Umtausch....

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Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

In dem Zusammenhang finde ich immer noch bemerkenswert, dass der beste Verkäufer-Kunden-Kontakt, den ich in den mir bekannten Geschäften in Kiel bekommen konnte, bei Karstadt am Sophienhof ist.

Die umliegenden Fachhändler wirken auch eher distanziert. Und in der Füllerecke war man sogar irritiert, dass ich wieder kam, nachdem wir ein erneutes Treffen mit Ergebnissen abgestimmt hatten - ich hatte übrigens ein (sauberes :wink: ) Sakko an.

Dafür wurde mir bei Hamann (ein Großer in Kiel) ohne mit der Wimper zu zucken ein defekter und nicht benutzbarer Füller verkauft. Zufall? Nein, er war deutlich herab gesetzt, aber das wurde mit "Auslaufmodell" begründet. Stimmt, war aber kein Wortspiel, sondern Realität und dem Geschäft höchstwahrscheinlich bekannt (Ein Fehler, der beim Reinigen/Abwischen auffällt, beim Probeschreiben dem Kunden aber nicht).

Soweit zum lokalen Fachhandel, der aber auch in Kiel sicherlich weitaus mehr für den Kunden brauchbare Geschäfte tätigt und von mir weiterhin auch für Käufe besucht wird. Ebenso, wie ich weiterhin per Internet kaufen werde.

Viele Grüße
Dieter
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

Ich denke mal, obwohl das jetzt natürlich ein unreifes Schülerargument ist, so wie es schon vorhin genannt wurde, dass ich wohl das Recht besitze mit meinem Geld das zu tun was ich will. Denn was ist schlimm daran, mir einen Füller im Internet zu kaufen, wenn ich ihn um die Hälfte billiger bekomme? Bzw. kommt mir das für manche nicht "schlimm" vor, sondern hat es den Anschein als sei es unmoralisch. Leben wir etwa im Kommunismus?

Und warum sollte ich mir einen "ordentlichen" Schulfüller kaufen (deren Qualität ich keineswegs kritisieren möchte), nur damit ich sagen kann, der ist aus dem Fachhandel und somit habe ich deren "tägliches Brot" gerettet, wenn ich mir einen Pelikan M805 in blau schwarz gestreift kaufen möchte? - Auch wenn es aus dem Internet ist! Ich bin, wie schon erwähnt, ein Schüler der mit seinem Taschengeld auskommen muss, aber wie ebenfalls schon gesagt, auf das Schreiben Wert legt. Ich hätte mir die 310€, welche die Feder in einem Fachgeschäft gekostet hätte, ebenfalls noch leisten können, aber in diesem Fall hätte ich mir den M805 wahrscheinlich doch nicht gekauft, da es für meine Verhältnisse dennoch viel (sehr viel) Geld ist. Wenn ich im Internet ein Angebot finde, bei dem ich die Hälfte spare, sehe ich das nicht unbedingt als "unmoralisch" (wie lächerlich das eigentlich schon klingt), sondern als Chance mir endlich soetwas leisten zu können (ohne eben ein ungutes Gefühl dabei zu haben, viel zu viel Geld ausgegeben zu haben). Und noch etwas: Der Händler, der mir diesen M805 verkauft hat, hat bestimmt nicht das Vermögen solch ein, mit Luxus gefülltes, Geschäft zu eröffnen... tja, und dennoch hat er seine Bestehungsberechtigung. Und hier ist der Punkt: Ich habe dem geholfen, der es wohl nötiger hatte. Der Fachhändler (der übrigens einer größeren Marktgruppe angehörig ist) wird darunter bestimmt nicht allzusehr leiden, dass ich die Feder nicht dort gekauft habe. Als nächsten Punkt würde es interessant sein, zu wissen, wieviel denn dieser Händler im Verhältnis bei diesem Verkauf wohl verdient hat, wenn der Fachhändler die Feder um 310 verkauft hätte (also um 140 mehr).... tja und weil wir übrigens dabei sind: Fachhändler haben immernoch die Möglichkeit ebenfalls solche Angebote zu erstellen, wie es im Internet der Fall ist, um wieder die Verkaufszahlen zu erhöhen und so auch ihre Produkte für eine weitere Masse attraktiver gestalten würde. Zwischen 170 und 310 liegen eben doch gewaltige Welten, in denen sie mit dem Preis mehr oder weniger großzügig variieren könnten... und wenn diese sturr und starr auf ihren Preisen sitzen bleiben, bin ich doch froh, dass es Leute gibt, die sich mit weniger Gewinn auch zufrieden geben.

