt sich aus; und ist auch bereit, Geld in sein Hobby zu investieren und auch gelegentlich einen Reinfall in Kauf zu nehmen.
Thomas Baier
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Roswitha,

ich würde nehmen

Targa by Sheaffer, Laque Thuya, 14-K-Goldfeder F mit blauer Tinte

gefüllt mit einer Sheaffer-Patrone über Spritze und Nadel aus dem Tintenfaß. Das könnte derzeit durchaus wieder die Aurora blau sein, die ich momenten in dem Halter wieder benutze.

Wahrscheinlich würde ich keine Ersatzfüllung benötigen, würde dann vielleicht als eiserne Reserve und zur eigenen Beruhigung einen Pumpkonverter und ein Tintenfaß mitnehmen, aber keine Spritze und ein Tempo-Taschentuch beilegen. Da dürfte nichts auslaufen. Schon zu Schulzeiten habe ich eine Parker-Patrone in Arbeiten nie komplett leer bekommen.

Gott sei Dank eine hypothetische Antwort. Wenn ich beim Strahlenschutz-Fachkundenachweis alle 5 Jahre geprüft werde, dann muß ich nur medizinertypisch nur ankreuzen und die Fachzusatzprüfung wird dann mündlich stattfinden, aber erst 2011.

Als Ersatz würde ich wahrscheinlich einen Waterman Edson mit F-Feder mitnehmen, der eine ähnliche Federbreite hat.

Viele Grüße und Danke für den interessanten Faden
Thomas

P. S.: Die Diskussion über alt und neu ändert sich bei einem (zumindest bei mir) alle paar Jahre, vor allem dann, wenn man an einem alten Halter einen Defekt hat, z. B. ihn auch hat fallen lassen er beschädigt ist und man nicht weiß, wie man ihn wieder heil bekommt. Dann sagt man: "Nie mehr nehme ich solch einen Halter mit!" Dann nimmt man wieder neuere und ist vielleicht nicht zufrieden, naja und alles beginnt wieder von vorne. So ist das halt in unserem Metier. Ich habe bei den alten Pelikan 400 (oder auch 140) eine ebenso gute Langzeitqualität festgestellt wie bei den modernen. Das Celluloid und die Farben (gilt besonders für Schildpatt) sind ein Vorteil der alten Modelle. Die Federunterschiede sind ja bekannt.
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Linceo
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Linceo »

Tenryu hat geschrieben:Ich glaube, die Frage läßt sich dadurch beantworten, daß die meisten Füllersammler keine normalen Schreibgerätenutzer sind.

Der normale Füllhalterbenutzer besitzt nicht 30 oder 100 Schreibgeräte, sondern eines oder bestenfalls ielleicht zwei. Und die müssen dann alltagstauglich sein. Das bedeutet zum normalen, schnellen Schreiben auf allerlei Papier sich eignen und nicht für Schönschreib-Übungen. Da sind nun einmal keine Italic oder Flex-Federn gefragt, sondern Federn, die ohne Übung oder Eingewöhnung sofort nutzbar sind. Also eigentlich Pelikanos für gut betuchte Erwachsene.
Und die Hersteller erfüllen diese Wünsche, indem sie unkomplizierte Federn für den Massengeschmack produzieren.

Der Sammler hingegen ist immer auf der Suche nach dem außergewöhnlichen. Er will eben auch besondere Federn haben.
Dem kann ich nur zum Teil zustimmen, denn wie kommt es dann, daß in früheren Zeiten, als eben der Füller für die meisten Menschen das Schreibgerät des Alltags war und nicht der Kugelschreiber, die Angebotspalette hinsichtlich der Federn schon für einfachere Füllhalter, z.B. den Pelikan 140 aber auch für die meisten anderen Modelle, auch anderer Hersteller, so viel breiter war als heute?

Vielleicht liegt es auch daran, daß anders als heute, von vornherein auch in den Schulen sehr viel mehr Wert auf schönes Schreiben und - ganz selbstverständlich - auf das Schreiben mit Füller gelegt wurde.

Ich glaube ferner, daß wer heute einen Füller als Alltagsschreibgerät kauft, auch eher im unteren Preissegment bleibt und mit einem Lamy Safari oder Al-Star glücklich wird (keine Abwertung, habe davon auch zwei im Dauergebrauch) und nicht hundert(e von) Euro für einen repräsentativen Füllhalter ausgibt. Das ist wohl nicht die Antwort auf Roswithas Frage.

Donate
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