Bizarre "Montblanc"-Angebote

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Crovax
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Crovax »

Zum Thema Replica vs. Original ("Snatch" ist ein genialer Film):
https://www.youtube.com/watch?v=taGGtGpzmb8
"Achtung: In diesem Video wird diskriminierende Sprache verwendet" :)
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stephan

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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von fountainpen.de »

Fälschungen von MB gibt es schon lange. Hier mal ein paar Beispiele von frühen Fälschungen:
http://fountainpen.de/news/Newsletter1-fakes.pdf

Es werden auch Vintage Schreibgeräte gefälscht, d.h. da werden dann no-name Schreibgeräte genommen und "aufgehübscht"
http://fountainpen.de/news/Newsletter3-fakes.pdf

Und ja... die Fakes werden immer "besser" ...
Bei Füllern im Hochpreisbereich wird (mal abgesehen von echten raren Antiquitäten) eigentlich nur Montblanc gefälscht
Naja, von Parker oder Lamy und anderen gibt es ja auch zahlreiche Fakes ... aber klar; meist wird der Marktführer gefälscht ...
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
http://www.fountainpen.de
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Reorx
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Reorx »

Querkopf hat geschrieben:
12.02.2025 15:27
So oder so: "Schnäppchen" muss man offensichtlich gründlichst unter die Lupe nehmen. Im wörtlichen Wortsinn.
Ja, genau das macht mir tatsächlich an dieser Stelle Sorgen. Einen Jinhao kann man ja noch leicht von einem Montblanc unterscheiden, auch wenn eine gewisse Ählichkeit vorhanden ist, darin sehe ich nicht das große Problem. Aber je nachdem welche Wege eine so dreiste Fälschung nimmt, wäre ich zum Beispiel nicht dagegen gefeit diese bei einem Sammlertreffen von einem anderen Sammler der den wahren Ursprung auch nicht kennt, zu erwerben.

Viele Grüße
Harald
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Ich sehe das auch so. Zum Glück kennt man sich hier ja untereinander und häufig kann man die Herkunft der Stifte rekonstruieren bzw. kennt die Wanderungsbewegung des Stifts.
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Reorx
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Reorx »

agathon hat geschrieben:
12.02.2025 19:00
Ich sehe das auch so. Zum Glück kennt man sich hier ja untereinander und häufig kann man die Herkunft der Stifte rekonstruieren bzw. kennt die Wanderungsbewegung des Stifts.
Ganz genau, bei mir hat das dazu geführt, dass ich eigentlich fast nur noch den Forenmitgliedern bei Gebrauchtkäufen vertraue :).
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agathon
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Ich handhabe das sehr konsequent so, bei allem von höherem Wert. Historische Stücke kaufe ich nur bei diesbezüglich erfahrenen Foristi und sachkundigen Händlern und Sammlern. Neueres ganz überwiegend hier bei den alten Hasen und gelegentlich mal was im Laden. Letzteres war beim MB Calligraphy unumgänglich, da musste die Feder ausprobiert werden, wegen der damaligen Qualitätsstreuung.
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Querkopf
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Querkopf »

agathon hat geschrieben:
12.02.2025 19:24
... Historische Stücke kaufe ich nur bei diesbezüglich erfahrenen Foristi und sachkundigen Händlern und Sammlern. Neueres ganz überwiegend hier bei den alten Hasen und gelegentlich mal was im Laden. ...
Naja, wir Füllerfexe sind ja auch nicht wirklich die Zielgruppe.
Die "Montblancs" auf dieser speziellen Fake-Website sind vorwiegend Kugelschreiber, dazu ein paar Rollerballs. Plus ein einziger Füller, die Lobeshymne klingt so: "...Ein 1 zu 1 Nachbau. ... Die Qualität ist wirklich TOP. Unterschied zum Original besteht nur im Gewicht. Vom Aussehen ist es genau der gleiche Stift. Alle Markierungen und Gravierungen wie beim Original. ..." - allerdings passen Bezeichnung & Bild da nicht zusammen, wenn ich's richtig sehe :lol: ...

