Richtige Handhabung von O Federn

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Jürgen F.
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Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von Jürgen F. »

Liebe Leute,

schon wieder ein Anliegen von meiner Seite.

Habe nun den ersten Füller mit einer O Feder, genauer gesagt einen Mintblanc No. 34 mit OB.

Ich finde mein Schriftbild mit der O Feder fast schöner als mit der normalen M und die Feder schreibt sich auch Butterweich, aber ab und zu Hab ich dann doch ein leichtes Kratzen, was wohl daran liegt das ich normale Federn gewohnt bin. Habt ihr Tipps für mich oder ist das ein Zeichen das O Federn nicht das Optimale für mich sind?

Vielen Dank schonmal. :P
PeliJoerg
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von PeliJoerg »

Hallo Jürgen,

obwohl es sicher Berufenere gibt als mich, versuche ich doch mal eine erste Antwort auf Deine Frage.

1) Generell und prinzipiell kann es Gründe für das Kratzen geben, die in der Feder selbst begründet sind, bei einer O-Feder genauso wie bei allen anderen.

2) Generell und prinzipiell, wenn eine Feder kratzt, kann das an der Handhaltung des Schreibers liegen.

Da ich weder die Feder noch Dich beim Schreiben sehen kann, kann ich auch nicht entscheiden, ob die genau bei Dir/Deiner Feder vorliegenden Gründe unter 1) oder unter 2) fallen.

Im Bereich 2) mal ein paar grundsätzliche Anmerkungen; welche für Dich zutreffen könnten, kann ich naturgemäß von hier aus nicht beurteilen.
  • A) Handelsübliche O-Federn sind links-oblique und deshalb nur für Rechtshänder geeignet.
  • B) Eine links-oblique Feder wird nach links verdreht aufs Papier gesetzt und auch beim Schreiben so gehalten. Es gibt Federn-Schreiber-Paarungen, die eine Verdrehung von über 90° miteinander erfolgreich durchführen; bei den meisten O-Federn habe ich guten Erfolg bei Verdrehungen im Bereich 30° - 45°. Probier mal, was die Feder kann und was Deine Hand kann - möglicherweise passen beide in diesem konkreten Fall einfach nicht zusammen.
  • C) Wie bei jeder Feder spielt auch der Aufsetzwinkel eine gewisse Rolle. Asiatische Schreiber setzen fest senkrecht auf - europäische Schreiber eher flacher. Zum Probieren kannst Du Dich mal zu bestimmten Aufsetzwinkeln zwingen und schauen, was Deine Feder dazu meint. Aber langfristig sinnvoll ist das wie bei B) nur dann, wenn Deine Hand und die Feder einen gemeinsamen Winkel beim Zusammenarbeiten finden - möglicherweise passen beide in diesem konkreten Fall einfach nicht zusammen.
Abschließend sei deutlich festgestellt: wenn Deine Hand und diese Feder tatsächlich nicht zusammenpassen sollten (was ja noch gar nicht festgestellt ist), dann heißt das keineswegs, dass O-Federn generell nicht das Optimale für Dich sind. Eine andere O-Feder könnte dann durchaus immer noch zu Deiner Hand passen.

Ich schreibe zum Beispiel im Prinzip sehr gerne und gut mit O-Federn, weil meine Hand den Füller "ohne Nachdenken" nach links verdreht aufsetzt - und das geht tendenziell mit einer obliquen Feder besser als mit einer gerade geschliffenen. Aber es gibt auch einzelne O-Federn, die ich nicht mag (oder die mich nicht mögen ...)

Wenn es Dir um Linienvarianz gehen sollte, wäre allerdings eine Stub- bzw. Italic-Feder eher das Mittel der Wahl - die sind nämlich dafür gemacht, während die O-Federn eigentlich nur den "verdrehten" Schreibern entgegenkommen. Dass beim Hin- und Herdrehen einer O-Feder während des Schreibens auch eine gewisse Varianz entsteht, ist lediglich ein Nebeneffekt. Und das Hin- und Herdrehen (=Winkelwechsel in Drehung und/oder Aufsetzwinkel) könnte zum gelegentlichen Kratzen führen.