Ausserdem bin ich in dieses Geschäft mit dem Gedanken hingegangen, mir ein neues Lederetui und noch ein paar Sachen zu besorgen und bin dabei auf die Idee gekommen, mal eine EF und F M800 zu testen. Die (durchaus nette und zuvorkommende) Verkäuferin meinte, nach dem wir ins Gespräch gekommen sind und ich ihr erzählte, weshalb ich diese Feder testen wollte (nämlich um den unterschied zu meiner M zu erkennen), dass ich die Feder eh ganz leicht wechseln kann und Pelikan diese innerhalb von 4 Wochen sogar umtauscht. Sie sagte eben auch, dass sie mir die Feder tauschen würde, wenn ich ihr eine Rechnung vorbeibringen würde... und das fand ich ein gutes Angebot, da ich mir hierdurch Zeit und Versandkosten gespaart habe. Das wechseln der Federn dauerte wirklich nur 1 Minute und das war alles... ich finde es dennoch sehr zuvorkommend und nett. Dieses Geschäft wird mich aus dem Grund bestimmt auch öfter sehen, jedoch bereue ich es auch nicht, mir die Feder im Internet gekauft zu haben und dabei eben einiges an Geld sparen konnte.
absia
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Beitrag von absia »

Amen!
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Plenumfreunde,

nichts für ungut, aber ich finde es nicht in Ordnung, einen FH online zu kaufen und dann bei einem Händler vor Ort zu reklamieren! Auch wenn die Verkäuferin das angeboten hat, so sollte man sich in einem solchen Falle mit dem Service auseinandersetzen.
Daß Pelikan so großzügig ist und Federn u. a. bereitwillig tauscht, sollte man nicht zum Anlaß nehmen, den Fachhandel so zu instrumentalisieren.

Das ist meine deutlich ausgedrückte Meinung dazu - egal ob Schüler, Student, usw. Das ist für mich eine Frage der Fairness!

Daß der Fachhandel immer dünner wird und man daher, selbst wenn man wollte, vieles dort nicht mehr probieren und auch kaufen kann, steht auf einem anderen Blatt. Letzens habe ich kurzfristig einen Cross Century Glanzchrom KS als Geschenk im Fachhandel besorgen wollen - selbst in Frankfurt am Main habe cih dazu drei Geschäfte aufsuchen müssen, in einem hat man mich gar nicht bedient, sondern auf eine Kollegin verwiesen, die in einer angemessenen Zeit nicht kam.

Daher muß man sich ohne Zweifel auch andere Bezugsquellen suchen. Unsere freundlichen und guten Quellen sind ja inzwischen hinlänglich bekannt.

Viele Grüße
Euer Thomas Baier
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Ich kaufe grundsätzlich dort, wo ich die Ware am billigsten bekomme.
Das ist doch auch der Sinn des Internet, daß man die Preise und Leistungen global vergleichen kann.

Was in meinem Fall aber durchaus auch den lokalen Händler einschließt, da die meisten Internethändler (eBay mal ausgenommen) oft nicht so viel billiger sind, als daß die Porto und Zollgebühren nicht am Ende die Ware gleich teuer machen, wie im örtlichen Handel.

Das einzige, was mich ärgert, ist, daß es kaum noch Auswahl gibt. In Basel gibt es gerade mal drei Geschäfte mit einem nennenswerten Sortiment an Füllhaltern, davon nur zwei, die auch eine ordentliche Auswahl an Pelikan-Füllern haben (wenngleich etliche Modelle gar nicht zu bekommen sind.)
Ersatzteile, wie Federn u.a. hat keiner an Lager.
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Tenryu hat geschrieben:Ersatzteile, wie Federn u.a. hat keiner an Lager.
Das ist ja auch schon fast nicht mehr wirtschaftlich möglich.

