Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

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glucydur
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Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von glucydur »

Hallo zusammen,

ich wollte mal Meinungen zur Preisentwicklung bei Füllfederhaltern hören. Mein subjektiver Eindruck ist, dass sich die Preise seit Umstellung auf EUR ziemlich nach oben entwickelt haben. Vor allem die Entwicklung bei sogenannten Luxus-Marken wie Montblanc finde ich erstaunlich. Da zahlt man das, was früher DM-Preis war heute in EUR. Natürlich muss man auch die Inflation mit einrechnen und als gegenläufiges Element das Internet in Betracht ziehen, das oft sehr günstige Preise weit unterhalb der UVPs ermöglicht. Aber wenn man die UVPs als Maßstab heranzieht, gibt es da meiner Meinung nach doch eine Entwicklung nach oben. Richtige Einschätzung?

Ein zweites Thema, was mich in diesem Zusammenhang beschäftigt, ist die Frage, inwieweit die Hersteller bzw. die Einzelhändler durch das Internet noch ihre Margen erzielen. Ich habe mal ganz zu Beginn meines Berufslebens in der Textilindustrie gearbeitet. Da galt folgende vereinfachte Formel: Einkaufspreis = 50% des VK-Preises. In den 50% des EK steckten die Selbstkosten und der Gewinnaufschlag drin. Die Differenz zwischen EK und VK markierte die Handelsspanne.

Wenn ich mir die Preise im Internet so anschaue, drängt sich mir Eindruck auf, dass die Hersteller ihre Marge wahrscheinlich noch halten. Der Einzelhandel, vor allem der stationäre, hat dagegen im Vergleich zu Zeiten vor dem Internet wesentlich geringere Margen. Wenn man dann noch die Fixkosten (Personal, Miete, Energie) mit heranzieht, dann verstärkt sich dieser Eindruck noch.

Ich bin auch manchmal Internet-Käufer und will von günstigen Angeboten profitieren. Aber wenn ich mir die Entwicklung unserer Innenstädte so anschaue, beschleicht mich immer öfter das Gefühl, dass ich auch dazu beitrage, dass sich das Gesicht unserer Innenstädte wandelt. Weniger Einzelhandelsgeschäfte und mehr Ketten, wie z.B. der 101. Handyshop :x In den letzten 20 Jahren haben in meiner Heimatstadt 2 von 3 traditionsreichen Schreibwarengeschäften dicht gemacht. Das letzte hält sich durch sehr guten Service, aber auch deshalb, weil dem Inhaber die Immobilie gehört und er Teile davon lukrativ vermieten kann.

Das soll keine Anklage sein. Es ist nur mein subjektiver Eindruck verbunden mit einer gewissen Selbstkritik.

Viele Grüße

Alexander
Gutta cavat lapidem.
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Tombstone
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Tombstone »

Ich weiß nicht, ob wir diese Diskussion hier schon hatten oder ob ich mich da nur an etwas gleichlautendes aus dem Bereich "Uhren" erinnere - im Ergebnis ist es aber in jedem Falle identisch:

- ja, Luxusartikel werden immer teurer, während Dinge des täglichen Lebens im Vergleich zum Einkommen gleich bleiben. Ich kann jetzt nur einen Vergleich zu einer Rolex ziehen: Mitte der 90er hat mein Bruttogehlt noch für 'ne neue 16610 gereicht - heute bekomme ich keine 116610 mehr dafür.

- da die Menschen heute viel mehr Geld für Blödsinn ausgeben können als früher, ist es den meisten aber egal. Wobei egal falsch ist: ja, sie regen sich auf - kaufen tun sie trotzdem

- die Margen für die Hersteller sind klar gestiegen. Da kommt allein schon durch die Diversifizierung in immer mehr Flagship-Stores. Prozentual wird sie ansonsten gleich sein - real ist es natürlich viel mehr.

- die Margen für den Einzelhandel vor Ort gehen zurück - wobei dies noch ein wenig zu differenzieren ist: während eine Uhr oder ein Füller übreall auf der Welt gekauft werden kann und 100% identisch sind, kommt bei Klamotten zumindest noch die Passform dazu. Wobei dies aber durch unsere schwachsinnigen Fernabsatzgesetze auch immer weniger trägt.

