Füllhalter zum Durchschreiben

Mit der Einführung von Kohlepapier zur Erzeugung von Durchschriften wuchs das Bedürfnis, auch mit Füllhaltern Durchschriften anfertigen zu können. Dieses Anliegen steht in einem krassen Gegensatz zu den Anforderungen, die normalerweise an eine Feder gestellt werden: präzise im Anstrich, aber flexibel und dabei nicht zu weich.

Eine Feder für die Anfertigung von Durchschriften musste sehr hart sein, um den notwendigen Druck beim Schreiben auf das Papier zu bringen. Herkömmliche Federn würden unter dem notwendigen Druck so weit aufspreizen, dass der Tintenfluss abreißt.

Die ersten Halter, die zum Durchschreiben gedacht waren, besaßen besonders harte "Federn" - wobei man eigentlich nicht von Federn im eigentlichen Wortsinn reden kann. Eigentlich waren es eher Schreibspitzen. So bot zum Beispiel Kaweco um 1912 einen Halter mit einer verdrehten Achat-Spitze an. Später wurden Schreibspitzen dieser Art aus Glas gefertigt und waren recht weit verbreitet.

Sicherheitshalter Montierte Glasfeder
Sicherheitshalter Montierte
Glasfeder
mit Glasfeder im Sicherheitshalter
mit Glasfeder im
Sicherheitshalter

Diese Glasfedern konnten dann natürlich nicht genau so ausgeführt werden, wie herkömmliche Federn: sie waren von einer nahezu konischen Grundform mit von hinten zur Spitze führenden Rillen, die die Tinte an die Schreibspitze leiteten. Durch die fehlende Flexibilität des Glases konnte ein nahezu beliebiger Druck auf das Papier gebracht werden - bis die Feder brach. Deshalb waren Glas-Ersatzfedern gleich zu jeweils 1/2 Dutzend im Handeln erhältlich.

Auch Montblanc hatte Glasfeder-Füllhalter (Sicherheitshalter "M.G. 400" und Druckknopffüller "M.G. 420") im Programm, die mit einer besonderen Schaft-Gravur versehen worden sind.

Das abgewandelte Logo stand für 'Montblanc Glasfederfüllhalter'.

Das abgewandelte Logo stand für "Montblanc Glasfederfüllhalter".

Später ging man dazu über, auch die Durchschreibfedern in der Form herkömmlicher Federn zu produzieren. Um das Aufspreizen zu verhindern, konnten die Federn auf unterschiedliche Art hergestellt werden. Beispielweise gibt es Federn von Pelikan für die Modelle 100N, deren Material am Federschenkel wesentlich stärker als gewöhnlich war. Diese Federn sind optisch nicht von normalen Federn zu unterscheiden. Neben der fehlenden Flexibilität der Feder und der Federprägung, die auf die Durchschreibe-Charakter hinweist, fällt bei diesen Federn im demontierten Zustand das deutlich höhere Gewicht auf.

Das erhöhte Gewicht war aber gleichbedeutend mit einem höheren Materialpreis der Federn. Deshalb ersann man eine preiswerte Methode, vergleichbare Schreibeigenschaften zu erreichen. Dazu wurde der Federschlitz deutlich verkürzt, so dass die effektive Schenkellänge der Feder reduziert wurde. Durch die verringerte Schenkellänge konnte die Feder wesentlich weniger spreizen und war somit deutlich härter als normale Federn. Da bei Pelikan-Füllhaltern das Luftloch an der gleichen Stelle verblieb, musste für das Ende des Federschlitzes ein zweites Loch dichter an der Federspitze angebracht werden. Es existieren aber auch Federn mit verkürztem Federschlitz und nur einem Luftloch, dass auffallend weit vorne angeordnet ist.

Pel. Durchschreibefeder mit einem Luftloch
Pel. Durchschreibefeder mit
einem Luftloch
Pel. Durchschreibefeder mit 2 Luft-Löchern
Pel. Durchschreibefeder mit
2 Luft-Löchern

Martin Lehmann