Wenn dir ein Händler eine einzelne Feder verkauft, wird er sie zumindest oft einem anderen (neuen) Füller entnommen haben und diesen dann später per Ersatzteilbeschaffung wieder herrichten. Außer für in großen Zahlen verkaufte Schreibgeräte, die auch gerne Schäden aufweisen, ist eine Ersatzteillagerung zu risikobehaftet. Daher bekommt man selbst bei Karstadt Federn für den Lamy-Schulfüller und den Pelikano, die beide zuhauf in jeder Schulklasse genutzt werden, aber schon selten für einen Allure.

Ihr werdet aber kaum eine Pelikan-Goldfeder vorfinden. Wer will diese in hinreichenden Stückzahlen vorfinanzieren (50 - x00 € pro Stück!), wenn der Kunde sie problemlos anderweitig beschaffen kann. Man bekommt sie ja nicht nur problemlos bei Internethändlern, sondern auch beim Hersteller. Früher bekam man den Kontakt dazu fast nur über den Händler, aber heute hat jeder Hersteller auf seiner Internetseite eine Kontaktmöglichkeit - und eine Mail ist doch schnell und unverbindlich geschrieben. Da wird die Luft im Einzelhandel dünn!

Viele Grüße
Dieter
Martin Lesny
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Beitrag von Martin Lesny »

Wobei das eine (zu wenig Geschäfte mit zu wenig Auswahl), lieber tenryu ja im Zusammenhang mit dem anderen (grundsätzlich da kaufen, wo es am billigsten ist) steht.

Ich will wirklich nicht ein Loblied auf jeden Schreibwarenladen singen (vieles was hier passiert, ist eher ein Trauerspiel), aber wir alle entscheiden mit unserem Geldbeutel ob es in Zukunft noch funktionierende Innenstädte mit Fachgeschäften gibt oder alles mit 1 Euro Läden zugekleistert wird. Und ganz allgemein gilt: Wer nur auf den Preis schaut, macht seine eigene Handelslandschaft kaputt, vernichtet Arbeitsplätze in Deutschland und mindert die Produktqualität.

Nochmals zu Katharsis, der je diesen thread gestartet hat. Er hat ja eben einen vorbildlichen Service in einem Fachgeschäft erhalten und sollte dies auch entsprechend würdigen. Denn normalerweise hätte er bei einem Kauf im Internet auch die Kosten und den Zeitaufwand für einen Federwechsel beim Internethändler in Kauf nehmen müssen.

Aber an dieser massiven Preisspanne beim M800 (€ 159 zu € 310) - da hat Pelikan natürlich eine erhebliche Verantwortung. Denn € 159 liegt unterhalb meines Einkaufspreises. Das funktioniert nur, weil Pelikan den internationalen Distributoren grosszügige Rabatte einräumt, die diese eigentlich dazu nutzen sollten die Marke Pelikan in ihrem Land bekannt zu machen. Tatsächlich landen viele dieser Füllhalter als Re-Import wieder zurück in Deutschland.

Bei Montblanc passiert das z.B. nicht, deshalb ist hier der Preisunterschied zwischen dem Fachhandel und dem Internethändler weitaus geringer.

Ich frage Euch: Was soll der von manchen so gescholtene Fachhandel tun? Pelikan unter dem Einkaufspreis zu verkaufen, ja wohl nicht. Die schöne und traditionelle Marke Pelikan überhaupt nicht führen? Sich mit großen finanziellen Aufwand einen Lagerbestand von allen Modellen zuzüglich aller Federstärken zu legen, in der Hoffnung daß tenryu, katharsis oder lw7275 ob dieser Anstrengungen von ihren geplanten Internetkauf Abstand nehmen?
Ich besitze in Esslingen am Neckar ein Fachgeschäft für hochwertige Schreibgeräte.
Auch wenn ich meine Kunden am liebsten in meinem Laden persönlich berate, bearbeite ich auch gerne telef. Anfragen (0711 5774436) oder e-mails.
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Martin Lesny hat geschrieben:Aber an dieser massiven Preisspanne beim M800 (€ 159 zu € 310) - da hat Pelikan natürlich eine erhebliche Verantwortung. Denn € 159 liegt unterhalb meines Einkaufspreises. Das funktioniert nur, weil Pelikan den internationalen Distributoren grosszügige Rabatte einräumt, die diese eigentlich dazu nutzen sollten die Marke Pelikan in ihrem Land bekannt zu machen. Tatsächlich landen viele dieser Füllhalter als Re-Import wieder zurück in Deutschland.
Die Re-Importe hatte ich bisher nur bei Kfz. bemerkt - aber nicht genutzt.

