Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Gast1 hat geschrieben:
22.08.2024 20:56
Downfall hat geschrieben:
22.08.2024 17:16
... Kann man die Ausfällungen durch die Lagerbedingung eigentlich hinauszögern? ...
Lichtgeschützt lagern. Wenn es im Füller keine Probleme macht, könntest Du auch mit der Gerbsäure noch 0,1 hoch und eine kleine Reserve schaffen. Und nicht mehr Säure als wirklich nötig, man sollte allgemein nicht mehr Säure als nötig verwenden. :)
Ich werde mir das ansehen :)
Und keine Sorge, wirklich mehr Säure habe ich nicht verwendet. In der Norm ist von 2,5g Salzsäure die Rede, ich habe jetzt hier dann vielleicht 2,53g :)

Heinrich, das sieht richtig gut aus für die Tinte! Aber das TR Papier ist sowieso nochmal eine eigene Kategorie. Die Standardkönigsblauen sind aber unterschätzte Tinten, ich mag die von R&K sehr gern.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Was mich ein wenig irritiert, direkt nach dem Trocknen wirkt die Tinte immer ein wenig so, als würde sie ausfedern und durchbluten. Der Schriftzug hat dann diese unregelmäßige Farbgebung...sicherlich kennt das jeder, wenn man mit einer nassen Tinte auf Kopierpapier schreibt.
Das verschwindet allerdings nach der Oxidation, oder es ist zumindest nicht mehr sichtbar. Die Tinte blutet aber weder durch, noch federt sie aus. Vermutlich aufgrund des Gummi Arabicum. Ich kann damit, ähnlich wie mit der Nachtblauen, auf allen möglichen Papieren schreiben, sogar das Kopierpapier auf der Arbeit, wo die Salix versagt, ist kein Problem. Der Schriftzug macht den Eindruck, als würde er auf dem Papier "stehen".

Aber ich frage mich, wo diese komische Textur direkt nach dem Trocknen herkommt. Man erkennt da richtig die Papierfasern durch die Tinte. Liegt das vielleicht daran, dass es keinen Farbstoff gibt? Ich habe es leider nicht so recht geschafft, den Effekt zu fotografieren.

Was ich auch schon festgestellt habe: Ohne Glycerol kommen bei offener Kappe recht schnell Anschreibschwierigkeiten auf.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
23.08.2024 9:43
Was mich ein wenig irritiert, direkt nach dem Trocknen wirkt die Tinte immer ein wenig so, als würde sie ausfedern und durchbluten. Der Schriftzug hat dann diese unregelmäßige Farbgebung...
Das ist schon nicht uninteressant. Das bei dem braunen Halo um die Schriftzüge, der irgendwann auch beim Tintenfraß auftritt (aber nicht heute) in dem ein oder anderen Fall (und Papier) eine gewisse Trennung der Komponenten schon beim Schreiben eine mögliche Ursache sein könnte, haben wir ja auch schon vermutet. Nun werden Fachleute vielleicht sagen, Moment mal, das ist ja alles schon ein Eisen-II-Komplex und die Komponenten liegen gar nicht mehr getrennt vor. Aber in der Praxis ist es nicht immer genau wie in der Theorie (eigentlich ist es auch in der Theorie nicht wie in der Theorie, die ist dann einfach nur ungenau). :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ahhh, das kam mir schon komisch vor. Ich frage mich nur, weshalb die Komponenten beim Schreiben getrennt sind. Dann wäre ja irgendeine Relation in der Tinte nicht korrekt?
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Zum Vergleich könnte ich auch mal eine Variante mit Gallussäure und Tannin machen, statt nur das Tannin zu verwenden. Dann muss ich nur mit dem Eisen runter. Oder mit den beiden Säuren hoch.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
23.08.2024 13:47
Ahhh, das kam mir schon komisch vor. Ich frage mich nur, weshalb die Komponenten beim Schreiben getrennt sind. Dann wäre ja irgendeine Relation in der Tinte nicht korrekt?
Korrekt, was ist schon korrekt? :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

