Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Technikfragen zum Forum, Fotothemen, Kaufberatung, Brieffreude, etc.

Moderatoren: Sabine, MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von StephanM »

Hallo,

nachdem ich heute spontan den Wunsch nach einer Flex-Feder hatte (bei einem
Youtube-Video hat's mich ja fast umgehauen, so "Flex" war das Gerät :shock: )
und so schnell keinen Füller mit einer solchen auftreiben bzw. ausstatten (lassen) kann,
habe ich mich zu einem "Billigbastelprojekt" entschlossen.
Das Ganze ist während einer halben Stunde entstanden, also bitte nicht allzu kritisch mit mir sein :wink:
Es soll auch keine Anleitung sein, wie man sein "teures Stück" am besten ruiniert, nein,
einfach nur ein bisschen Spaß an der Freude und am Ausprobieren.

Zunächst habe ich das Ausgangsmaterial bestimmt: auf einem Flohmarkt gab es mal
einen Händler, der seine China-Ramsch-Füller (einfache Patronenfüller, anscheinend Stahlfeder
mit Iridiumspitze) mit "2 Stück für 3€" beworben hat und da mir die Federn gefallen haben
(einige sogar EXF), habe ich "4 Stück für 5€" daraus gemacht und war froh.
Na gut, frisch aus der Folie konnten alle nicht so recht schreiben, nach einem Bad der Einzelteile
war es dann aber schon deutlich besser. "Zum Schleifen üben gehen die ja", dachte ich mir.

Also, ran an den Stein:
Schleifen.jpg
Schleifen.jpg (63.45 KiB) 4710 mal betrachtet
In dem Fall an einen rotierenden. Nicht zu schnell und etwas mit Wasser kühlen, sonst läuft der Stahl noch an.
Vergleich.jpg
Vergleich.jpg (59.46 KiB) 4695 mal betrachtet
Hier nochmal im Vergleich zu der Ausgangsform. Das "Anspitzen" bringt noch mehr Flex. Ich habe der Einfachheit halber einfach von oben geschliffen, das macht man normalerweise natürlich von unten 8)
Polieren2.jpg
Polieren2.jpg (50.62 KiB) 4689 mal betrachtet
Danach müssen die Grate und Riefen grob weg...
Polieren3.jpg
Polieren3.jpg (44.93 KiB) 4683 mal betrachtet
...sowie die Oberfläche fein nachbearbeitet werden.
Fertig1.jpg
Fertig1.jpg (53.63 KiB) 4682 mal betrachtet
Ist das getan, so kann man alles reinigen, wieder zusammenstecken und testen.
Fertig2.jpg
Fertig2.jpg (33.94 KiB) 4680 mal betrachtet
Er schreibt 8) Mein neuer, 1,25€-Bastelfüller mit Flex-Feder.
Hat zwar eine grottig anmutende Verarbeitung und von der Haptik will ich gar nicht reden...
Aber, um einfach mal in die Welt der flexiblen Federn reinzuschnuppern und das mal
praktisch auszuprobieren: Mission erfüllt :D

Ich hoffe, das hat den Füllerfreund jetzt nicht allzusehr schockiert, doch ich kann zu meiner Verteidigung sagen,
dass ich immerhin etwas dabei gelernt habe und noch keine Pelikane, MBs etc. anrühren werde :mrgreen:

Freundliche Grüße,
Stephan
Thom

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von Thom »

Hallo Stephan,

das ist gut! Jetzt mußt Du sehen, ob die Federbacken auf Dauer in die Ausgangsposition zurückgehen, sonst schreibt die Feder nicht mehr an.

Viele Grüße
Thomas
thobie
Beiträge: 907
Registriert: 30.10.2005 13:21
Wohnort: Detmold

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von thobie »

Ich finde das Experiment gut. Und der finanzielle Einsatz hielt sich in Grenzen. Gut, ich werde es mit meinem M800 oder M1000 nicht nachstellen. Aber in den Fingern kribbelt es mich doch, mal an die Federbearbeitung zu gehen.

Gruß
Thomas
Benutzeravatar
YETI
Beiträge: 1555
Registriert: 28.12.2013 14:44
Wohnort: Solingen

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von YETI »

Hallo Stephan,
Genau so habe ich es vor einiger Zeit mit Reform Füllern gemacht. Mit dem Ergebnis bin ich durchaus zufrieden, aber man muß echt aufpassen, weil die Federn auf zu viel Druck deutlich empfindlicher reagieren, als echte Flexfedern. Mit der nötigen Vorsicht lassen sich aber gut und günstig die ersten Schreibversuche mit so einer Feder machen. Um dich weiter auf dumme Gedanken zu bringen, wie wäre es mit einer Herzlochfeder?http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =11&t=8866

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von StephanM »

Hallo,

schön, dass es (positive) Resonanz gibt!
Thom hat geschrieben:(...) ob die Federbacken auf Dauer in die Ausgangsposition zurückgehen (...)
Nach dem Schleifen war die Feder doch etwas verformt, aber nach etwas drücken und biegen hat's dann geklappt :wink:
Die nächste würde ich aber nicht mehr so dünn machen wie die.
thobie hat geschrieben:Und der finanzielle Einsatz hielt sich in Grenzen.
Das ist bei uns einmal Parkticket im Einkaufscenter, so gesehen "trial and error" ohne Risiko 8)
Aber Spaß macht es schon, vor allem wenn man merkt, wie es so langsam wird...
YETI hat geschrieben:(...)man muß echt aufpassen, weil die Federn auf zu viel Druck deutlich empfindlicher reagieren, als echte Flexfedern. (...) Um dich weiter auf dumme Gedanken zu bringen, wie wäre es mit einer Herzlochfeder?
Hm, da rätsle ich auch schon, was man noch nehmen könnte. Gleich eine Goldfeder verschleifen möchte ich nicht wirklich.
Zumal einige der alten Flexfedern auch aus Stahl sind/waren...
Aber die Federn sind gut, das gefällt mir! Mal was anderes, als dieses immerwährende, einfache Loch.
Hätte ich den Thread mal vorher gefunden :oops:

