Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

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Thom

Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Thom »

Wilfried, das kann ich so nicht stehen lassen. Ich hab's schon vorher gewußt. :D

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Thomas
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Cepasaccus
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Noch ein bischen anders/ausfuehrlicher erklaert.

Damit ein Tintenfarbstoff farbig ist muss sie Licht filtern. Da geschieht, wenn ein Elektron die Lichtenergie aufnimmt und damit "in eine hoehre Umlaufbahn" kommt. Das Elektron nimmt nicht einfach alles oder garnichts auf, sondern welche Lichtfarbe es aufnimmt haengt vom Molekuel ab. Elektronen haben je nach Molekuel bestimmte Bereiche in denen Sie sein koennen. Je kleiner der Bereich ist, desto mehr Energie kostet es das Elektron hochzuheben. In der Regel ist diese Energie kein sichtbares Licht. Bei Farbstoffen gibt es grosse Bereiche in denen Elektronen frei rumflitzen koennen. Dadurch sinkt die noetige Energie und man landet im Bereich des sichtbaren Lichts. Bei diesem Molekuel geht der Bereich ueber 22 Atome - das C in der Mitte, die drei Sechsecke und die Ns daran. Den Bereich erkennt man an den Kreisen und Doppelstrichen. Nach dem Tintenkiller hat das C in der Mitte keinen Doppelstrich mehr. Da ist der Bereich dann unterbrochen und es gibt nur noch drei Bereiche a 7 Atome. Das sichtbare Licht hat dann nicht mehr die noetige Energie und das Teil ist farblos.

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wilfhh
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von wilfhh »

Gut, so langsam fange ich an zu begreifen: Aufgrund eines chemischen Pozesses wird nicht etwa die Tinte beseitigt (wie auch?) oder überschrieben (Tipp-Ex), sondern im molekularen Bereich das, was die Tinte sichtbar macht, gewissermaßen zerstört. Richtig?
Dann wäre es ja allerdings wirklich wurscht, welche Farbe die Tinte hätte oder wie hell oder dunkel die Farbe wäre. Es sei denn, die "Killersubstanz" des Killers schafft diesen Vorgang nun mal nur bei blauen Farben, weil da die Atome so gelagert sind, wie sie sind.
Ich hoffe, mein alter Chemiepauker rotiert jetzt nicht in seiner Kiste...
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Thom

Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Thom »

Na, das ist doch ganz ausgezeichnet. Es sind, wie schon gesagt, nur bestimmte Farbstoffe bei denen das geht. Nicht zwangsläufig nur blaue. (ich will bei den Kontortinten mal eine killerbare Grüne probieren)
Die tatsächlichen Vorgänge bei der Farbigkeit solcher organischen Moleküle sind weitaus komplexer. Bis jetzt ist es nicht gelungen, zuverlässige theoretische Voraussagen von Substituenten- (andere Atome, Molekülteile etc.) Wirkungen zu machen. D.h. eine umfassende Theorie der Farbigkeit org. Stoffe gibt es bis heute nicht.

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Thomas
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Cepasaccus
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Cepasaccus »

wilfhh hat geschrieben:Gut, so langsam fange ich an zu begreifen: Aufgrund eines chemischen Pozesses wird nicht etwa die Tinte beseitigt (wie auch?) oder überschrieben (Tipp-Ex), sondern im molekularen Bereich das, was die Tinte sichtbar macht, gewissermaßen zerstört. Richtig?
Genau!
PEOPLES
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von PEOPLES »

Ich schreibe noch Klausuren in meinem Studium, da möchte ich gerne wegkillern können.
Ist nicht überall zulässig, bei uns darf nur Dokumentenecht geschrieben werden, wird ausdrücklich auf den Klausurblätter so hervor gehoben.

Bzgl. der "Farbigkeit" von Molekülen:

Moleküle sind ja Atomverbindungen und wenn man sich das bildlich vorstellen will, könnte man auch sagen, dass die einzelnen Atome an "Ärmchen" miteinander verbunden sind. Wasser wäre H20, also in der Mitte ein Sauerstoffatom und an zwei Ärmchen sind nun je ein Wasserstoffatom befestigt.
Mit ein wenig Phantasie kann man sich nun vorstellen, dass diese Ärmchen wie Federn sind.

Das sichtbare Licht hat eine gewisse Wellenlänge und stellt eine elektromagnetische Welle dar und kann nun solche Moleküle zum Schwingen anregen, sprich die äusseren Atome fangen an sich zu bewegen/schwingen, hängen aber an den "Federn".

Wenn nun ein Molekül auf weißem Papier liegt und Licht darauf fällt und das Molekül nun nicht zu schwingen anfängt (salopp ausgedrückt), dann wird das volle Spektrum an Licht wieder zurückgeworfen und wir sehen ein weißes Blatt Papier.
Wenn das Molekül anfängt zu schwingen und dabei das komplette Band an sichtbarem Licht "schluckt", also es setzt die gesamte Energie in Bewegung um, dann wird kein Licht mehr von diesem Molekül "zurückgeworfen" und wir sehen nichts, also quasi schwarz. Das wäre dann ideal schwarze Tinte.

Und nun gibt es auch Moleküle, die fangen nur für ganz bestimmte Bereich des sichtbaren Lichts an zu schwingen und absorbieren auch nur genau diese Bereiche, der Rest wird dann wieder zurückgeworfen und wir sehen dann eben rot/grün/blau/wasauchimmer.

Was nun vom Molekül absorbiert wird hängt von der Art dieser Atom-Ärmchen-Kombinationen ab, also wann diese "funktionelle Gruppen" in Resonanz zum Lichtspektrum treten. Und genau diese werden durch den Tintenkiller verändert, damit fangen die "Tintenmoleküle" erst bei höherer/niedrigerer Frequenz an zu schwingen und diese liegt außerhalb des sichtbaren Spektrums.