So, ich bin gerade am letzte Reste Nachtblau wegspülen. Die Korrektheit der Eisengallustinten. Die alten Tinten waren aus Galläpfeln gemacht, da kann je nach Herkunftsbedingungen der Gerbsäuregehalt irgendwo zwischen ca. 30 und ca. 60% liegen, dazu kommen die unterschiedlichen Extraktionsmethoden. Kein Mensch weiß, wieviel Gerbsäure da jeweils original drinnen war. Es gibt aber gewisse Erfahrungswerte und man kann die Ausfällungen hinsichtlich Masserelationen untersuchen. Die Forschung konzentriert sich auf den Eisen-Gallat-Komplex, in den Tinten war aber kaum Gallussäure. Und für die Restauration ist das auch weitesgehend egal, weil die Probleme hauptsächlich Schwefelsäure und freie Metallionen sind. Mit anderen Worten, die aktuelle Forschung weiß über die alten Eisengallustinten etwa soviel, wie alle anderen auch. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich lasse jetzt erstmal alles so. Vielleicht muss ich die Tinte auch einfach noch ein bisschen stehen lassen.

Vielleicht ist auch zuviel GA drin, weil ich die Tinte bei dickem Auftrag ein wenig ablösen kann durch Reibung mit dem Fingernagel. Wobei ich davon maximal 1% drin hab. Könnte mir schon vorstellen, dass die dann einfach nur auf dem Papier steht und dieser optische Eindruck einfach nur der Oxidationsprozess ist und nicht eine Aufteilung der Komponenten.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Als Zusatz, ich kann die Tinte nicht sichtbar ablösen, aber ich merke, dass sich dann ein wenig "schwärzlicher Staub" an meinem Finger befindet.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Ja, die ist nicht richtig trockenwischfest, das Problem hat Montblanc bei der Permanent black aber auch. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Stört mich jetzt auch nicht unbedingt. Aber es ist auch dermaßen minimal.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Bei Montblanc ist das eine Konzession an die Füllertauglichkeit. Füller schränkt das halt etwas ein, Tauchfeder bietet mehr Spielraum.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Klar, für die Feder müsste man die EG ja nicht mal filtern. Das ist schon ein Vorteil.

Ich habe mich mal wieder mit dem amerikanischen Business Penmanship befasst. In einem alten Buch, ich glaube, das war Behrensmeyer, geht recht gut hervor, dass man den Füller, der damals ja noch eine neumodische Sache war, eher abgelehnt hat. Da steht drin, Füllehalter sind eher so eine Sache der Bequemlichkeit, mit ordentlich schreiben hat das nichts zu tun :D

Die zweite Charge, die ich gemacht habe, zeigt nach einem Tag eher dunkelgraue bis schwarze Schrift. Die erste ist jetzt nach einer Woche sehr dunkel violett-braun. Ich schaffe es aber nicht, die Nuancen vernünftig mit der Kamera einzufangen.

Ich hoffe, dass das bräunliche kein Zeichen von Unausgewogenheit ist. Zumindest hab ich mich stur an das Verhältnis 3:1 zwischen Tannin zu Eisen-II-Sulfat gehalten.

Methylenblau hat nach einem Tag übrigens für nicht löslichen schwarzen Absatz am Boden des Glases gesorgt. Ich brauche aber auch erstmal gar keinen Hilfsfarbstoff :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
24.08.2024 10:22
... In einem alten Buch, ich glaube, das war Behrensmeyer, geht recht gut hervor, dass man den Füller, der damals ja noch eine neumodische Sache war, eher abgelehnt hat. Da steht drin, Füllehalter sind eher so eine Sache der Bequemlichkeit, mit ordentlich schreiben hat das nichts zu tun :D ...
Genau, immer das neumodische Teufelszeug. Mit Füller und Kugelspitzfeder sollte die Trockenwischfestigkeit so ausreichen. Für Tauchfeder musst Du wahrscheinlich mit dem Bindemittel ein bisschen hoch. Da wird sich maggutefueller freuen. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Tja, ich habe GA in der kurzen Zeit wirklich kennen und lieben gelernt :)
(Wobei ich es ja - vermutlich - unwissentlich schon bei der ein oder anderen hier präsenten Tinte verwendet habe ;) )
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