Just my two cents.

Jörg
meinauda
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von meinauda »

Perfekt!
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thott
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von thott »

Hallo Jürgen,

klasse was PeliJoerg geschrieben hat!

Ergänzend dazu:

Die richtige Position von Oblique-Federn kannst Du leicht feststellen:

Du bringst die Feder mit dem entsprechenden Schreibwinkel, auf das Papier.

Beobachte dabei die Federschenkel. Mit leichten Druck müssen sich beide Federschenkel gleichmäßig öffnen.
Bewegt sich einer der Schenkel mehr als der andere, ist es noch nicht die richtige
Haltung und Du musst die Schrägstellung vergrößern oder verkleinern.
Ansonsten kratz die Feder wie von Dir beschrieben.

Und diese Haltung mußt Du beibehalten........ganz einfach :-)

Einige Oblique Federn kratzen schnell wenn sich die Haltung ändert. Deswegen sind heutige
Oblique-Federn vielfach "kugelig" um dies zu vermeiden.
Sind sie sehr flach geschliffen, ist der "sweet point" sehr eng. Und um so empfindlicher
für Haltungsänderungen während des Schreibens.

Gruß
Thomas
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glucydur
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von glucydur »

Hallo Jörg,

Deine Erklärung ist in der Tat sehr aufschlussreich. Ich habe nämlich auch ein ambivalentes Verhältnis zu O-Federn. Einerseits finde ich das Schriftbild toll, andererseits ist das Schreiben manchmal etwas anstrengend. Ich halte den Füller in der Regel extrem flach. Das könnte ein plausibler Grund für meine Probleme mit Oblique Federn sein.

VG

Alexander
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newlife
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von newlife »

Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Federschenkel nicht auf gleicher Höhe liegen, das kann man mit einer Lupe leicht kontrollieren. Schaut man von vorn auf das Federkorn, darf es dort keinen Versatz zwischen den beiden Hälften an der Unterseite geben.
Grüße von Klaus!
mariannchen
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von mariannchen »

Jürgen, wenn man die ganze Zeit mit normalen Federn geschrieben hat, ist es doch klar, dass du eine gewisse Umgewöhnungszeit brauchst. Kann es denn sein, dass du den Füller aus Gewohnheit zu gerade hältst?

Liebe Grüße

Marianne
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YETI
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von YETI »

Hallo zusammen

Die Oblique Federn sind in meinen Augen ein Hilfsmittel für Schreiber, die die Feder nicht gerade aufsetzen, egal aus welchem Grund. Wer seine Federn gerade aufsetzt, braucht keine O - Feder.
Mag sein, daß der Vergleich etwas hinkt, aber ich kaufe mir ja auch keine Brille, wenn ich ohne noch gut sehen kann. Wenn ich trotzdem eine Brille aufsetze, sehe ich nicht mehr gut.
Wenn ich eine Feder im Normalfall gerade aufsetze, muß ich mit Kratzerei rechnen, wenn ich eine Oblique Feder benutze.
Ich hatte mir mal ein Pärchen Mont Blanc Noblesse gekauft, einer in OB und einer in OM. Der OB ist schon verkauft, weil ich garnicht damit zurecht kam.
Mit dem OM kann ich halbwegs schreiben, aber wenn ich einfach schnell drauflos schreibe, wehrt sich die Feder. Dann halte ich nämlich den Stift ganz automatisch wieder so, wie es für diese Feder nicht passt. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, ich könnte das noch lernen, aber das war wohl ein Denkfehler.