Sind diese Re-Importe bzw. bei ausländischen Herstellern "Quer-Importe", also nicht für Deutschland gedachte Rabatte, schuld an den plötzlich vor allem bei ebay auftauchenden Günstig-Angeboten meist eines Modells, die dann wieder verschwinden? Z.B. gab es fast ein Jahr den Caréné in einigen, wenigen Kombinationen für 60 - 80 € und jetzt wird er wieder artgerecht gehandelt. Oder man denke an den jetzt gehandelten gestreiften Duofold.

Die Konsequenz wäre ja u.U. eine eingeschränkte Gewährleistung, was ja schon interessant ist. Ich glaube, dass wir alle dumm schauen würden, wenn der Hersteller das Ding zurück gibt und sagt: "Sicherlich haben Sie uns versehentlich den falschen Füller hergegeben. Bitte reklamieren Sie den Füller, der zu der eingereichten deutschen Quittung gehört."

Der (Internet-)Verkäufer, der für die Gewährleistung per Gesetz zuständig ist, wird u.U. nur eine Wandlung durchführen können, weil er wohl kaum einen Füller reparieren kann. Da wird aus dem Schnäppchen schnell ein Frustgeschäft - vor allem bei manchen Ebay-Hökern.

Unsere hier im Forum bekannten und geschätzten Händler nutzen wohl eher die "normalen" Spannen und die Einsparungen nicht vorhandener Räumlichkeiten aus. Das ist ja unkritisch!

Viele Grüße
Dieter
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

antigone hat geschrieben:... oder dass man als netter Herr im Sakko grundsätzlich freundlicher behandelt wird. Es ist halt eine Sache, die mich enorm ärgert.

Schönen Sonntag,
antigone.
Nun, Antigone, wenn Dich das ärgert, warum änderst Du dann nichts daran?

Es ist doch ein völlig natürliches, menschliches und gesellschaftlich übliches Verhalten, dass man(n) oder Frau immer zuerst nach dem Äußeren und dem Auftreten eingeschätzt wird. Die meisten Menschen kleiden, schminken, schmücken sich ja deshalb auch nicht für sich, sondern um eine entsprechende Außenwirkung zu erzielen und fühlen sich dann wohl, wenn sie eine positive Resonanz seitens ihres Gegenübers erhalten. Ich kann daran nichts negatives erkennen, denn es entspricht unserer Kultur.

ABER, wenn dann anschließend in einem Beratungsgespräch - wo eine erfahrene Verkaufskraft sehr schnell erkennen wird, ob bei dem Besucher auch entsprechendes Potential (nicht potentielles Kapital) für eine Beratung vorhanden ist - dieser erste Eindruck nicht beiseitegeschoben und ignoriert wird, dann zeugt dies von geringer Professionalität. Nur, dies wird auch wieder vom Besucher beeinflusst - denn wenn dieser dann die "falschen" Signale aussendet, dann kommt es niemals zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Gespräch.

Sorry, aber besonders dieses eine Adjektiv "... als NETTER Herr ..." hat meine Antwort provoziert. Warum fällt es vielen Menschen anscheinend so schwer, nett und freundlich zu sein?

Die alten Weisheiten: "wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch zurück" oder "Kleider machen Leute" oder "versuch's doch mal mit einem Lächeln" haben auch heute noch ihre Berechtigung.

Besten Gruß,
Axel
antigone
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Registriert: 03.10.2005 18:03

Beitrag von antigone »

