Hallo Christof, hallo Füllerfreunde
Vielen Dank für den interessanten und notwendigen Einwurf. Einige der Kommentare waren mir allerdings etwas zu theoretisch. Tatsächlich ist, was bereits auch gesagt wurde, das Wissen um historische Schreibgeräte in diesem Forum eher nebensächlich geworden und eigentlich verstehe ich nicht, wer sich da wegen angeblich schnell und unerkannt abgezocktem Wissen über den Tisch gezogen fühlt. Für mich ist z.B. ein Review über eine Tinte oder einen Füller, die man heutzutage in jedem Laden kaufen kann, kein schützenswertes Gut. Vielleicht hat da eine historische Forschung über eine Firma oder Marke, die sich über Jahre hinweg gezogen und durch Ankauf von Katalogen, Unterlagen und Belegexemplaren auch Geld verschlungen hat, eher eine Schutzberechtigung. Allerdings wird auch Firmenwissen zum rechtlosen Treibgut, wenn es einmal im Netz veröffentlicht worden ist.
Den letzten Fall auf den sich diese Diskussionseröffnung bezieht, hatte ich, nachdem er öffentlich etwas abgebügelt worden ist, in einigen private- mails selbst weiter verfolgt. Der Silberfüller hat mich wirklich interessiert und ich hätte ihn auch kaufen wollen oder zumindest etwas über seine Herkunft erfahren wollen, falls diese bekannt gewesen wäre. Allerdings bin ich auch ehrlich genug, zumindest einen schwammigen Geldwert einzuwerfen. Spott- Angebote für 20 E aus dem Auditorium für einen dieser Herzschlag- Silberlinge aus alten Zeiten an einem anderen Ort waren einfach dumm und unüberlegt. Ich hatte auch versucht, den Anbieter davon zu überzeugen, den Füller zu behalten, das wäre besser gewesen als dass er nach Fernost verschwunden wäre. Die Anfrage bezog sich auf folgenden Thread. Die mails sind teilweise gekürzt und Namen, Adressen und personenbezogene Erkennungsmerkmale wurden gelöscht.
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =9&t=10394
F: Zunächst mal, Entschuldigung für die recht abweisenden Bemerkungen meines Vorredners. ........Leider hatten wir immer mal wieder neue Füllhalterfreunde, die sich mit den hier eingeholten Informationen zu ihrem Schreibgerät schnell wieder vom Acker gemacht haben um dann mit den Beschreibungen einen erheblich höheren Gewinn beim Wiederverkauf bei ebay oder sonst wo zu erzielen. Allerdings betrifft dies wohl nur wenige der hier noch schreibenden Foristen. Also: Sieh die Restriktionen ein, wir wissen noch nicht, wer da vor der Tür steht. Allerdings ist auch der Schutz eines möglichen Schätzchens vor einem zufälligen Billigverkauf absolut einsehbar. Wer etwas Schönes verkaufen will, sollte auch einen angemessenen Preis erzielen. Hierfür gibt es auch Gutachter aus der Sammlerszene, allerdings kostet das auch was (!)
Dein Silberfüller ist ein schöner Kaweco von dem Du ähnliche Modelle zum Preisvergleich wahrscheinlich nicht bei ebay finden wirst. Ich selbst habe eine kleine Kaweco- Sammlung und habe auch eine Dokumentation über die Firma geschrieben. (Die heute neu verkauften Füller haben aber nichts mit der alten Firma zu tun) Ich hatte auch in diesem Forum Teile daraus veröffentlicht aber später mitsamt weiterer markenbezogener Artikel wieder gelöscht, da weltweit heftig kopiert worden ist, natürlich ohne Quellenangabe.
