Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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HeKe2
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von HeKe2 »

LuettkenMo hat geschrieben:
06.09.2024 21:38
Downfall hat geschrieben:
05.09.2024 13:37
Es sei denn, bis dahin kommt eine für mich zufriedenstellende EG-Alternative auf den Markt. Aber ich befürchte nicht.
Hast du dir schon mal die Diamine Registrars angesehen? Die ist günstig bei Fountainfeder zu bekommen (momentan ausverkauft) oder noch günstiger bei Amazon, da für knapp 20 Euro für gleich 100 ml. :)


Viele Grüße
Mo
Ups! da war jemand schneller.
Beste Grüße
Hermann
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
11.09.2024 10:40
…wäre es natürlich schön, wenn die Tinte in einem dichten Glas ohne viel Luft drin länger stehen kann, ohne dass da viel passiert.
Als Weintrinker denke ich da an Inertgas, z.B. an Stickstoff.
LG
Heinrich
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

vanni52 hat geschrieben:
11.09.2024 12:05
Downfall hat geschrieben:
11.09.2024 10:40
…wäre es natürlich schön, wenn die Tinte in einem dichten Glas ohne viel Luft drin länger stehen kann, ohne dass da viel passiert.
Als Weintrinker denke ich da an Inertgas, z.B. an Stickstoff.
Wenn da längere Zeit keine Luft reinkommt, macht die allenfalls noch Gerbsäureausfällungen. Paperclip hat das ja schon probiert mit diesen Gasgeschichten, aber mein Fall ist das nicht. Ich rate eher dazu, die gekaufte (bzw. hergestellte) Menge an den tatsächlichen Verbrauch anzupassen. Deshalb waren ja früher bei amtlichen Ausschreibungen für Urkundentinten vierteljährliche Teillieferungen nicht ungewöhnlich. Die wollten den Stoff lieber frisch, anstatt die Gesamtmenge ewig herumstehend.
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Entschleuniger
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Entschleuniger »

Wenn zuviel produziert wurde, bietet diese Flüssigkeit doch einfach an. Also mir wäre es durchaus einen Zehner wert für ein gefülltes 4001er Gläschen...

LG Martin
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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Natürlich, nur fehlen mir ja selbst noch die Langzeiterfahrungen mit der Tinte. Ich habe ja keine Ahnung, was ich da getrieben hab. Letztendlich war das ja nur ein wenig Einlesen und Befolgen der Hinweise unseres Gastes #1.
Ich möchte halt ungerne, dass andere Leute sich die Füller mit meinem Gebräu kaputt machen :)
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Entschleuniger
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Entschleuniger »

Downfall hat geschrieben:
11.09.2024 20:50
Natürlich, nur fehlen mir ja selbst noch die Langzeiterfahrungen mit der Tinte. Ich habe ja keine Ahnung, was ich da getrieben hab. Letztendlich war das ja nur ein wenig Einlesen und Befolgen der Hinweise unseres Gastes #1.
Ich möchte halt ungerne, dass andere Leute sich die Füller mit meinem Gebräu kaputt machen :)
Deren Problem.. Jetzt im Ernst. So kann man probieren was damit geht, ob und wie es sich verhält...
:D :D :D
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frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ich habe meine ersten Tintenansätze wieder verworfen, mich in Arbeiten zum Thema eingelesen und Spannendes über die Eisenkomplexe mit Gallussäure erfahren.

Einer Arbeit nach bilden Eisen(II)-Ionen mit Gallussäure bei tiefen pH-Werten einen 1:1 Komplex, erst bei pH 9 einen 3:1 Komplex (Gallussäure zu Eisen). Der schwerlösliche Farbstoff mit Eisen(III)-Ionen ist aber unabhängig vom pH ein 1:1 Komplex.

Aufgrund dieser Info habe ich eine neue Labortinte gemischt, im genauen Verhältnis 1:1. Von der Gallussäure habe ich nur so viel deprotoniert, dass die Löslichkeit auch in der Kälte nicht grenzwertig wird. Vorteil, den ich mir davon verspreche: Die Tinte enthält keine Tannine, die in saurer Lösung hydrolisieren können und der pH der Tinte ist höher als üblich, was sicherlich papierschonend ist. Aus dem gleichen Grund (Papierschonung) habe ich bei diesem Ansatz auf Sulfate verzichtet. Ich versuche zu vermeiden, dass beim Oxidations- und Komplexbildungsprozess Schwefelsäure entsteht.

