Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Freizeitsportler
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Downfall hat geschrieben:
07.08.2024 10:50
Die handelsüblichen EG-Tinten liegen soweit ich weiß oft im Bereich um 2,0.
Deswegen denke ich gelegentlich auch darüber nach, einfach ähnlich saure Tinten zusammen zu mengen. 4001 Königsblau mit Blau-Schwarz wurde hier im Forum, glaube ich, schon für gut befunden. Nun ist die Pelikan 4001 Blau-Schwarz eher nicht so eine starke EG-Tinte und nicht “ewig” lichtbeständig, wohl aber mehr als R&K’s Salix. Diese fließt wiederum besser. So könnten eventuell alle drei zusammen gemischt eine gute, blaue Version ergeben. Soll die Tinte noch beständiger sein, würde die Zugabe evt. von Diamine EG-Tinte, vom pH-Wert jedenfalls auch passen. Der blaue Farbstoff von der Pelikan Königsblau ließe sich wahrscheinlich weiter wegkillern, aber die Schrift würde nicht zerstört.
Scabiosa und 4001 Türkis ergäben vielleicht ebenfalls eine interessante Beimischung, ohne dass der pH-Wert groß gestört bzw. verändert würde. Dabei sollten diese Mischungen eigentlich doch sehr gut Füller tauglich sein, weil es die einzelnen Tinten überwiegend ja genauso sind.
Nun allerdings die beste Mischung herauszufinden, stelle ich mir schon einigermaßen aufwändig vor, weshalb ich derartige Experimente bisher gescheut habe. :)
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

Na ja, kann man machen. Nur ob es sich rentiert, das ist eine andere Frage. Versuch macht klug!
Wenn ich ehrlich bin, ich habe den Aufwand gescheut und die Kosten. Da "braue" ich mir lieber eine funktionsfähige EG-Basistinte zusammen und stimme meine Füller auf die Tinte ab. Wenn es hinhaut kann ich so eine Basistinte in nahezu allen meinen Füller nutzen. Bei Exoten wird das Fließverhalten der Tinte zusätzlich angepasst.
Aber das ist meine bescheidene Meinung.
Schlage vor, Du fängst mal zu mischen an und stellst Deine Ergebnisse und Tintenvorstellungen hier ein.
Bin schon mal gespannt!
Viele Grüße

Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Pelikan Königsblau ist ca. 2,8 und Registrars Ink so 1,65. Da passt schon noch die ein oder andere Zitronenlimo dazwischen.
Freizeitsportler
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Gast1 hat geschrieben:
07.08.2024 22:27
Pelikan Königsblau ist ca. 2,8 und Registrars Ink so 1,65. Da passt schon noch die ein oder andere Zitronenlimo dazwischen.
Ich bin von der Tabelle hier ausgegangen. Danach hat die 4001 Königsblau einen pH-Wert von 2,2 ;)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich muss sagen, dass es mich viel mehr reizt, meine eigene Tinte zu kreieren.
Mal abgesehen davon, dass mir der chemische Teil gerade sehr viel Spaß macht (wieder mal ein Grund zum weiterbilden :)), verlasse ich mich ungern auf die Hersteller, dass alle Tinten im Sortiment bleiben. Mischen von Tinten hat mich sowieso noch nie sooo sehr interessiert.

Aber klar, für diejenigen, die gerne mischen, ist das eine gute Variante. Ob die Mischungen dann stabil sind muss man natürlich von Fall zu Fall immer wieder testen.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Freizeitsportler hat geschrieben:
07.08.2024 23:05
Gast1 hat geschrieben:
07.08.2024 22:27
Pelikan Königsblau ist ca. 2,8 und Registrars Ink so 1,65. Da passt schon noch die ein oder andere Zitronenlimo dazwischen.
Ich bin von der Tabelle hier ausgegangen. Danach hat die 4001 Königsblau einen pH-Wert von 2,2 ;)
Tja, man kann natürlich nie 100% sicher sein, ob nichtmal eine Tinte irgendwann verändert wurde. Andererseits würde ich mich auch nicht einfach auf irgendwelche Tabellen im Internet verlassen, es sei denn, sie stammen von mir oder von Pelikan.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Wenn ich daran denke, wie oft unser Professor in theoretischer Elektrotechnik den Spruch "das steht aber so im Internet" gehört hat, und seine Antwort war immer wieder: "Wenn Sie alles, was im Internet falsch ist, da raus löschen, bleibt höchstens noch ein Drittel übrig" :)
Freizeitsportler
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Gast1 hat geschrieben:
08.08.2024 8:25
Tja, man kann natürlich nie 100% sicher sein, ob nichtmal eine Tinte irgendwann verändert wurde.
Vollkommen richtig! Die ungefähren Angaben von Pelikan sind aus dem Jahr 2002 und die gemessenen Werte in der Tabelle von 2023. Schwankungen in Chargen der Produktion kann es ebenso geben. Wie konstant die Stoffmengenkonzentration von den Herstellern eingestellt ist, weiß ich allerdings auch nicht.
Ich sag ja, es ist schon sehr aufwendig.
Daher sind Vorüberlegungen unumgänglich.
Vielleicht können Chemiker mit Reaktionsgleichungen die beste Variante zur Herstellung einer EG-Tinte vorab berechnen?
Für meinen Hausgebrauch reicht allemal die Pelikan 4001 Blau-Schwarz zuverlässig aus.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich bin mir sogar recht sicher, dass die 4001 Königsblau um 2015 bis 2018 verändert wurde.
Ich erinnere mich, dass ein Bekannter im Studium ein neues Fass gekauft hat, und wir uns alle darüber wunderten, dass der Farbton deutlich kräftiger war als bei der Tinte aus dem Fass davor.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Freizeitsportler hat geschrieben:
08.08.2024 9:06
... Die ungefähren Angaben von Pelikan sind aus dem Jahr 2002 und die gemessenen Werte in der Tabelle von 2023. ...
Ja, da hast Du recht, als wir mit den EG-Tinten hier im Thread angefangen haben, habe ich die Pelikan Königsblau aber mal gemessen, das war so 2013-2014, da lag sie bei 2,8. EG-technisch ist die sowieso nur Wasser, weil sie keinen Eisengallus-Tintenkörper hat. Aber so eine Tinte wie die Platinum Citrus-Black, die ja eine Pelikan Blauschwarz in Citrus ist, herstellerseitig auf 1,5 zu setzen, da muss man schon die Limo gegen den Likör getauscht haben. Bei so einer Eisengallustinte den korrekten pH-Wert zu messen ist nämlich gar nicht so leicht, statistisch ist nur ein einziger richtig, alle anderen sind falsch. :)
Xyliver
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Xyliver »

