Moin zusammen,
Dieter N schrieb:
... Re-Importe ...
... Ich glaube, dass wir alle dumm schauen würden, wenn der Hersteller das Ding zurück gibt und sagt: "Sicherlich haben Sie uns versehentlich den falschen Füller hergegeben. Bitte reklamieren Sie den Füller, der zu der eingereichten deutschen Quittung gehört." ...
Und Thomas Baier schrieb:
... nichts für ungut, aber ich finde es nicht in Ordnung, einen FH online zu kaufen und dann bei einem Händler vor Ort zu reklamieren! Auch wenn die Verkäuferin das angeboten hat, so sollte man sich in einem solchen Falle mit dem Service auseinandersetzen.
Daß Pelikan so großzügig ist und Federn u. a. bereitwillig tauscht, sollte man nicht zum Anlaß nehmen, den Fachhandel so zu instrumentalisieren.
@ Dieter:
Leider, leider gibt es noch keine "Fahrgestellnummern" für Schreibgeräte (ausser bei Montblanc), mit der die Distributionswege der Schreibgeräte nachverfolgt werden können. Aber dies wäre eine gute Möglichkeit, "Graumarktware" zu erkennen und ggf. gesondert zu behandeln, sehr aufwändig aber wirkungsvoll. Ob die Hersteller bereit sind, dies zu tun?
@ Thomas:
Danke für Dein klares Statement!
Ich halte es aber für relativ sinn- und erfolglos, mit Aussenstehenden über die Kostenstrukturen und Kalkulationsnotwendigkeiten im Facheinzelhandel zu diskutieren. Dies können wirklich nur die verstehen, die im Facheinzelhandel tätig sind.
Auch wird von Aussenstehenden immer wieder behauptet, der Fachhandel verdiene sich bei den Schreibgeräten eine "goldene Nase". Schön wäre es ja, aber es stimmt leider ganz und gar nicht! Im Gegenteil, viele Schreibwarenhändler subventionieren ihre große Auswahl, ihr breites und tiefes Schreibgerätesortiment mit anderen Sortimentsteilen.
Beweise?
Nun, die sind seit Jahren überall und von jedem zu sehen: Warum wohl wird das Angebot in den Schreibwarengeschäften immer geringer? Warum mussten und müssen immer mehr Schreibwarenfachgeschäfte in den Städten die Segel streichen? = Weil die zu realisierenden Preise keine ausreichenden Renditen mehr ermöglichen.
Was ist passiert?
Jeder Verbrauscher möchte ein ganz auf seine Wünsche zugeschnittenes oder ausgerichtetes Angebot bzw. Produkt. - Soweit verständlich und legitim.
Jeder Verbraucher ist bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. - Da treffen dann Realität und Wunschvorstellung aufeinander und stehen meistens konträr zueinander.
Die Konsequenz daraus ist, dass der Verbraucher sich sagt, dass er nur bis zu einem nach seinem Empfinden angemessenen Preis bereit ist, für seine Wunschrealisierung zu zahlen. - Da dies dann meistens nicht erfüllbar ist, schraubt der Verbraucher seine Ansprüche entsprechend herunter, bis es mit dem Preis klappt. Und wirkliche Individualprodukte werden noch teurer.
Was sind die Folgen?
Das Angebot wird immer kleiner, die Vielfalt schrumpft. Weniger Vielfalt im Angebot bedeutet auch, dass noch weniger Fachhgeschäfte existieren werden. Dadurch hat aber die Industrie auch weniger Verkaufsstellen, wo sie ihre neuen Produkte einführen können. Daraus folgert, dass die Industrie auch weniger Innovationen entwickelt und ihr Angebot verringert. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich die Entwicklung zur Einheitsgesellschaft beschleunigt. Eine Spirale ohne Ende?
Der Wunsch nach Individualität des Einzelnen - sich auch ausdrückend in seinen Konsumwünschen - wird ergänzt durch die Gesellschaftsentwicklung zum Egoismus. Jeder will für sich nur das Beste, aber zum günstigsten Preis. "Geiz ist geil". Ich, ich, ich - die anderen sind mir egal...