Hallo Axel,

das ist mir schon alles nicht unbekannt. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es nicht so ist, als ginge ich in zerissenen/eingesauten/garkeinen Anziehsachen in ein Schreibwarengeschäft, stellte mich in die Ecke, sähe die Verkäufer böse an und würde darauf warten, eine erstklassige Beratung zu erhalten... :wink:
Ich wollte den letzten Post nicht so lang werden lassen, deshalb hab ichs nicht genauer erklärt. Aber es ist durchaus so, dass ich gepflegte Erscheinung und Umgangsformen besitze und sehr wohl signalisiere, dass ich beraten werden möchte. Trotzdem kommt es dann zu Dialogen wie: "Ich hätte gern Schreibgerät XY."-"Haben wir nicht."-"Dann nehme ich den in der Auslage da." (= gesuchtes Schreibgerät) -"Macht soundsoviel Euro".
Auch immer wieder gern: "Guten Tag, ich hätte gerne eine Nachfüllmine für den XYZ."-(Verkäuferin bewegt sich nicht vom Fleck) "Welche Schreibfarbe denn?" - "Was haben Sie denn hier?" - (Verkäuferin bewegt sich immer noch nicht) "Sagen Sie doch einfach, welche Farbe!".
In beiden genannten Fällen hielten es die Angestellten einfach nicht für nötig, Beratung anzubieten oder auch nur einen Blick in das Schränklein zu tun, um meine Fragen zu beantworten. Und statt "Kann ich noch etwas für sie tun?" kommt auch schon mal ein "Die Kasse ist dadrüben."

Das mit dem netten Herrn im Jackett war gegen niemanden hier böse gemeint. Ich habs nur einmal echt erlebt, dass nach mir so ein Herr an die Theke getreten ist mit den Worten, er brauche einen Kugelschreiber, er habe da so an 150 Euro gedacht, und schon schleppte die Angestellte die Schaukästen an... "nett" war also mehr sarkastisch im Sinne von "offensichtlich zahlungswillig" gemeint.

Ich werds mir trotzdem zu Herzen nehmen und in Zukunft noch freundlicher und ermunternder dreinschauen... und ein Cocktailkleid zum Einkaufen anziehen... mir ein paar Hunderter ins Haar stecken...
Vielleicht hilfts ja.

Gruß,
antigone.
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Moin zusammen,

Dieter N schrieb:
... Re-Importe ...
... Ich glaube, dass wir alle dumm schauen würden, wenn der Hersteller das Ding zurück gibt und sagt: "Sicherlich haben Sie uns versehentlich den falschen Füller hergegeben. Bitte reklamieren Sie den Füller, der zu der eingereichten deutschen Quittung gehört." ...

Und Thomas Baier schrieb:
... nichts für ungut, aber ich finde es nicht in Ordnung, einen FH online zu kaufen und dann bei einem Händler vor Ort zu reklamieren! Auch wenn die Verkäuferin das angeboten hat, so sollte man sich in einem solchen Falle mit dem Service auseinandersetzen.
Daß Pelikan so großzügig ist und Federn u. a. bereitwillig tauscht, sollte man nicht zum Anlaß nehmen, den Fachhandel so zu instrumentalisieren.
@ Dieter:
Leider, leider gibt es noch keine "Fahrgestellnummern" für Schreibgeräte (ausser bei Montblanc), mit der die Distributionswege der Schreibgeräte nachverfolgt werden können. Aber dies wäre eine gute Möglichkeit, "Graumarktware" zu erkennen und ggf. gesondert zu behandeln, sehr aufwändig aber wirkungsvoll. Ob die Hersteller bereit sind, dies zu tun?

@ Thomas:
Danke für Dein klares Statement!

Ich halte es aber für relativ sinn- und erfolglos, mit Aussenstehenden über die Kostenstrukturen und Kalkulationsnotwendigkeiten im Facheinzelhandel zu diskutieren. Dies können wirklich nur die verstehen, die im Facheinzelhandel tätig sind.

Auch wird von Aussenstehenden immer wieder behauptet, der Fachhandel verdiene sich bei den Schreibgeräten eine "goldene Nase". Schön wäre es ja, aber es stimmt leider ganz und gar nicht! Im Gegenteil, viele Schreibwarenhändler subventionieren ihre große Auswahl, ihr breites und tiefes Schreibgerätesortiment mit anderen Sortimentsteilen.

Beweise?
Nun, die sind seit Jahren überall und von jedem zu sehen: Warum wohl wird das Angebot in den Schreibwarengeschäften immer geringer? Warum mussten und müssen immer mehr Schreibwarenfachgeschäfte in den Städten die Segel streichen? = Weil die zu realisierenden Preise keine ausreichenden Renditen mehr ermöglichen.