Ich selber versuche, wo ich kann dagegen zu arbeiten. Klappt nicht immer...
Ciao - Peter

Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
thobie
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von thobie »

Hallo,

was die Preisentwicklung angeht, da haben wir Verbraucher oft vermutlich eine etwas eingeschränkte Sicht. Ich schließe mich da durchaus mit ein.

Einerseits wird häufig der Zeitablauf nicht berücksichtigt. Andererseits hat es aber bei einigen Gütern deftige Preisaufschläge gegeben. Und bei Lebensmitteln hat das Preisniveau eigentlich stagniert - mit wenigen Ausnahmen. Vielleicht fällt es uns dadurch eher auf.

Ich nehm mal als Beispiel das Montblanc Meisterstück 146. Meiner wurde vor Weihnachten 1985 gekauft und hat damals 285,-- DM gekostet. Inzwischen hat sich der Preis auf über 500 Euro erhöht, also so ungefähr das 31/2-facher. Aber zu der Zeit konnte man einen Mercedes 200 E auch für etwa 30.000 DM kaufen. Inzwischen legt man auch da deutlich über 40.000 Euro auf den Tisch. Es sind halt 30 Jahre vergangen. Allerdings passt der Vergleich auch nicht so ganz richtig. Mein E260 aus dem Jahre 1988 war im Vergleich zu meinem E350 schon sehr spatanisch ausgestattet. Viele Dinge, die heute Serie sind, mussten seinerzeit teuer erkauft werden. So sollten damals 4 elektrische Fensterheber mit 400 DM zu Buche schlagen. Folge war, dass weiter per Hand gekurbelt wurde. Heute gibt es vermutlich keinen Kleinwagen mehr, der keine elektrische Fensterheber hat. Oder Klimaanlage: 1988 noch Luxus pur, inzwischen normal.

Ich vermute mal, dass gerade bei Luxusgütern die Euroeinführung aus psychologischer Sicht bei einigen Gütern Preiserhöhungen leichter machte. So war zu DM-Zeiten 100.000 Euro bei Autos eine echte Grenze. Das hat sich heute eher in Richtung 100.000 Euro verschoben.

Einen Teil der Preiserhöhungen haben wir auch irgendwie so hingenommen. Ich hatte vor zwei oder drei Jahren eine Flasche Wein gekauft. Meine Frau probierte und er hat wohl gut geschmeckt. Dann kam die Frage nach dem Preis und ich habe wohl so in der Art geantwortet: "Ein echter Brot- und Butterwein. Preiswert. Nur 7,80 Euro." Kommentar meiner Frau: "Naja, er schmeckt gut. Für heutige Verhältnisse geht das Preis-Leistungverhältnis vermutlich in Ordnung. Dir ist aber schon klar, dass wir damit bei einem Preis von 15,-- bis 16,-- DM liegen." Zu Zeiten der Mark hätte ich den Wein vermutlich auch gekauft, aber eben nicht so im Vorbeigehen.