Gruß

Andreas
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mariannchen
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von mariannchen »

Andreas, das sehe ich nicht ganz so. Ich schreibe seit eigentlich immer , Schule ausgenommen, mit obliquen Federn. Schon mein erster Pelikan, von der Oma, war bzw. ist ein OM. Wußte ich lange Zeit nicht, ich hab halt damit geschrieben. Und als ich mir dann in Hamburg meinen 146er kaufte und viele Federn ausprobieren konnte, wurde es eine OBB, mit der ich immer wunderbar zurechtkam. Inzwischen hab ich auch einige 800er mit IB, das klappt genauso prima. Ich setze automatisch richtig auf. Nur mit normalen Federn geht es bei mir gar nicht. Es ist einfach Gewohnheit. Deshalb finde ich es so schade, dass es die obliquen Federn bei Pelikan nicht mehr gibt.

Ich hoffe, ich hab jetzt nicht noch mehr Wirrwarr in die Diskussion gebracht.

M
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thott
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von thott »

mariannchen hat geschrieben: [.....]
Ich hoffe, ich hab jetzt nicht noch mehr Wirrwarr in die Diskussion gebracht.

M
Hallo,

diese Disskussion startet immer wieder :-). Auch in dem Forum über dem "großen Teich".

Ausgelöst dadurch, dass Oblique mit einer ausgeprägten Strichvariation gleichgesetzt werden.
Der Schreiber aber dann später enttäuscht ist, dass die Strichvariation nicht dem Erwarteten
entspricht und zudem noch die Feder kratzt oder aussetzt.

Wenn man eine ausgeprägte Strichvariation haben möchte, ist die Stub die richtige
Auswahl. Sofern sie angeboten wird.

Ich muss Andreas zustimmen.
Oblique Federn sollen der Schreibhaltung des Schreibers gerecht werden.

Ich glaube es ist falsch, dass man sich an einen Füller bzw. Feder gewöhnen muss.
Der Füller muss seinem Besitzer folgen und nicht umgekehrt und danach sollte man
die Feder und das Schreibgerät auswählen.

Ich setze ein Füller schräg an, womit eine O-Feder mein Favorit ist.
Dass die Oblique noch eine leichte nicht ausgeprägte Strichvariation hat, kommt
durch den Schliff und ist eine schöne "Beigabe". Wobei die heutigen meist kugeligen Schliffe
das auch nicht mehr hergeben.

Gruß
Thomas
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glucydur
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von glucydur »

Andreas hat geschrieben:Die Oblique Federn sind in meinen Augen ein Hilfsmittel für Schreiber, die die Feder nicht gerade aufsetzen, egal aus welchem Grund. Wer seine Federn gerade aufsetzt, braucht keine O - Feder.
Ich habe gerade ein Faltblatt der Firma Montblanc zur richtigen Federwahl aus den 90ern in die Hände bekommen, welches Deine Aussage untermauert: Oblique Federn: "Für Menschen, die die Feder schräg aufsetzen".
mariannchen hat geschrieben:Nur mit normalen Federn geht es bei mir gar nicht. Es ist einfach Gewohnheit.
Ich glaube aber, dass an dieser Aussage auch etwas richtig ist. Letztendlich ist es immer eine Frage der Gewohnheit. Ich habe mich auch von M auf F umgewöhnt, was wesentlich leichter ist als die Umstellung auf Oblique. Meiner Überzeugung nach ist es aber umso schwieriger, seine Federhaltung umzustellen, umso länger man schreibt. Und nur deshalb seine Haltung umzustellen, weil Oblique-Federn das schönere Schriftbild ergeben, was sicher zutrifft, halte ich aber auch nicht für sinnvoll. Schließlich sollte eine entspannte Schreibhaltung im Vordergrund stehen.

VG

Alexander
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Jürgen F.
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von Jürgen F. »

Ich denke auch das es nicht der Sinn ist sich zu Verbiegen um mit einer Feder schreiben zu können, aber ich setze die Feder durchaus gerne mal etwas schräger auf, ich kann mit der Feder zu einem großen Teil auch wirklich gut Schreiben, ich denke diese O-Feder ist einfach ziemlich empfindlich was eine leichte Winkeländerung während des Schreibens angeht.

