1950 OBB & 2013 OBB Feder

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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

Josh hat geschrieben:
[.......]
[.......]
Grundsätzlich mag das zutreffend sein. Regelmäßig beobachte/te ich aber, dass Verwender älterer Federn mit Ihren Schreibgeräten - auch beim Schreiben - etwas behutsamer und sensibler umgehen und auch langsamer und bewusster schreiben als solche, die mit heutigen Federn aufgewachsen sind und regelmäßig auch nur steife Federn verwenden. Meine eigenen Versuche mit recht flexiblen Pelikan-Federn, beides Erbstücke wohl aus den 1950er Jahren, führen regelmäßig zu einer erheblichen Verringerung der Schreibgeschwindigkeit, weil die Federn ansonsten sehr zum Kratzen / Schaben neigen. Daraus ergibt sich für mich, dass alte, flexible Federn eine angepasste Schreibweise erfordern, während heutige Federn in der Handhabung etwas unkomplizierter, dafür aber vielleicht auch etwas weniger reizvoll sein mögen.
[.....]
Zustimmung!

In der heutigen schnellen Zeit, hat man keine Zeit mehr sich mit Schreibhaltung, Schreibkultur, Linienhvariation, etc. zu beschäftigen.

Es muss schnell gehen, unkompliziert und problemlos.
Handschriftliches kostete sowieso schon viel Zeit und dann auch noch langsamer schreiben, damit man durch die Feder gezwungen, ein schönes Schriftstück kreiert.

:-(

Nun ja, wir werden nichts daran ändern können.
Es bleibt uns nur noch der Weg zu einer Schreibgerätebörse (die nächste ist in Köln) um dort ein paar alte Schätzen ins Leben zuück zu holen.

Gruß
Thomas
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Josh
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Josh »

@ Michael

Danke für den Hinweis betreffend Zitat. Ich habe es korrigiert.

@ Thomas

Alternativ bliebe auch eine Nachbearbeitung entweder durch einen Federexperten (Nibmaster) oder - etwas Zeit, gute Nerven, eine ruhige Hand, geeignetes Werkzeug und eine gute Lupe vorausgesetzt - in Eigenarbeit. Anhand der Bilder beispielsweise auf Richard Binders Seite ist nach meinem Dafürhalten eigentlich recht leicht nachvollziehbar, welchen Schliff es für welchen Effekt braucht und auch, wie der jeweilige Schliff im Detail aussehen sollte. Ich habe mich auch schon an zwei Goldfedern "vergriffen" - einmal mit nach meinem Empfinden sehr gutem, ein anderes Mal mit herausragendem Ergebnis. Letztere ist heute mein absoluter Liebling, den ich gerne im Berufsalltag nutze.

Viele Grüße
Thomas
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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

Josh hat geschrieben:@ Michael



@ Thomas

Alternativ bliebe auch eine Nachbearbeitung entweder durch einen Federexperten (Nibmaster) oder - etwas Zeit, gute Nerven, eine ruhige Hand, geeignetes Werkzeug und eine gute Lupe vorausgesetzt - in Eigenarbeit. Anhand der Bilder beispielsweise auf Richard Binders Seite ist nach meinem Dafürhalten eigentlich recht leicht nachvollziehbar, welchen Schliff es für welchen Effekt braucht und auch, wie der jeweilige Schliff im Detail aussehen sollte. Ich habe mich auch schon an zwei Goldfedern "vergriffen" - einmal mit nach meinem Empfinden sehr gutem, ein anderes Mal mit herausragendem Ergebnis. Letztere ist heute mein absoluter Liebling, den ich gerne im Berufsalltag nutze.

Viele Grüße
Thomas

Ich war auf Binders Seite, gibt es da eine spezielle Rubrik, die man beachten sollte.
Hast Du da einen Tip?
Die Seite ist ja so vollgestopft mit Informationen.

Zu Selbstbearbeitung:
- Nerven: na ja :-)
- ruhige Hand: ja
- Werkzeuge: ist alles dafür da
- Lupe: ja

Gruß
Thomas
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Josh
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Josh »

Hallo Thomas,

nach ein wenig Suchen: Auf den "Reference Pages" das Kapitel "Nibs I: The Basics". Ich hätte auch den Link gepostet, weiß aber nicht, ob dies erlaubt ist. Dort sind die Federschliffe für mich gut verständlich dargestellt und beschrieben und auch die Effekte, die mit dem jeweiligen Schliff erreicht werden.