Was die Margen der Schreibwarengeschäfte vor Ort angeht: Ich glaube, dass viele alt eingesessene Geschäfte schon noch ihre Marge haben. Die verkaufen hochwertige Schreibgeräte zum UVP und legen vielleicht noch ein Fäßchen Tinte dazu. Bei hochwertigen Schreibgeräten dürfte das Verhältnis zwischen EK und VK so etwa wie bei Luxusuhren sein. Das sieht man auch an den Preisen der Internethändler. Die bieten ja deutlich günstiger an und werden auch noch etwas am einzelnen Halter verdienen (das sollen die auch, sonst würden die nämlich nicht anbieten und wir könnten nicht kaufen. Schließlich will auch jeder von uns am Monatsende Geld sehen). Allerdings wird man wohl auch mit dem Schreibwarengeschäft vor Ort nicht mehr reich. Ich wohne in einer Stadt mit 70.000 Einwohner und wir haben kein echtes Schreibwarengeschäft vor Ort. Das letzte hat vor ein paar Jahren geschlossen, als der Inhaber in Ruhestand ging und seine Kinder das Geschäft nicht übernehmen wollten. Inzwischen hat ein Buchladen eine Ecke mit Schreibwaren eingerichtet. Viel Umsatz ist vermutlich beim Schulbedarf weggebrochen, da diese Artikel inzwischen jeder Supermarkt führt. Und hinzu kommt, dass sich der Fachhandel, jedenfalls zum Teil, in die falsche Richtung entwickelt hat. Bis Ende letzten Jahres habe ich meine Füllhalter allesamt im Fachhandel gekauft. Warum? Nun, ich konnte den Halter vor Ort ausprobieren und bei Gefallen kaufen. Dann kam letztes Jahr der Moment, an dem ich einen Souverän M1000 mit einer O3B-Feder haben wollte. Reaktion in mehreren Schreibwarengeschäften: Haben wir leider nicht und können wir leider auch nicht mehr bestellen. Einen Souverän M1000 mit der Feder habe ich problemlos über Volker bezogen und werde auch zukünftig nicht mehr vor Online-Käufen von Füllhaltern zurückschrecken. Denn auch vorher habe ich im Fachhandel immer wieder gehört: Haben wir nicht, können wir Ihnen aber gern verbindlich bestellen. Nur dafür muss ich dann definitiv im örtlichen Fachhandel nicht kaufen. Da stehe ich mich bei einem Kauf im Internet nämlich besser, da ich einen Halter, mit dem ich definitiv nicht zurecht komme, notfalls auch zurücksenden kann (wobei das wirklich die absolute Ausnahme bleiben sollte). Wenn ein Schreibwarengeschäft ein großes Sortiment an Haltern in verschiedenen Federbreiten am Lager hat und dann auch noch die Möglichkeit bietet, dass man im Sitzen die Halter ausprobieren kann, dann bin ich gern auch bereit, den höheren Preis vor Ort zu bezahlen. Aber nur dann.

Viele Grüße
Thomas
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glucydur
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von glucydur »

Hallo Peter,

im Bereich Uhren war mir das auch bewusst. Wenn Du Anfang 2000 in bestimmte gefragte, sogar Standard-Modelle investiert hast, dann waren Verdopplungen des Wertes bis heute keine Seltenheit. Ich kann mich im Uhren Magazin Ausgabe 2001?an eine Patek Calatrava Ref. 5196 erinnern, die damals ca. 12.000 Mark gekostet hat. Heute liegt die bei ca. 20.000 EUR. Da weiß ich es in etwa, weil mir die Uhr gefällt, ich mir sie aber sowohl 2001 wie auch heute nicht leisten kann. Von der Rolex Submariner ist mir eine ähnliche Preisentwicklung bekannt.

Ich würde dies vor allem auf die Luxus-Marken im Bereich Füllfederhalter übertragen, wie z.B. Montblanc. Da sind die Margen sicher nach oben gegangen. Wie würdest Du es aber bei Marken wie Pelikan einschätzen, die ja eine wesentlich breitere Preisdifferenzietung nach unten aufweisen?

Ich versuche auch, wo es mir möglich ist, den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Vor allem verzichte ich komplett auf Service-Klau, d.h. ich schaue mir die Objekte meiner Begierde nicht im Ladenlokal an und lasse mich umfassend beraten, um dann mit diesem Wissen den Gegenstand im Internet zu erwerben. Das finde ich unappetitlich.

Viele Grüße

Alexander
Gutta cavat lapidem.
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glucydur
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von glucydur »

Hallo Thomas,

ich teile Deine Verhaltensweise in Bezug auf lokalen Einzelhandel und Internethandel. Vor allem finde ich, muss der Einzelhandel (tut er vielerorts auch) seinen Mehrwert durch Service und Beratung deutlicher herausstellen. Ich kaufe gerne vor Ort, vor allem wenn ich mir beratungsbedürftige Produkte anschaffen will. Auch Bücher kaufe ich gerne in der Buchhandlung, weil der Internethandel in Bezug auf Preis (Buchpreisbindung) und Lieferzeit keinerlei Vorteile bringt. Auch Produkte, bei denen ich einen haptischen Eindruck brauche, erwerbe ich ausschließlich im Einzelhandel.

Ein Ausweg für den lokalen Handel kann auch sein, parallel einen Onlinehandel zu betreiben, um die Kundenbasis zu vergrößern.

Das Problem bei den sogenannten Luxusmarken sehe ich darin, dass Preis- und Leistung, auch verursacht durch teures Marketing, immer mehr auseinander fallen.