Persönlich lässt's mich kühl: Aus Schreiberinnen-Perspektive bin ich hochzufrieden mit den Stiften, die ich habe, und verspüre nur ausnahmsweise mal Kaufgelüste. Aber wäre ich Sammlerin, würde ich wohl nachdenklich.
Schöne Grüße
Doris
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von agathon »

Da sagst du was! Ich hatte mal ein paar alte Pelikan 100 vor vielen Jahren, als die noch günstig waren, bei Ebay geschossen, teils waren die kaputt oder hatten Defekte, was ich angegeben war. So weit, so gut! Ich hab die Dinger dann zerlegt, wieder zusammengesetzt usw. - und dabei nach bestem Wissen und Gewissen, intensiver Teilebegutachtung und Abgleichungen mit Fachliteratur und -seiten mich auch an Neuzusammensetzungen gewagt, wagen müssen, denn hier fehlte dieses und dort war jenes nicht funktionsfähig. Ich also stolz mit meinen Restaurierungen, alle schrieben prima für meine Begriffe und alles tippitoppi, zum Fachmann. Und was macht der? Schlägt die Hände über den Kopf zusammen, steckt um, holt andere Teile aus seiner Werkstatt, ersetzt die vieler meiner Teile mit diesen und richtet auch die Federn nach seinen Vorstellungen und sagt dann: „Jetzt stimmts!“ Und zwar technisch und historisch. Alles in allem hat er mir damit die berühmte Lektion erteilt und seitdem schätze ich die echte Expertise und hüte mich vor der vermeintlichen (auch eigenen).
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Gast1 »

Crovax hat geschrieben:
12.02.2025 9:31
... Diese Klausel ist unwirksam. Ein Händler kann Nutzungsbeschränkungen dieser Art nicht in seine AGB schreiben. ...
Reinschreiben kann er sie schon, aber er kann mittels AGB kein geltendes Recht außer Kraft setzen. Das Problem ist aber immernoch dasselbe, wenn man des Pferdediebes nicht habhaft wird, ist er schneller. :)
Crovax
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Crovax »

Gast1 hat geschrieben:
13.02.2025 12:09
Crovax hat geschrieben:
12.02.2025 9:31
... Diese Klausel ist unwirksam. Ein Händler kann Nutzungsbeschränkungen dieser Art nicht in seine AGB schreiben. ...
Reinschreiben kann er sie schon, aber er kann mittels AGB kein geltendes Recht außer Kraft setzen. Das Problem ist aber immernoch dasselbe, wenn man des Pferdediebes nicht habhaft wird, ist er schneller. :)
Prinzipiell stimmt das, aber bei dieser Klausel ist es umgekehrt. Man kann sie ignorieren und es wäre Sache des Händlers, sie vor Gericht durchzusetzen. Da geht es ja darum, dass man ihm keine Verantwortung für die Verbreitung der Fälschung und etwaiger Folgen anlasten können soll.
Das schwierigere Problem für mich bei dem Laden ist, dass ich keine Ahnung habe, wo der Händler wirklich sitzt und ob dieses ganze AGB-Brimborium nicht nur eine Nebelkerze ist. Dass er nur auf eine "Versandzentrale in der EU" verweist und vermutlich seit 2007 (da wurde die Domain "uhren-store.com" registriert) kein Impressum hat (was in allen EU-Staaten Vorschrift ist), lässt mich vermuten, dass der Händler in irgendeiner Bananenrepublik sitzt, von dort die Verkäufe abwickelt, die Ware irgendwie in ein EU-Land verbringt, wo die Zollkontrollen nicht so gut sind und dann von da aus weiterverteilt.
Seine "AGB" könnte er mit der gleichen Rechtskraft auch so zusammenfassen: "Du mir geben Geld, ich vielleicht dir schicken falsche Uhr".
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Gast1 »