Was ist passiert?
Jeder Verbrauscher möchte ein ganz auf seine Wünsche zugeschnittenes oder ausgerichtetes Angebot bzw. Produkt. - Soweit verständlich und legitim.
Jeder Verbraucher ist bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. - Da treffen dann Realität und Wunschvorstellung aufeinander und stehen meistens konträr zueinander.
Die Konsequenz daraus ist, dass der Verbraucher sich sagt, dass er nur bis zu einem nach seinem Empfinden angemessenen Preis bereit ist, für seine Wunschrealisierung zu zahlen. - Da dies dann meistens nicht erfüllbar ist, schraubt der Verbraucher seine Ansprüche entsprechend herunter, bis es mit dem Preis klappt. Und wirkliche Individualprodukte werden noch teurer.

Was sind die Folgen?
Das Angebot wird immer kleiner, die Vielfalt schrumpft. Weniger Vielfalt im Angebot bedeutet auch, dass noch weniger Fachhgeschäfte existieren werden. Dadurch hat aber die Industrie auch weniger Verkaufsstellen, wo sie ihre neuen Produkte einführen können. Daraus folgert, dass die Industrie auch weniger Innovationen entwickelt und ihr Angebot verringert. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich die Entwicklung zur Einheitsgesellschaft beschleunigt. Eine Spirale ohne Ende?

Der Wunsch nach Individualität des Einzelnen - sich auch ausdrückend in seinen Konsumwünschen - wird ergänzt durch die Gesellschaftsentwicklung zum Egoismus. Jeder will für sich nur das Beste, aber zum günstigsten Preis. "Geiz ist geil". Ich, ich, ich - die anderen sind mir egal...
Aber - oh Wunder - es gibt ja kaum noch Fachgeschäfte, wo ich die schicken Produkte mal anfassen kann; die Hersteller bieten ja meine Federstärke für diese Modell gar nicht mehr an; und für eine Reklamation muss ich etwa selber ein Paket packen und versenden? Wieso das? Ich habe doch immer nur meinen Vorteil gesucht und gefunden, und jetzt?

Der Wunsch nach Individualität trifft also auf ein immer uniformeres Angebot? Ja schaut doch mal selbst: Wo gibt es denn heute noch eine große Federbreitenauswahl? Bei Pelikan und Montblanc werdet Ihr sagen - aber dort ist die Auswahl bei den neueren Modellen auch stark eingeschränkt und bei den älteren werden sie auch immer weniger. Sanford z.B. bietet einige Modelle sogar nur noch mit M-Feder an ...
Und wie hat sich die Produktqualität (z.B. bei den Pelikan-Federn) entwickelt?

Wer hat daran Schuld?
Es ist alleine das Konsumverhalten der Verbraucher. Die "Geiz ist geil" Ellbogen-Welle, die dem Verbraucher einredet, dass er NUR auf seinen persönlichen Preis-Vorteil achten und die weiteren Konsequenzen nach dem Motto "was schert mich die Zukunft" ignorieren soll, hat diese neagtive Entwicklung nur aufgegriffen und verstärkt. - Heute ist der Verbraucher sogar noch stolz darauf, wenn er sich kostenintensiver, aber für ihn kostenloser Dienstleistungen im Fachhandel bedient und dann (vorher und/oder nachher) zu seinem günstigsten Preis anderswo Ware besorgt. -> Was ist daran fair und wie kann man darauf auch noch stolz sein, lieber Katharsis? Nur weil es "alle" so machen?

Der Schreibwarenhandel scheut keinen fairen Wettbewerb und Unternehmen wie das von Martin Lesny oder mir haben ihre erfolgreiche Nische im Markt gefunden, aber es werden noch viele Kollegen aufgeben müssen, weil sie schlicht und einfach vom Markt, von ihrem Standort verdrängt werden von anderen Branchen, die in der Lage sind, höhere Mieten zu zahlen.

In einigen Branchen muss man inzwischen für Dienstleistungen bezahlen, siehe z.B. Reisebüros. Branchen wie der Fotofachhandel sind quasi verschwunden, ebenso wie die gute alte Drogerie, und da gibt es noch einige weitere Beispiele.

Dies sei der Lauf der Dinge, sagen einige. Strukturwandel heisst dies in der Handelslandschaft. Solch einen Strukturwandel haben schon einige Branchen (z.B. Lebensmittel) hinter sich, die Schreibwarenbranche steckt noch drin und andere Branchen haben sie noch vor sich.