Ich möchte Dir nicht unbedingt zuraten, Deine Federn selbst zu be- und überarbeiten, denn wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt, ist schnell recht viel Geld kaputt gemacht. Solltest Du Dich wirklich daran versuchen wollen, würde ich für den Anfang und erste Erfahrungen zu einer selbst wechselbaren, günstigen Stahlfeder (z.B. für Lamy oder Pelikan M200 o. ä.) raten.

Nach meinen Erfahrungen ist die Bearbeitung in Heimarbeit aber auch kein Hexenwerk - mit ein bisschen Geduld und Augenmaß / gesundem Menschenverstand lassen sich nach meiner Erfahrung beachtliche Ergebnisse erzielen. Kritisch ist der Federschlitz, der nach einer grundlegenden Bearbeitung entgratet werden sollte, damit die Feder nicht kratzt, was mitunter nicht ganz einfach ist.

Viele Grüße und gegebenenfalls viel Erfolg bei Deinen ersten Versuchen
Thomas
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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

Ich habe es getan!

Nach 2,5 Stunden Schleifen, Polieren, Ausprobieren, mit der 1950er Feder verglichen bin
ich zum Ergebnis gekommen.
Und ich bin erstaunt darüber! Ich muss mich selbst loben....:-)
Die Feder gleitet auf dem Papier wie auf Butter und ein Unterschied zu der 1950er OBB ist
kaum festzustellen. Ich bin begeistert.

Das Federmaterial ist bei der 2013er Feder stärker als das der 1950er Feder.
Die Spitze meiner modifizierten Feder ist deswegen nicht so schmal wie die von 1950, aber ich
wollte nicht weiter gehen.
Wie heisst es bei einer Scharube ? Nach FEST kommt ABGERISSEN!
Das wollte ich vermeiden.

Josh, Du hast mir Mut gemacht.
Wäre es in die Hose gegangen, hätte ich Dich zur Verantwortung gezogen :-) (Spass!)


Hier die Bilder:
schrift_neu.jpg
schrift_neu.jpg (119.09 KiB) 5516 mal betrachtet
Schrift_neu2.jpg
Schrift_neu2.jpg (130.17 KiB) 5517 mal betrachtet
Nib1.jpg
Nib1.jpg (106.2 KiB) 5517 mal betrachtet
Nib2.jpg
Nib2.jpg (113.88 KiB) 5517 mal betrachtet
Nib3.jpg
Nib3.jpg (120.93 KiB) 5519 mal betrachtet
Gruß
Thomas
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Andi36
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Andi36 »

Glückwunsch, das ist ein prima Ergebnis, Thomas!

Das kann sich sehen lassen. :D

Gruß,
Andreas
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Cepasaccus
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Cepasaccus »

Der Vorteil eines grossen Korns ist, dass man viel drauss machen kann.

Sehr schoen.
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Faith
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Faith »

Klasse, das sieht suuuper aus!
Ich traue mich da nicht ran, weil ich zu ungeduldig bin, und dann schon mal was kaputt mache. :?
Viele Grüße
Faith

Meine Blog: www.tintenpfote.de
holtorfer
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von holtorfer »

Meinen Glückwunsch!

Respekt vor Deiner Arbeit - Deiner Geduld - und Deinem Mut!

Ich hätte mich da nicht rangetraut.

Ich hätte noch eine OM im Tausch gegen was ohne "o" ... aber das brauchst Du ja jetzt nicht mehr.

Gruß Tim
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es auch nicht das Ende.
(Oscar Wilde)
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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

Cepasaccus hat geschrieben:Der Vorteil eines grossen Korns ist, dass man viel drauss machen kann.

Sehr schoen.
Das ist es! Nur deswegen hatte ich wahrscheinlich Glück und es ist nichts schief gegangen.

Es ist eine breite Feder, großes Korn, da kann man zaghaft nicht sofort etwas kaputt machen.
Bei einer F-Feder kann ein bisschen Schleifen wahrscheinlich schon zu viel sein....oops, weg
ist die Spitze :-)

Die Feder schreibt sich sehr schön. Gerade hat sie zwei Briefseiten überstanden. Ohne Aussetzer und Anschreibschwierigkeiten.

Und.......danke für die zahlreichen Antworten!

Gruß...und schönes Wochenende!
Thomas
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Josh
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Josh »

Hallo Thomas,

meinen Glückwunsch zu dem tollen Ergebnis.

Was mich nun allerdings brennend interessieren würde - mit welchen Werkzeugen / Materialien hast Du geschliffen und, vielleicht noch spannender, wie hast Du den Federschlitz entgratet?

Ich habe zum Schleifen und Polieren bislang immer auf ein Nagelfeilen-Set vom Discounter zurückgegriffen, den Federschlitz habe ich mit einer Rasierklinge bearbeitet.