Die Kaweco war in den 20er Jahren die größte Füllhalterfirma des Kontinents und Füller mit Edelmetallmonturen hatten damals ein Vermögen gekostet. Die Federn wurden in den frühen Jahren von Morton in New York zugekauft. Der Füller mit herausdrehbarer Feder wurde "Sicherheitsfüllfederhalter" genannt, da er in geschlossenem Zustand nicht auslaufen konnte. Den Kaweco erkennt man an dem kurzen Gewinde am Drehknopf, darauf hatten die ein Patent. Die Tinte wird bei eingezogener Feder vorne mit der Pipette eingetropft. Vorsicht ! höchstwahrscheinlich sind die Korkdichtungen zerbröselt. Man kann die Feder aber auch nur in Tinte eintauchen und ein paar Worte schreiben. Die Federn waren einzeln handgeschmiedet und beim Schreiben kann man wirklich wieder zum Füllerfreund werden! Wenn Du den Stift aber doch verkaufen wolltest, lass es mich wissen. Und mach für die Angebote auf jeden Fall bessere Bilder!
J: vielen Dank für die Informationen. Das hört sich recht interessant an.
Schicke mir doch mal deine E-Mail Adresse, dann schicke ich mal bessere Bilder.
Ich weiss noch nicht ob ich den Füller abgeben werde, da ich auf so besondere Dinge stehe. Aber was hat der Füller denn für einen Wert? Ich denke er stammt dann wahrscheinlich aus den 20er Jahren, weil der Silbergehalt 830 ist und dieser Wert wurde doch nur damals verwendet.
F: Nein, ich will Dir Deinen Füller nicht abschwatzen, wenn Du siehst, dass er ein interessantes Stück Geschichte beinhaltet, dann kannst Du lange Zeit Freude an ihm haben. Man muss ja nicht unbedingt damit schreiben. Über die Beschäftigung mit historischen Füllhaltern habe ich zum Thema deutsche Geschichte auch ein anderes Verhältnis bekommen: Es ist auch immer wieder die eigene Geschichte, auch wenn sie sich nicht in Königshäusern oder auf Feldherrenhügeln abspielt. In Heidelberg und Umgebung lassen sich viele Hersteller von Füllhaltern und Goldfedern nachweisen, von denen aber nur Lamy und die Federnfabrik Bock überlebt hat.
Nein, weitere Bilder brauchst Du mir nicht zu schicken, ich kenne diese Füller, allerdings habe ich keinen Silber- Kaweco. "stifts" Anmerkung bei Penexchange deckt sich mit meiner, ich denke der Füller ist zwischen 1920 und 1925 hergestellt worden. Der "Wert" dürfte meiner Einschätzung nach so zwischen 150 und 450 E liegen. Warum die große Spanne? Für die meisten Sammler ist es notwendig, dass der Füller in gebrauchsfertigem Zustand und ohne Beschädigungen oder Fehlstellen ist. Auch ein geübter Reparateur kann da schon einmal einen Tag Arbeit dafür ansetzen. Die Korkdichtungen müssen alle hergestellt und eingepasst werden, zu kaufen gibts die nicht. Polieren, Feder richten usw. Was beim Verkaufspreis allerdings erheblich schwerer wiegt ist: WER verkauft den Füller! Bekannte Händler verlangen oft ein mehrfaches des mittleren Preises. Es gibt aber auch Leute, denen ist es völlig egal was es kostet, manche scheinen fast um höhere Preise zu betteln! Neben ebay gibt es auch noch Verkaufs- Webseiten auf denen man sich informieren kann. Die dortigen Preise für ähnliche Füller wird man aber als Privatmann nicht erreichen können.
Na, das solls aber mal gewesen sein. Ich wollte nur nicht, dass das Silber von dem Füller heruntergeschrabbelt und die Feder rausgerissen wird und der Rest weggeschmissen wird
J: Vielen Dank für die doch sehr interessanten Ausführungen. Also das werde ich nicht zulassen das dieser Füller zerstört wird. Wie kann ich denn am Besten die funktionsfähigkeit prüfen?
Wenn Sie also an dem Stück interesse haben, werde ich ihnen das Stück auch anbieten sobald ich es veräußern will. Bin mir da nicht so sicher, denn wenn ich den Füller nicht so einsetzten kann ist es nicht mehr so interessant. Ich habe so einige ausgefallene Sachen wie Taschenuhr, Zigarettenetui, Feuerzeug etc.. Diese Dinge sind alle funktionstüchtig und bei besonderen Anlässen gebrauche ich die auch. Ich denke mal das der Füller laut ihrer Erzählung eher ein Stück für die Sammelvitrine ist. Was würde den eine Überprüfung mit entsprechender Reparatur kosten?