In allen Fällen ist ein Strukturwandel immer mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und Verlust von Know-How verbunden. Jetzt auch noch in den Bereich Importprodukte versus Inlandsarbeitsplätze abzuschweifen, würde zu weit führen.
Aber haben wir es nicht selbst in der Hand, wie die Entwickung ist?

Am meisten ärgert mich die Unweitsichtigkeit, die Uneinsichtigkeit und der Egoismus der Menschen, die meinen, wenn sie persönlich einen Vorteil erlangen können, dann nutzen sie diese "Chance" ohne Rücksicht auf andere oder die Folgen. "Mein Vorteil ist mir wichtiger als ein Nachteil für andere" - das ist Egozentrik pur.

Auch das Sankt-Florian-Denken: 'die anderen ja - aber ich nicht' ist das Denken von Egomanen. 'Ich will - aber die anderen sollen nicht' - wo führt das hin?

Aber genug des Philosophierens, ich kann und will die Welt nicht ändern. Aber ich kann auch nicht umhin, meine Meinung zu äußern.

Besten Gruß,
Axel
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

antigone hat geschrieben: ... Trotzdem kommt es dann zu Dialogen wie: "Ich hätte gern Schreibgerät XY."-"Haben wir nicht."-"Dann nehme ich den in der Auslage da." (= gesuchtes Schreibgerät) -"Macht soundsoviel Euro".
Auch immer wieder gern: "Guten Tag, ich hätte gerne eine Nachfüllmine für den XYZ."-(Verkäuferin bewegt sich nicht vom Fleck) "Welche Schreibfarbe denn?" - "Was haben Sie denn hier?" - (Verkäuferin bewegt sich immer noch nicht) "Sagen Sie doch einfach, welche Farbe!".
In beiden genannten Fällen hielten es die Angestellten einfach nicht für nötig, Beratung anzubieten oder auch nur einen Blick in das Schränklein zu tun, um meine Fragen zu beantworten. Und statt "Kann ich noch etwas für sie tun?" kommt auch schon mal ein "Die Kasse ist dadrüben.".
Also da würde ich auch aus der Haut fahren!!!
Das wäre mir als Kunde auch ein Gespräch mit dem Geschäftsführer wert!
Und wenn sich dann beim nächtsen Mal nichts geändert hat, würde ich wiederum den Geschäftsführer ansprechen und ihm mitteilen, dass es dies dann war mit meinen dortigen Einkäufen.
So geht das nicht!!!
... Ich werds mir trotzdem zu Herzen nehmen und in Zukunft noch freundlicher und ermunternder dreinschauen... und ein Cocktailkleid zum Einkaufen anziehen... mir ein paar Hunderter ins Haar stecken...
Vielleicht hilfts ja.
Ich wollte Dir wirklich nichts unterstellen, aber Deine Reaktion hat mich doch zum Lachen gebracht. Ich stellte mir gerade vor, eine Kundin betritt so meinen Laden ...

Nix für ungut,
Axel
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Hallo Axel,

Danke für Deinen Beitrag von 18:08. Das ist ein Thema, zu dem ruhig auch noch deutlichere Worte gesagt werden dürfen.
Ich möchte zwei Probleme gerne weiter ausführen :

Beim Handel mit teuren Gegenständen sieht der Kunde den hohen Preis und freut sich über eine Einsparung. Der Händler dagegen sieht seine bescheidene Gewinnspanne. Die kleine Einsparung von 10 % auf Kundenseite kann beim Händler bedeuten, daß er umsonst arbeiten muß. (Für die Nichtunternehmer unter uns : Die Differenz zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis ist noch lange nicht der Gewinn !)
D.h. der Füller sieht aus Kundensicht nach 350 Euro (Kaufpreis) aus, für den Händler aber vielleicht nur nach 35 Euro (Gewinn).