Hallo die Herrschaften,

Frage eines stummen Mitlesers: Kein EG-Tintenkörper bei der Pelikan heißt, dass es eine Farbstofftinte mit Zusatz (wovon?) ist? Und jene mit Körper dann „echte“ EG-Tinten mit Hilfsfarbstoff? Dachte immer die Pelikan gehört auch in diese Kategorie. Kann es sein, dass sie deswegen nicht die bei anderen EG-Tinten zu beobachtenden Ausfällungen macht?

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Xyliver
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Xyliver hat geschrieben:
08.08.2024 10:09
Frage eines stummen Mitlesers: Kein EG-Tintenkörper bei der Pelikan heißt, dass es eine Farbstofftinte mit Zusatz (wovon?) ist? Und jene mit Körper dann „echte“ EG-Tinten mit Hilfsfarbstoff? ...
Die Pelikan Königsblau hat keinen EG-Tintenkörper. Helmut verwendet die halt als Hilfsfarbstoff in Eisengallustinten, die keinen Hilfsfarbstoff haben. Die Pelikan Blauschwarz hat schon einen EG-Tintenkörper.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Die Pelikan Königsblau hat mit EG nichts zu tun. Mit EG-Tintenkörper ist gemeint, dass die Tinte grundsätzlich erstmal Eisengallus ist und der EG-Tintenkörper wird noch durch einen Hilfsfarbstoff ergänzt, da die reine EG-Tinte meist nur farblos aufs Blatt geht und erst nach Oxidation sichtbar wird. Der Hilfsfarbstoff (z.B. blau in den meisten Fällen) sorgt also wirklich für die Hilfe, das Geschriebene direkt sehen zu können.

Prinzipiell ist also jede Tinte, die keinen EG-Körper hat, eine reine Farbstofftinte (also praktisch sind das dann fast alle Tinten am Markt).
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
08.08.2024 11:34
... Prinzipiell ist also jede Tinte, die keinen EG-Körper hat, eine reine Farbstofftinte (also praktisch sind das dann fast alle Tinten am Markt).
Da darf man natürlich die Pigmenttinten nicht vergessen. Die alten Eisengallustinten im Mittelalter waren praktisch Zwitter, die hatten einen Teil Eisentannat in pigmentierter Form in Schwebe, der gelegentlich aufgerührt wurde (und waren entsprechend dickflüssig, um das zu ermöglichen, was beim Gänsekiel kein Nachteil war), dadurch waren die schon beim Schreiben grau oder schwarz und haben dann den Rest EG auf dem Papier gebildet und je älter die wurden, umso mehr waren sie schon im Flakon pigmentiert. Die Änderung kam im 19.Jh. (wobei Blauholz auch schon vorher verwendet wurde, aber nicht im Mittelalter, weil das Blauholz aus Amerika kam). Man konnte mit den Metallfedern die Tinten dünnflüssiger machen, die fließen dann leichter von der Feder und machen auch ein besseres Schriftbild (man darf sie nur nicht zu dünn machen). Aber um die Tinten dünnflüssiger zu machen, musste man die Pigmentierung stark verzögern, weil die sonst schneller absetzt, als man rühren kann. Und da kamen die starken Säuren in's Spiel, man hält dadurch den EG-Tintenkörper in gelöster und transparenter Form in der flüssigen Tinte und braucht aus genanntem Grunde einen Hilfsfarbstoff, der aber natürlich auch zu einer farblichen Nuancierung der Schriftzüge führt.
Xyliver
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Xyliver »

Ich ging davon aus, dass die Pelikan blauschwarz gemeint ist und habe deshalb die Frage gestellt. Aber wer richtig liest, kommt natürlich nicht auf diese Idee, wie ich jetzt sehe. :) Dass die Königsblaue kein EG ist, wusste ich schon.
Trotzdem danke.
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