Dieses Verhalten von den Molekülen bzw. ihren funktionellen Gruppen macht man sich in der Infrarotspektroskopie zunutzte, hier "beschießt" man Moleküle (die man nicht kennt) mit IR-Licht und schaut sich an, welche Frequenzbänder wieder "zurückkommen" und daraus lässt sich (manchmal) ableiten, um welche Materialien es sich handelt.
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Strombomboli
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Strombomboli »

benelauer hat geschrieben:Ich schreibe noch Klausuren in meinem Studium, da möchte ich gerne wegkillern können.
Warum nicht einfach durchstreichen, was du plötzlich falsch findest? Hätte zum Beispiel den Vorteil, daß es noch erkannt werden könnte, und wenn es doch richtig war, würde man sehen, daß du es im Prinzip schon weißt, nur noch nicht unter "richtig" abgelegt hast.

Kann man denn über tintengekillerte Stellen wieder drüberschreiben? Wird das Papier nicht wellig? Außerdem muß man doch warten, bis der Tintenkiller getrocknet ist, oder? Ich habe nur dunkle Erinnerungen.
Iris

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QuixNoux
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von QuixNoux »

PEOPLES hat geschrieben: Ist nicht überall zulässig, bei uns darf nur Dokumentenecht geschrieben werden, wird ausdrücklich auf den Klausurblätter so hervor gehoben.
Und beim Ausweiskontrollgang wird dann kontrolliert, ob der Stift nach DIN dokumentenecht ist? Ich glaube ja nicht. Es gibt auch radierbare Stifte, die von außen nicht von einem Kugelschreiber unterscheidbar sind. Letztendlich ist das aber alles kein Problem, solange man bei der Klausureinsicht keine eigenen Stifte zulässt und nur Bleistift zur Verfügung stellt.
PEOPLES
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von PEOPLES »

Und beim Ausweiskontrollgang wird dann kontrolliert, ob der Stift nach DIN Dokumentenecht ist?
Was den das für nen Argument :roll: Nur weil ich nicht kontrolliert werde, ist es nicht erlaubt mit einem Motorrad 250 auf der Landstrasse fahren, auch wenn es geht (und es manche auch machen).
Bei uns wird das auch nicht kontrolliert, wozu auch, wäre wohl etwas aufwändig , aber man darf ja daraufhin weisen.

Wenn das nicht juckt, der kann natürlich so schnell fahren wie er lustig ist :mrgreen:
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Cepasaccus
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Strombomboli hat geschrieben:Kann man denn über tintengekillerte Stellen wieder drüberschreiben? Wird das Papier nicht wellig? Außerdem muß man doch warten, bis der Tintenkiller getrocknet ist, oder? Ich habe nur dunkle Erinnerungen.
Am anderen Ende des Tintenkillerstiftes ist ein nicht-koenigsblauer Stift mit dem man ueber die gekillerten Bereiche schreiben kann. Ich fand das sah ziemlich haesslich aus. Deswegen habe ich schon zu Schulzeiten mit Tintenkillern aufgehoert. Ich habe lange dann mit Pelikan 4001 schwarz geschrieben bis ich den wunderbaren Fueller meines Vater verloren habe.

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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von QuixNoux »

PEOPLES hat geschrieben: Was den das für nen Argument :roll: Nur weil ich nicht kontrolliert werde, ist es nicht erlaubt mit einem Motorrad 250 auf der Landstrasse fahren, auch wenn es geht (und es manche auch machen).
Bei uns wird das auch nicht kontrolliert, wozu auch, wäre wohl etwas aufwändig , aber man darf ja daraufhin weisen.
Gegen 250 auf der Landstrasse gibt es einige sehr gute Argumente. Für diese dämliche Klausuranweisung eben nicht. Ich pinkle jedenfalls keinem Student ans Bein, weil er mit Füller ohne dokumentenechter Tinte schreibt.
Thom

Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Thom »

Klausuren werden für den Papierkorb geschrieben. Da schreibt man nur Sachen, die alle anderen sowieso schon wissen. :mrgreen:

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Thomas
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Thom »

Hier noch ein kurzer Nachtrag zu Wilfried's Frage, ob nur Blau killerbar sei.

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benelauer
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von benelauer »

Bei uns (Juristen) verlangt keiner dokumentenechte Tinte. Ist ja unser Problem, wenn jemand danach was dran ändert. Füller werden aber generell gern gesehen, weil sie für die Korrektoren der Inbegriff einer ordentlichen Handschrift sind (was ja nicht ganz falsch ist...)
Das Durchstreichen mag ich nicht, weil dann der Korrigierende sieht, was ich vorher für einen Mist gedacht habe. Gewertet wirds sowieso nicht, wenns durchgestrichen ist. Außerdem mache ich viele meiner Unterlagen mit Füller, da ist Durchstreichen auch unschön.

Das Papier wellt nicht stark, und solange man kurz wartet, bis die Killerflüssigkeit angetrocknet ist, schreibt der Korrekturstift am Killer auch ohne Verschmieren.
(Anmerkung: hier hat sich der Lamy ink-x sehr gut bewährt...)
Aber klar leidet das Schriftbild insgesamt ein bisschen.

Kann es dann sogar schwarze Tinte geben, die man wegkillern kann?
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Cepasaccus
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Re: Die "königsblaueste" königsblaue Tinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Thom, wenn Du jetzt noch killerbares rosa entwickelst werden Dich die Schuelerinnen reich machen!
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