Das andere Problem sehe ich darin, daß einerseits viele Füller Luxusgegenstände sind, für die 100 % des Listenpreises genauso unnötig sind wie 80 %. Andererseits wollen etliche Hersteller und Importeure offensichtlich ihre eigenen Preise kaputtmachen und erzielen durch die verschiedenen Vertriebswege Preisdifferenzen, die den Kunden verunsichern. So kann der Wettbewerb langfristig leicht kontraproduktiv werden. Als Beispiel : Wenn der Füllerhersteller Fa. X einem großen Abnehmer einen Preis macht, so daß dieser Abnehmer den Stift bundesweit per Katalog zu z.B. 200 Euro anbieten kann und der kleine Laden um die Ecke einen Einkaufspreis von 190 bekommt, dann wird es den Stift langfristig nur noch im Versandhandel geben. Und wenn dann der Großabnehmer den Stif doch nicht mehr verkauft kann die Produktion mangels Nachfrage eingestellt werden.

Na ja, man könnte wohl noch etliche Seiten zum Thema schreiben. Wie wäre es mit der Rubrik "Wirtschaftliche Zusammenhänge"

Viele Grüße
Dirk
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Tenryu
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Wohnort: Basel

Beitrag von Tenryu »

Das mit der Abzocker-Metalität kommt meines Erachtens aber nicht vom Konsumenten, sondern eindeutig von der Industrie. wer hat denn damit angefangen, den Verbraucher zum unbezahlten Mitarbeiter zu machen?
Oder schert es irgend einen Produzenten, der gerade mal fröhlich seine Produktion gen Osten verlagert einen Deut, wenn ich arbeitslos bin? Warum sollte ich mir also Gedanken, über dessen Geschäftsgang machen?
Es sind bezeichenderweise nicht die halb bankrotten Firmen, die massenhaft Arbeitsplätze abbauen. Wenn ich da beispielweise an einen bekannten amerikanischen Sportschuh-Hersteller denke, der seine Produktion von den USA nach Vietnam verlagert und im gleichen Zeitraum die Preise um rund 30 % erhöht hat, finde ich es nicht verwunderlich, wenn der Verbraucher nach der gleichen Methode dort einzukaufen versucht, wo er für sein Geld am meisten bekommt.

Letztlich kann es mir als Käufer gleich sein, ob ich meine Ware im Laden oder im Internet kaufe. Im Internet werde ich immer den besseren Preis und die größere Auswahl haben. Und bei Fabrik-Ware ist es egal, wer sie verkauft.

Was die vielgepriesene Beratung anbetrifft, so ist sie in der Praxis leider selten so gut, wie immer dargetan wird. In den meisten Fällen weiß ich besser über die Waren bescheid als der Verkäufer.
Die meisten Waren, die mich interessieren hat kein Händler an Lager (seien das nun Schreibgeräte oder Bücher). Wenn ich also ohnehin warten muß, bis der Händler die Sachen bestellt, dann kann ich sie auch gleich selber bestellen und dabei noch sparen.

Ich habe Verständnis dafür, daß es gerade den kleinen und unabhängigen Händlern schlecht geht, aber ich kann mein Geld auch nicht selber drucken. Wir leben nun einmal in einer Zeit, wo jeder für sich schauen muß.
Axel Hübener

Beitrag von Axel Hübener »

Das, lieber Tenryu, ist genau die Einstellung, die ich in meinem Beitrag angesprochen und kritisiert habe. Schade, dass Du darüber anscheinend nicht nachdenken willst, denn mit diesem Verhalten darfst Du Dich hinterher nicht wundern, wenn Dein Arbeitsplatz in ein Billiglohnland verlagert wurde.

Was glaubst Du eigentlich, wieviel Arbeitsplätze wir hier (wieder) hätten, wenn z.B. die Verbraucher nur in Deutschland produzierte Waren - Autos, Unterhaltungselektronik, Textilien usw. - kaufen würden?

Die können es sich nicht leisten? Aha... weil hier zu teuer produziert wird? Wer zwingt denn dann die Produzenten in Billiglohnländer? Aus schierer Gewinnsucht gehen die sicherlich nicht, es ist der Konsument, der mit seinem Verhalten die Produktion bestimmt. Kein Hersteller produziert Waren oder Dienstleistungen auf "blauen Dunst" oder solche, die keiner haben will, erst der Verbraucher und seine Nachfrage bestimmen darüber was und wo produziert wird.

Vielleicht denkst Du doch noch mal über die Konsequenzen nach und nicht nur an Deinen eigenen, kurzfristigen "Erfolg".

Besten Gruß,
Axel
Zuletzt geändert von Axel Hübener am 03.05.2006 21:20, insgesamt 2-mal geändert.
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