Die Eisenlösung, diesmal aus Eisen(II)-chlorid hergestellt, habe ich mit relativ viel Isoascorbinsäure stabilisiert, über Glaswatte filtriert, die Lösungen warm zusammengekippt, einen Hilfsfarbstoff hinzugefügt und dann eine Stunde gerührt.

Die Labortinte IV, wie ich sie nenne, steht in einer verschlossenen Flasche und sieht wesentlich besser aus als die bisherigen. Morgen wird filtriert :twisted:
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
11.09.2024 22:51
... Die Tinte enthält keine Tannine, die in saurer Lösung hydrolisieren können ...
Da müsstest Du die schon kochen, aber was würde denn passieren, wenn die Tannine hydrolysieren? :)
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Gast1 hat geschrieben:
12.09.2024 0:07
Da müsstest Du die schon kochen, aber was würde denn passieren, wenn die Tannine hydrolysieren?
Es kann gut sein, dass ich mir bezüglich der Spaltung zu viele Gedanken mache. Die Hydrolyse bringt Gallussäure hervor, die ausfallen kann. Ich verwende erst mal so wenige Zutaten wie möglich, aber so viele, wie nötig. :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

So ist das, die bringt Gallussäure hervor, genau wie der Schimmelpilz in den alten Tinten. Und das waren dann die allerbesten, weil sie als einzige wirklich schwarz wurden. Die Gallussäure fällt auch nicht aus, das Tannin hydrolysiert ja nicht vollständig und, wie gesagt, bei Raumtemperatur kannst Du das vernachlässigen.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ich habe die Tinte filtriert, ein 4001 Tintenglas befüllt und den Füller damit betankt. Einfach toll, die Tinte fließt in strahlend blauer Farbe, verwandelt sich bald in ein tiefes Blauschwarz. Bei sattem Tintenauftrag ist ein reines Schwarz zu sehen.

Nun warte ich ab, ob und wie lange die Tinte stabil bleibt.
Tinte_IV.jpg
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EG_IV_Test_1.JPG
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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das sieht doch schonmal wunderbar aus. Nur dieser ganze Blaufetischismus bei den starken Eisengallustinten ist zum Teil auch verlorene Liebesmüh. Der Farbstoff kann eine leichte Bräunung der Schriftzüge etwas retuschieren (wie wir ja wissen, ergibt Blau und Braun Schwarz), aber nach 2 Jahren ist in den Schriftzügen von der Blaufärbung nicht mehr viel erkennbar. Downfalls Tinte ohne Hilfsfarbstoff scheint etwas rustikaler, aber in Wirklichkeit verwendet sie für die Anfangsfärbung eine Nanosuspension. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich finde das mit dem Blau toll, sieht gut aus.
Aber natürlich ist das auch nicht notwendig. Letztendlich muss ich, wenn ich meinen Blaufetischismus (oder -fanatismus?) bedienen will, vielleicht doch eher auf eine vernünftige blaue Tinte zurückgreifen. Ich hab da die Visconti Blau, die ich sehr gerne mag, und jetzt mal die Pigmenttinte von Pilot (Tsuwairo Blau), die strahlend blau und natürlich permanent ist. Die Tsuwairo-Tinten habe ich in allen drei Farben gekauft, eventuell stelle ich die noch im Forum vor.

Aber an eine schöne, klassische EG kommt einfach nichts dran. Und naja, ich frage mich schon die ganze Zeit, ist das eigentlich meine Tinte, oder die Tinte von dir, @T? :D
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
13.09.2024 9:17
... Aber an eine schöne, klassische EG kommt einfach nichts dran. Und naja, ich frage mich schon die ganze Zeit, ist das eigentlich meine Tinte, oder die Tinte von dir, @T? :D
Ich würde mal sagen, es ist eine funktionierende Basistinte, wir haben diese ganze Galläpfelei dabei umgangen, insofern unterscheidet sie sich von den alten Tinten und den Säurezuschuss im 19.Jh. haben wir ja ausreichend diskutiert. Man kann unter Berücksichtigung dessen aber durchaus sagen, dass mit solchen Tinten einige der bedeutensten Schreiben der Menschheitsgeschichte verfasst wurden.
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

frechy hat geschrieben:
12.09.2024 14:05
Einfach toll, die Tinte fließt in strahlend blauer Farbe, verwandelt sich bald in ein tiefes Blauschwarz. Bei sattem Tintenauftrag ist ein reines Schwarz zu sehen.
Sehr beeindruckend, danke fürs Zeigen.
LG
Heinrich
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