Viele Grüße
Thomas
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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

Josh hat geschrieben: [.....]
[.....]
Was mich nun allerdings brennend interessieren würde - mit welchen Werkzeugen / Materialien hast Du geschliffen und, vielleicht noch spannender, wie hast Du den Federschlitz entgratet?
[.....]
Hallo Josh,

Hier ist das Werkzeug:
Werkzeug.jpg
Werkzeug.jpg (126.45 KiB) 5375 mal betrachtet
Das "weiße Zeugs" ist Polierpaste von DREMEL.
Feinstes Schmirgelpapier, Schleifsteine, Polierstein, Polierwolle und Polierfilz und zwei Lupen
(8x und 12x).....und natürlich ein DREMEL.

Entgratet habe ich mit einem feinen Schmirgelpapier, dass ich vorher naß aufeinenader gerieben habe, sodass es noch feiner in der Oberfläche wurde.
Das habe ich dann in den Federschlitz kurz durchgezogen.

Ob das in Ordnung war oder nicht weiss ich nicht, jedenfalls hat es keinen Schaden gebracht :-(

Hier noch einige Bilder der noch weiter überarbeiteten Feder:
Nib1.jpg
Nib1.jpg (137.87 KiB) 5376 mal betrachtet
Nib2.jpg
Nib2.jpg (103.95 KiB) 5373 mal betrachtet
Nib4.jpg
Nib4.jpg (92.2 KiB) 5374 mal betrachtet
So sieht es jetzt aus.

Eine ziemliche Veränderung zum Ausgangszustand:
OBB_orig.jpg
OBB_orig.jpg (111.01 KiB) 5365 mal betrachtet
Und sie schreibt ausgezeichnet. Ohne Aussetzer und ohne Anschreibschwierigkeiten.

Gruß
Thomas
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von newlife »

Schön gemacht, Thomas! Dein Equipment entspricht in etwa dem meinen, wobei ich beim Schleifen und Polieren eher dem MicroMesh zugetan bin. Ich besitze einen Satz Schleifleinen 8 x 12 cm, wenn man das noch so nennen kann (die Basis ist dünner Stoff, eine hauchdünne Lage Schaumstoff plus Korn) und einem Satz kleiner Pads auf 4 mm Schaumstoff, etwa 5 x 5 cm groß. Die großen Stücke kann man wunderbar auf Pappe oder Preßspan aufkleben und sie wie beim Schreiben benutzen, die kleinen benutze ich viel, wenn ich Füller, auch aus Ebonit, aufpolieren will, die lassen sich gut in der Hand halten. Die Körnungen betragen 1500/2400/4000/6000/8000 und 12000, damit ist alles abgedeckt, wobei ich beim Polieren kratziger Federn fast immer mit dem 6000er beginne, mehr ist meist nicht nötig. Bei solch grundlegenden Eingriffen muss man selbstredend mit gröberem Korn anfangen.

Aber wie man sieht - man muss vor solchen Manipulationen keine Bange haben! Auch die Profis arbeiten nicht anders als wir!
Grüße von Klaus!
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thott
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von thott »

newlife hat geschrieben:
[.....]
[.....]
Aber wie man sieht - man muss vor solchen Manipulationen keine Bange haben! Auch die Profis arbeiten nicht anders als wir!
Na ja......ob das so alles richtig ist was wir machen, sei mal dahingestellt.
Es ist doch mehr "Trial & Error". Ich glaube, wenn ein "Federmeister" unsere
Ergebnisse betrachtet, wird er sicherlich Schmunzeln und "Amateure" rufen :-)

Gruß
Thomas
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Re: 1950 OBB & 2013 OBB Feder

Beitrag von Floyd »

Ist das Iridium an der Spitze nach dem Umschleifen weg? Bei der alten Feder (wie auch bei meiner) sieht es so aus, als wäre die Spitze nur dünn mit Iridium (oder was auch immer) überzogen. Wenn das nicht der Fall ist, dann probier ich das vielleicht mal mit der Stahl-B am M200. Schräg aber schmaler als OBB wäre genau das, was ich suche.

Die alte OBB ist zwar weich, aber ich würde nicht sagen, daß man die Strichbreitenvariation über den Druck erzielt. Kann man machen, aber die Strichbreite variiert auch so genug. Die Erfahrung, daß man etwas langsamer schreiben muß, um das Papier nicht abzutragen, habe ich allerdings auch gemacht.
thott hat geschrieben:Es bleibt uns nur noch der Weg zu einer Schreibgerätebörse (die nächste ist in Köln) um dort ein paar alte Schätzen ins Leben zuück zu holen.
Wie findet man solche Börsen eigentlich?
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