Die Hersteller kann ich zwar verstehen, aber sie müssen aufpassen, dass der Markenkern dadurch nicht beschädigt wird,

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
Peter Stegemann
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Peter Stegemann »

Nun,

vor einigen Wochen, als das Fueller-Fieber ausbrach und ich mich fuer Kaweco zu interessieren begann, habe ich mich auf den Weg in die Zuercher Innenstadt gemacht um mir solche Fueller anzusehen und einen fuer den ueblich hohen Zuercher Innenstadtpreis zu kaufen.

Das Resultat haette ich mir eigentlich vorher denken koennen. Das erste Geschaeft, direkt an der Bahnhofstrasse und recht Nobel, steht zwar auf der Fachhaendlerliste, fuehrt aber keine Kaweco im Bestand. Mein Verweis auf die Fachhaendlerliste wurde mit "Wir koennten dort bestellen" beantwortet. Man beachte die Wortwahl, der feine Unterschied zwischen koennen und koennten wurde durch Tonfall und Haltung noch unterstrichen.

Also bewegte ich mich weiter in die zweite Reihe, durch den Franz Carl Weber abkuerzend zum Zumstein. Zweifellos nicht die gleiche Klasse, aber die gleiche Preislage wie die Bahnhofstrasse. Ersteres bestaetigte sich leider schnell, mein Aufenthalt dort verlief voellig beratungsfrei. Die Auslage praesentierte sich eher abschreckend. An Schreibproben war nicht zu denken. Zugegeben, aufgedraengt habe ich mich dem Personal dort nicht.

Im kleinen aber feinen Buelach habe ich noch ein Geschaeft mit meinem Besuch beehrt. Ein Glas Pelikan-Tinte und zwei Notizbuecher habe ich dort erstanden. Fueller wuerde ich dort aber eher nicht kaufen. Die Beratung ist zwar besser als im grossen Zuerich, ein wenig Auswahl vorhanden, aber leider wenig exklusiv.

Das Ende vom Lied ist: Den Kaweco Special habe ich fuer ein Viertel auf eBay gebraucht gekauft. Und eine kleine Auswahl an Pelikanen (400er mit verschiedenen Federn) auch. Fehlkaeufe nehmen ganz ohne Fernabsatzgesetz den Weg zurueck auf eBay. Und am Ende kostet mich das weniger Geld und weniger Zeit als der Weg ueber den oertlichen Fachhandel.

So ist es heute leider in vielen Bereichen. Aber vielleicht ist die Entwicklung gar nicht so schlecht, wie sie auf den ersten Blick scheint - eBay verhindert fuer viele Sammlerstuecke den Weg in den Muell, auch wenn die Motivation oft die Gier und nicht die Wertschaetzung ist. Gute Fachhaendler setzen sich auch im Internet durch. Und der Mangel von Haendlern vor Ort duerfte so manche Boerse und Messe antreiben, wo man dem haptischen Anteil des Einkaufserlebnisses noch viel besser froehnen kann.

Gruss,
Peter
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Juli407
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Juli407 »

Ich denke, dass die Margen zum großen Teil identisch geblieben sind.

Der Preisanstieg ist allerdings immens, würde ich sagen. Aber das ist bei allen Luxusgütern so, denke ich. Gerade wenn ich mir die Preise von zB Autos anschaue, dann ist der Unterschied schon gewaltig. Meine Mum sagt das auch sehr gerne, wenn sie an den Kauf ihres Autos denkt. 2002 hat sie 25.000€ zahlen müssen für die (fast) Vollausstattung (Kleinwagen), heute würden wir wohl bei 40-45.000€ liegen (ein Preis, den der Verkäufer mal so spontan gesagt hat) - gleiche Marke, gleiches Modell.