Freundliche Grüße,
Stephan
Benutzeravatar
YETI
Beiträge: 1555
Registriert: 28.12.2013 14:44
Wohnort: Solingen

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von YETI »

Ähm Stephan, die Luftlöcher waren mal rund; die habe ich zu Herzlöchern aufgefeilt, nachdem ich die Federn genau so bearbeitet hatte wie du.
Ich hatte auf noch etwas mehr Flex gehofft; das hat es nicht gebracht, aber es sieht wenigstens gut aus. :roll:
Für solche Experimente würde ich aber niemals eine gute Feder nehmen. Das Risiko, sie zu zerstören ist dabei viel zu groß.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von StephanM »

YETI hat geschrieben:Ähm Stephan, die Luftlöcher waren mal rund; die habe ich zu Herzlöchern aufgefeilt
Falls es sich anders gelesen hat: das habe ich nicht anders aufgefasst :wink:
Zwar hätte ich auf einen feinen Fräser getippt, nur Feile ist da doch noch etwas "gekonnter".
Benutzeravatar
YETI
Beiträge: 1555
Registriert: 28.12.2013 14:44
Wohnort: Solingen

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von YETI »

Dann stand ich jetzt auf dem Schlauch. :?
Fräsen wäre mir auch lieber gewesen, aber ich hatte keinen so kleinen Fräser oder Schleifstift. Also blieb mir nur die Feile. Ist aber eine Arbeit für jemanden, der Vater und Mutter totgeschlagen hat.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Thom

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von Thom »

StephanM hat geschrieben:...Zumal einige der alten Flexfedern auch aus Stahl sind/waren...
Absolut! Und Champignon und Fußpilz sind beides Pilze.

V.G.
Thomas
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von StephanM »

Das ist mir jetzt doch zu abstrakt :?
Natürlich sind die Stähle der verschiedenen Hersteller nicht gleich und Federstahl nicht gleich unlegiertem Stahl.
Aber was macht das Material einer Flexfeder so besonders?
Muss das tatsächlich Federstahl (i.S.v. "federnd, elastisch verformbar") sein,
wenn nicht gerade die passende Goldlegierung?
Das wäre mir persönlich etwas zu eingeschränkt.

Freundliche Grüße,
Stephan
Thom

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von Thom »

Das würde jetzt ein Traktat (YETI vielleicht kannst Du das kürzer).
Nur soviel, im vorigen Jahrhundert gab's ca. 500 Stahlsorten. (heute sind's 5 mal soviele)

V.G.
Thomas
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von StephanM »

Das ist mir klar, aber nur ein Bruchteil davon ist für eine Schreibfeder interessant bzw.
würde sich der Hersteller nicht unbedingt die Hochleistungs-Stähle aussuchen,
die es bspw. für Werkzeuge gibt, wenn auch günstigere da sind, die für seine,
recht "bescheidenen" Anforderungen ausreichen. Oder irre ich mich da ganz gewaltig?
Ich sehe, da muss ich noch viel mehr Literatur wälzen :wink:
Vielleicht mache ich auch mal einen Damaststahl für eine "selbstgebogene" Feder.
Das wäre doch mal was 8)

Freundliche Grüße,
Stephan
Thom

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von Thom »

Noodler's macht das mit dem günstigen Stahl. Bei den teureren Sachen ist alles was denkbar ist auch möglich.

V.G.
Thomas

P.S. Verbrenne nicht auf der Suche nach einem Pfennig drei Kerzen.
Benutzeravatar
YETI
Beiträge: 1555
Registriert: 28.12.2013 14:44
Wohnort: Solingen

Re: Endlich eine Flex-Feder (auf die harte Tour)

Beitrag von YETI »

Thom hat geschrieben:Verbrenne nicht auf der Suche nach einem Pfennig drei Kerzen.
Genau so sehe ich das auch. Experimente mit billigen Füllern sind eine nette Spielerei und sehr gut geeignet, um fast zum Nulltarif in die Schreiberei mit Flexfedern reinzuschnuppern. Es befriedigt auch den Forscherdrang und kann richtig Spaß machen.
Ich habe auch einige solcher Versuche gemacht, mal mit und oft ohne Erfolg.
Leichter und nicht unbedingt viel teurer ist es, nach alten Füllern mit flexiblen Federn Ausschau zu halten. Es muß kein Mabie Todd oder Waterman aus den Zwanzigern sein, auch ein Tropen 400 hat zum Beispiel eine echt tolle Stahlfeder. Dabei ist er manchmal für 5 bis 10 €uro schon zu bekommen.http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... lz+#p68939
Auch alte Stenofüller sind sehr gut zu gebrauchen.
Und wer Anglaise und ähnliche Schriften schreiben will, landet früher oder später sowieso bei der Spitzfeder im Obliquehalter.
Zu den Stählen möchte ich nur sagen, daß es nicht nur auf das Material ankommt, sondern auch auf die Methode der Formgebung und die Wärmebehandlung. Darüber haben wir hier im Forum schon oft genug diskutiert. Da hält man sich besser auch an die alten Federn, als das Rad neu erfinden zu wollen.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Antworten

Zurück zu „Sonstiges / Other“