Crovax hat geschrieben:
13.02.2025 12:57
... Seine "AGB" könnte er mit der gleichen Rechtskraft auch so zusammenfassen: "Du mir geben Geld, ich vielleicht dir schicken falsche Uhr".
Ja, das ist Mummpitz. Aber das ist, wie gesagt, keine neue Erscheinung, gerade auch bei den Montblanc-Füllern.
Früher fälschte man Reliquien, da war dann die 35. Fußzehe vom heiligen Ignatzio in Umlauf. Als Sammler sollte man sich mit der Thematik befassen, das schreiben wir ja auch immer bei den historischen Füllern, weil da weniger Fälschungen, aber teilweise Schrott in Umlauf ist. Für mich als Schreiber ist es im Grunde egal. Für den Boots New Century Pen habe ich so 27€ bezahlt, weil den niemand wollte. Hätte da Mabie Todd draufgestanden, wäre der mindestens doppelt so teuer. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine Drogeriekette den Stift gefertigt hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Boots_(Drogerie)), das war vermutlich schon ein Füllerhersteller.
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Querkopf
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Querkopf »

Crovax hat geschrieben:
13.02.2025 12:57
... lässt mich vermuten, dass der Händler in irgendeiner Bananenrepublik sitzt, von dort die Verkäufe abwickelt, die Ware irgendwie in ein EU-Land verbringt, wo die Zollkontrollen nicht so gut sind und dann von da aus weiterverteilt.
Seine "AGB" könnte er mit der gleichen Rechtskraft auch so zusammenfassen: "Du mir geben Geld, ich vielleicht dir schicken falsche Uhr".
Exakt. Was auch aus anderen Passagen der "AGB" zu erschließen ist (Rückgaberecht, Garantie etc.pp.)...
Gast1 hat geschrieben:
13.02.2025 12:09
... er kann mittels AGB kein geltendes Recht außer Kraft setzen. ...
Im Prinzip ja. Aber (Radio Eriwan hat immer Recht :lol: ): Man müsste ihn erstmal zu greifen kriegen, um ihn auf geltendes Recht zu nageln. Peifendeckel, mangels Impressum/ Name/ Adresse.

Das Ding mit dem mutmaßlichen Bananenrepublik-Sitz teilt dieser Shop übrigens mit Kollegen, die ebenfalls neben falschen Uhren ein Nebensortiment aus falschen Stiften und falschem Schmuck anbieten - die Domain-Endung ".to" steht, ich schrieb es schon im Eingangspost, für das winzige Südsee-Inselkönigreich Tonga :mrgreen: .
Website-Beispiel: https://www.replica.to/accessoires-kuge ... er_page=30
Das Stift-Schmuck-Angebot gleicht dem bei "o-fakes" zum Verwechseln (besonders hübsch ist das Versprechen eines "Qualitätsuhrwerks" bei den Kulis ;) ).
Gibt noch etliche weitere "Replica"-Shops mit ähnlichem Sortiment. Bei einigen landet man nach dem Klick auf ein Produkt auf der "o-fakes"-Website - - huch, wat'n Zufall :twisted:..

Wohl ein gut organisiertes Netzwerk. Muss für Uhrensammler ein echtes Problem sein. Da haben wir Füllerfexe es noch relativ gut.
Schöne Grüße
Doris
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Re: Bizarre "Montblanc"-Angebote

Beitrag von Gast1 »

Querkopf hat geschrieben:
13.02.2025 14:57
... Im Prinzip ja. Aber (Radio Eriwan hat immer Recht :lol: ): Man müsste ihn erstmal zu greifen kriegen, um ihn auf geltendes Recht zu nageln. Peifendeckel, mangels Impressum/ Name/ Adresse. ...
Tja, da hilft nur Gegenbeschiss. Ich würde den mit 11-Euro-Scheinen bezahlen. :)
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