IBIS Elektrographik

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Pelikan gehört zu den Herstellern, die in der Vergangenheit eher selten Füllhalter abseits der Hauptprodukt-Linien produziert haben. Das Sortiment beschränkte sich bis in die späten 60er Jahre auf jeweils wenige Modelle, die parallel angeboten wurden. So sind nur sehr wenig Halter mit "privat-label" bekannt, wie zum Beispiel die Halter, die für große Hersteller von Durchschreibe-Buchführungen produziert worden sind (Taylorix, Ruf - siehe Artikel "Viele Namen - ein Hersteller"). Auch unter den passionierten Sammlern von Pelikan-Füllhaltern ist es nur sehr wenig bekannt, dass Pelikan in den 50er Jahren Halter für sogenannte "Elektrographik"- Anwendungen im Programm hatte. Es waren Serienhalter der Modellreihen 140 oder IBIS 130, die speziell mit der Gravur "Elektrographik" längs der Kappenhülse gekennzeichnet waren. Auch die Gravur "für Zeichenlochen" ist bekannt Diese Halter erhielten in den Prospekten eine eigene Typenbezeichnung : IBIS 130 E und Pelikan 140 E. Der IBIS wurde 1956 in einer schweizer Liste angeboten - zu einem Zeitpunkt, als vom deutschen Markt der IBIS vollständig vom Modell 140 abgelöst war. Das Modell 140 E wurde nach aktuellem Kenntnistand nur in der deutschen Liste 90 1955 angeboten. Beide Halter waren mit einer sehr harten Durchschreibefeder (Kennzeichnung "D") ausgestattet - der IBIS mit einer Stahlfeder, das Modell 140 optional auch mit einer Goldfeder.

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Besonders auffällig ist bei dem IBIS 130 E, dass die Kappen-Gravur im Stile der Vorkriegsmodelle mit einer leuchtend roten Farbe ausgelegt sind, die üblicherweise bei den Kunststoff-Haltern nicht mehr verwendet wurde.

Nun stellt sich dem Interessierten aus heutiger Sicht die Frage : was war das für eine Anwendung, zu der dieser Halter benötigt wurde?

Der Halter wurde unter der Rubrik "Pelikan-Elektrographik-Artikel für das Zeichenlochen (Mark-Sensing-Verfahren)" geführt. Dabei handelte es sich um Vorgänge aus den Anfängen der elektronischen Datenverarbeitung. Elektrographik-Tinte war eine spezielle, besonders Graphit-haltige Tinte zur Kennzeichnung von Lochkarten. Durch den sehr hohen Graphit-Anteil in der Tinte waren die aufgebrachten Markierungen elektrisch leitfähig und konnten über Kontakt-Bürsten automatisch erfasst und weiter verarbeitet werden. Bildlich kann man sich diesen Vorgang als handschriftliche Erstellung eines Computerprogramms vorstellen.

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Aufgrund der besonderen Eigenschaften der Tinte, war es wichtig, dass das verwendete Schreibgerät nicht mit anderen Tinten benutzt wurde. Deshalb war eine werksseitig angebrachte Gravur "Elektrographik" wichtig und sinnvoll.

Martin Lehmann