Aber - oh Wunder - es gibt ja kaum noch Fachgeschäfte, wo ich die schicken Produkte mal anfassen kann; die Hersteller bieten ja meine Federstärke für diese Modell gar nicht mehr an; und für eine Reklamation muss ich etwa selber ein Paket packen und versenden? Wieso das? Ich habe doch immer nur meinen Vorteil gesucht und gefunden, und jetzt?
Der Wunsch nach Individualität trifft also auf ein immer uniformeres Angebot? Ja schaut doch mal selbst: Wo gibt es denn heute noch eine große Federbreitenauswahl? Bei Pelikan und Montblanc werdet Ihr sagen - aber dort ist die Auswahl bei den neueren Modellen auch stark eingeschränkt und bei den älteren werden sie auch immer weniger. Sanford z.B. bietet einige Modelle sogar nur noch mit M-Feder an ...
Und wie hat sich die Produktqualität (z.B. bei den Pelikan-Federn) entwickelt?
Wer hat daran Schuld?
Es ist alleine das Konsumverhalten der Verbraucher. Die "Geiz ist geil" Ellbogen-Welle, die dem Verbraucher einredet, dass er NUR auf seinen persönlichen Preis-Vorteil achten und die weiteren Konsequenzen nach dem Motto "was schert mich die Zukunft" ignorieren soll, hat diese neagtive Entwicklung nur aufgegriffen und verstärkt. - Heute ist der Verbraucher sogar noch stolz darauf, wenn er sich kostenintensiver, aber für ihn kostenloser Dienstleistungen im Fachhandel bedient und dann (vorher und/oder nachher) zu seinem günstigsten Preis anderswo Ware besorgt. -> Was ist daran fair und wie kann man darauf auch noch stolz sein, lieber Katharsis? Nur weil es "alle" so machen?
Der Schreibwarenhandel scheut keinen fairen Wettbewerb und Unternehmen wie das von Martin Lesny oder mir haben ihre erfolgreiche Nische im Markt gefunden, aber es werden noch viele Kollegen aufgeben müssen, weil sie schlicht und einfach vom Markt, von ihrem Standort verdrängt werden von anderen Branchen, die in der Lage sind, höhere Mieten zu zahlen.
In einigen Branchen muss man inzwischen für Dienstleistungen bezahlen, siehe z.B. Reisebüros. Branchen wie der Fotofachhandel sind quasi verschwunden, ebenso wie die gute alte Drogerie, und da gibt es noch einige weitere Beispiele.
Dies sei der Lauf der Dinge, sagen einige. Strukturwandel heisst dies in der Handelslandschaft. Solch einen Strukturwandel haben schon einige Branchen (z.B. Lebensmittel) hinter sich, die Schreibwarenbranche steckt noch drin und andere Branchen haben sie noch vor sich.
In allen Fällen ist ein Strukturwandel immer mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und Verlust von Know-How verbunden. Jetzt auch noch in den Bereich Importprodukte versus Inlandsarbeitsplätze abzuschweifen, würde zu weit führen.
Aber haben wir es nicht selbst in der Hand, wie die Entwickung ist?
Am meisten ärgert mich die Unweitsichtigkeit, die Uneinsichtigkeit und der Egoismus der Menschen, die meinen, wenn sie persönlich einen Vorteil erlangen können, dann nutzen sie diese "Chance" ohne Rücksicht auf andere oder die Folgen. "Mein Vorteil ist mir wichtiger als ein Nachteil für andere" - das ist Egozentrik pur.
Auch das Sankt-Florian-Denken: 'die anderen ja - aber ich nicht' ist das Denken von Egomanen. 'Ich will - aber die anderen sollen nicht' - wo führt das hin?
Aber genug des Philosophierens, ich kann und will die Welt nicht ändern. Aber ich kann auch nicht umhin, meine Meinung zu äußern.
Besten Gruß,
Axel