F: Wegen der Funktionsfähigkeit: Das Rein- und rausdrehen sollte vollständig und ohne Haken gehen, die Feder sollte in Ordnung sein (keine Knicke, Asymmetrie der Federschenkel, ev. fehlendes Schreibkorn) oder müsste gerichtet werden, gibt es Dellen oder Kratzer im Silberblech? Die Korkdichtungen sind mit einiger Sicherheit nicht mehr in Ordnung, das bringt das Alter so mit sich. xyz könnte sowas reparieren, er macht das eher hobbymäßig. Das Zerlegen des Füllers ist wahrscheinlich nicht ganz einfach, da möglicherweise ein Splint herausgeschlagen werden muss, der wahrscheinlich unter der Silbermontur liegt. Das kann ich aus der Ferne natürlich nicht sagen. Natürlich gibt es auch absolute Reparaturprofis wie zB xyz Es gibt auch private Verkaufsmessen wie die Kölner Pen Show, einmal im Jahr. Dort kann man auch mal vorbeischauen und den ganzen Cracks den Füller mal unverbindlich zeigen. Was eine Reparatur kosten könnte? Keine Ahnung und das ist ebenfalls abhängig vom jeweiligen Mann. Zu einem eventuellen Ankauf des Füllers mache ich mir keine Illusionen, mein Bieter- Budget liegt eher am unteren Rand.
J
: Hi, danke für diese Informationen. Das hätte ich nicht gedacht das es solche Sammler gibt. Eine richtige eigene Sammlerwelt. Der Zustand des Füller ist toll, keine Dellen, keine Risse, die Feder ist top aus und das Rausdrehen geht einwandfrei. Auch das ausbauen des inneren Stabes wo die Feder dran ist, klappt einwandfrei. Gibt es da einen Test um die Dichtigkeit und schreibfähigkeit zu prüfen? Vielleicht mal etwas Wasser einfüllen? Ich mache am Wochenende mal genauere Fotos dann kannst du dir mal ein Überblick verschaffen über den Zustand. Danke für deine Hilfe nur so können meine Fragen beantwortet werden.
Eine gute Woche später war der Füller bei ebay verkauft, vermutlich zum Festpreis an einen Privatanbieter. Der Verkaufspreis war nicht allzu hoch, die Überschrift ohne Markenangabe war auch etwas unglücklich und die Beschreibung etwas kantig. Es ist zu erwarten, dass er wieder in den Markt einfließen wird. Folgender Text wurde beigefügt. Ich fand ihn, im Vergleich der zur Verfügung stehenden Information recht knapp. War der Händler doch nachdenklich geworden?
Zur Versteigerung kommt hier ein Füllfederhalter aus der Zeit um 1920. Es handelt sich dabei um ein Kaweco Modell mit einer 830er Silbermontur. Das Schreibgerät ist in einem tollen Zustand und bekommt man nicht so oft angeboten. Die Feder lässt sich leicht und problemlos ein und ausfahren. Der Füller hat keine Beulen und keine Risse, ein absolutes Sammlerstück. Der Wert des Füllers liegt bei ca 400€.
Es mag befremdlich klingen aber ich habe eigentlich kein mentales Problem mit dem Ausgang der Auseinandersetzung. Ich habe mit einer kleinen Portion Vorschuss versucht, an den Mann und an den Füller heranzukommen. Ich wusste überwiegend schon, dass das fehlschlägt. Hunderte von Versuchen, etwas über alte Füllhalter auf analogem Weg zu erfahren, sind ähnlich verlaufen aber ich habe zumindest etwas probiert. Dokumentiert wurden aber letztendlich immer nur nur die Spuren, die überraschend Neues zutage gefördert haben. Der „vertane“ Einsatz für diese Aktion, das waren doch nur ein paar Fingerübungen. Was den Vorwurf betrifft, dass die Anbieter doch nur mehr Geld sehen wollen? Ja, so ist es und ein paar der hier schreibenden Foristen scheinen ebenfalls überwiegend kommerzielle Interessen zu verfolgen.
Gruß Frodo