Im großen und ganzen macht es mir schon Spaß damit zu Schreiben, hab bis jetzt gute 5 Seiten Test geschrieben, schreibt sich wie gesagt Butterweich bis auf ein gelegentliches Kratzen, auch die Schreibgeschwindigkeit finde ich erstaunlich gut.

Ich wollte hier nun natürlich keine Glaubensfrage auslösen. :mrgreen: :wink:
thobie
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von thobie »

Hi,

aus der eigenen Erfahrung: Eine O-Feder macht nicht automatisch eine bessere Schrift. Ich nutze die O-Federn, allein, weil ich damit besser schreiben muss. Sie kommen meiner Art, den Halter aufzusetzen, sehr entgegen. Wenn man so will, ist die O-Feder die Anpassung an meine Hand, während ich bei normalen Federn meine Hand anpassen muss.

@Jürgen F: Du schriebst schon, dass die Feder sehr winkelempfindlich ist. Das deutet darauf hin, dass sie recht scharf geschliffen ist. Das ist bei meinem M400 (Modell von 1951 bis 1955) mit OBB-Feder genau so. Obwohl ich praktisch nur mit O-Federn schreibe, muss ich mich jedesmal wieder an den Halter gewöhnen. Mein Schrift wird mit dieser Feder schöner - ich schreibe aber lieber mit etwas moderneren Federn. Die sind etwas toleranter. Wobei für mich die OBB-Feder des Souverän M400 aus 1992 für mich ziemlich das Optimum darstellt: Sie ist etwas toleranter, als die Feder in dem Ur-M400, lässt sich dadurch aber besser schreiben. Dafür ist die Schrift nicht so charaktervoll. Die ganz moderne OBB-Feder in meinem M800 läuft nicht mit der gleichen Leichtigkeit. Das Korn ist richtig kugelig. Dadurch kann man sie praktisch aufsetzen, wie man will.

Viele Grüße
Thomas
benelauer
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von benelauer »

Hallo!

ich kämpfe gerade ein bisschen mit einer OF-Feder eines alten Pelikan 400. Eigentlich schreibe ich grade und habe mich auf die Feder vor allem wegen des Schriftbilds eingelassen. Leider scheint diese feine Feder noch sensibler auf den Schreibwinkel zu reagieren und verzeiht einem wegen des geringeren Tintenflusses nicht so viel.
Abgesehen davon, dass man beim Schreiben ständig am werkeln ist, merke ich nach einer Weile, wie anstrengend das für den Unterarm ist... Wenn es Aussetzer etc. gibt, gleiche ich das, glaube ich, durch "Quetschen" wieder aus.
Schade, weil ich vom Schriftbild ziemlich angetan bin.

Ich habe vor meiner Anschaffung wohl einfach von vielen gehört/gelesen, die auf OB oder OBB Federn schwören und diese Art von Feder somit als eine ganz normale Variante wahrgenommen. Die Info, dass diese Dinger eigentlich für eine besondere Schreibhaltung ausgelegt sind, war mir so nicht geläufig...
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Strombomboli
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Re: Richtige Handhabung von O Federn

Beitrag von Strombomboli »

Auch ich kann nur mit Oblique-Federn schreiben und finde die Beschreibung, daß solche Federn für Leute seien, die die Feder verdreht aufsetzen, immer etwas irreführend, denn ich finde nicht, daß ich die Feder verdreht aufsetze, ich kann zumindest nichts erkennen. Will sagen, es geht wohl nur um einen Hauch von Verdrehung.

Oder es kommt darauf an, wie man überhaupt schreibt. Ich halte den Füller parallel zur Schreibrichtung. Es gibt aber auch Leute, die ihn im 90-Grad-Winkel zur Schreibrichtung halten. Das ist fürs Flexen nötig, wenn ich recht informiert bin, aber Else Marie zum Beispiel schreibt auch ohne Flexen so. Für diese Schreibhaltung wäre eine Oblique-Feder vermutlich nicht geeignet.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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