Ich kaufe selten im örtlichen Handel, fast ausschließlich online. Ich kann es aber auch erklären: die Schreibgeräteläden, die es in meiner Nähe gibt, sind einfach keine FACHgeschäfte für mich. Es sind wirklich reine Schreibwarenläden, die auch ziemlich klein sind. Das Personal hat ganz wenig Ahnung von dem, was sie verkaufen, zum Teil auch die Chefs. Da werden falsche Aussagen gemacht und sie wissen weniger als ich, nicht ich zum heutigen Stand, sondern ich vor einigen Jahren, wo ich mich noch gar nicht weiter mit dem Thema beschäftigt hatte.
Unfreundlich sind sie auch noch, jeder Schritt ist ihnen zu viel. So auf die Art "Was? Sie wollen noch einen sehen?" und dann schon genervt gucken, wenn ich nach dem 2. Füller frage.
Aber selbst das ist noch nicht alles. Ich kann nirgends die Füller probieren in dem Sinne, dass ich den Füller füllen darf. In besonderen Ausnahmen darf ich ihn tunken, aber auch nur in Ausnahmefällen, wenn ich mir schon zu 80% sicher sein sollte, dass ich ihn kaufe.
Zudem sind auch viele Federn nicht verfügbar, bei 95% sind nur F und M da. B ab und zu auch mal, aber das ist dann schon das Höchste der Gefühle.

Also warum sollte ich in den Laden gehen? Ich sehe keinen großen Vorteil und wenn ich ne breite Feder, wie eine OBB oder BB will, dann nützt mir der Laden gar nichts.
Für mich bringt der Onlinehandel nur Vorteile. Zudem spare ich viel Geld und bei den unterschieden überlege ich dann schon...
Viele Grüße,
Julia

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Barbara HH
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Barbara HH »

Hmmm... ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass das kleine Schreibwarengeschäft an der Ecke jemals hauptsächlich vom Füllhalterverkauf gelebt hat. Wenn ich mich an den Schreibwarenladen erinnere, in dem ich als Schulkind in den Siebzigern eingekauft habe, dann haben die hauptsächlich solche Sachen wie Schulhefte, Bleistifte, Lineale, Briefblocks, Tintengläser, Farbbänder usw. verkauft.

Und die Schreibwarengeschäfte in meiner jetzigen Umgebung, von denen alle paar Jahre eins Pleite geht und bald keins mehr übrig ist, machen alle den Fehler, dass sie versuchen, dieses Konzept aufrecht zu erhalten.

Von sowas kann man heute einfach nicht mehr leben und ich glaube nicht, dass das viel mit dem Internet zu tun hat. Das liegt eher daran, dass die Eltern heute für ihre Schulkinder zweimal im Jahr bei Aldi oder Penny den Großeinkauf machen ("bevorraten Sie sich") und dann nur noch im äußersten Notfall in den Schreibwarenhandel gehen bzw. auch dann vermutlich eher zu McPaper gehen als zu Schreibwaren Mayer.

Ich glaube Überlebenschancen haben eigentlich nur noch Geschäfte, die vermehrt dazu über gehen, Schreibwaren nicht mehr als Gebrauchsgüter an Schulkinder sondern als Luxusgüter an Erwachsene zu verkaufen, und da trifft dann tatsächlich zu, dass die Konkurrenz aus dem Internet viel kaputt macht. Aber die Grundlage dafür, dass das geschehen kann, sind natürlich auch die oftmals horrenden Mieten, die in Innenstadtlagen gezahlt werden müssen. Vielleicht haben da ja nicht nur die Kunden die Schuld?
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
Peter Stegemann
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Peter Stegemann »

Juli407 hat geschrieben:Meine Mum sagt das auch sehr gerne, wenn sie an den Kauf ihres Autos denkt. 2002 hat sie 25.000€ zahlen müssen für die (fast) Vollausstattung (Kleinwagen), heute würden wir wohl bei 40-45.000€ liegen (ein Preis, den der Verkäufer mal so spontan gesagt hat) - gleiche Marke, gleiches Modell.
Hallo Julia,

mein Skoda Octavia wuerde in der gleichen Ausstattung heute das gleiche kosten. Gekauft habe ich ihn 2006. Zwischendurch war er mal teurer. Da scheint mir ein Endpunkt in der Preisentwicklung erreicht zu sein, insofern frage ich mich nun, welches Modell deine Mutter hat.

Mit einem Kollegen hatte ich die Autopreisdiskussion auch einmal, er hat aber den Golf I in damaliger Standardausstattung mit dem Golf VI in aktueller Standardausstattung verglichen. Ein Vergleich, der meiner Meinung nach ueberhaupt nicht passt, da bei diesen Fahrzeugen eigentlich nur noch Name und Hersteller gleich sind. Von der Groesse her wuerde eher ein VW Fox passen - und der ist nach Inflationsbereinigung trotz deutlich besserer Ausstattung tatsaechlich nicht teurer.

Fueller scheinen sich mir im Vergleich dazu in den letzten Jahrzehnten nur preislich entwickelt zu haben. Insofern finde ich die Autovergleiche nicht passend.

Gruss,
Peter
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Tenryu
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Tenryu »

Ich denke, es liegt daran, daß es heute viel mehr Geld gibt. In den letzten 20 Jahren hat sich die Geldmenge fast verdoppelt.
Es gibt mehr reiche Leute und die Reichen sind noch viel reicher als früher. Daher ist die Nachfrage nach Luxusartikeln extrem gestiegen.

Wenn du drei Mal so viel verdienst, kannst du nicht drei Mal mehr Brot essen, aber dir eine drei Mal teuerere Uhr oder Luxusfüller kaufen.
Juli407
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von Juli407 »

Hallo Peter,
Es handelt sich bei dem Auto meiner Mum auch um einen Golf.
Viele Grüße,
Julia

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karlimann
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von karlimann »

Also bei Musik CD's läuft es bei mir umgekehrt. Ich höre bei Amazon in die Alben rein und kaufe die CD dann in Nürnberg im stationärem Handel. Gibt leider nur noch den Müller (Drogerie) mit ordentlicher Auswahl, aber immerhin.

Und zu Spanne von Klamottenläden kann ich auch was erzählen aus eigener Erfahrung. Die Spanne bei Klamotten liegt selten bei 100%, bei einer so niedrigen Spanne wären die Läden schon längst pleite 8)
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von glucydur »

@Barbara: Du hast meiner Meinung nach einen wichtigen Aspekt mit in die Überlegung gebracht. Die Zeit der Gemischtwarenläden mit breitem Sortiment und Mischkalkulation ist wohl tatsächlich vorbei, was man auch an dem Sterben der großen Kaufhäuser, um die es nicht schade ist (abgesehen natürlich von den Schicksalen der Mitarbeitern) sieht. Spezialisierung und nicht Diversifikation bringt heute oft den Erfolg. Und Ausbau der Beratungskompetenz in diesem spezialisierten Bereich.

VG

Alexander
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von stefan-w- »

Tenryu hat geschrieben:Ich denke, es liegt daran, daß es heute viel mehr Geld gibt. In den letzten 20 Jahren hat sich die Geldmenge fast verdoppelt.
Es gibt mehr reiche Leute und die Reichen sind noch viel reicher als früher. Daher ist die Nachfrage nach Luxusartikeln extrem gestiegen.

Wenn du drei Mal so viel verdienst, kannst du nicht drei Mal mehr Brot essen, aber dir eine drei Mal teuerere Uhr oder Luxusfüller kaufen.
die meinung von tenryu kann ich aus wiener sicht nur bestätigen.

vor 10 jahren gab es in der wiener innenstadt (graben/kärntner str./kohlmarkt) insgesamt 5 schreibwaren & füllhalter-geschäfte. mittlerweile sind nur mehr 2 davon übrig, die anderen haben zugesperrt. und jedes geschäft, welches zusperrt, wird meist durch einen neuen luxusgüter-laden (cartier, l.vouitton etc etc) ersetzt.

man merkt diesen trend auch anhand der anzahl der 5-stern hotels in wien, welche jedes jahr kontinuierlich wächst.
liebe grüße,

stefan.

sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
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glucydur
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Re: Preisentwicklung und Handelsmargen bei Füllfederhaltern

Beitrag von glucydur »

Hallo Stefan,

das von Dir beschriebene Phänomen kannst Du auch an bestimmten Ecken von Stuttgart beobachten. Die klassischen Einzelhandelsgeschäfte werden durch Ketten, teilweise Luxus-Ketten verdrängt. Das hängt wiederum mit den inzwischen sehr hohen Ladenmieten zusammen, die sich nur noch große Konzerne leisten können. Es gibt in Stuttgart eigentlich nur noch ein Traditionsgeschäft mit einer expliziten Schreibgeräte Abteilung und breitem Sortiment: Haufler am Markt. In unmittelbarer Nähe befindet sich schon seit langem eine Montblanc Boutique. In dem Fall koexistieren die beiden Geschäfte aber recht friedlich, weil Haufler ein sehr breites Sortiment anbietet. Aber er ist inzwischen fast der einzige.

VG

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