Der Rappen

Rappen

Nachdem 1929 der technisch schon sehr weit entwickelte Pelikan-Füllhalter auf den Markt gekommen war, erstaunt es den unvoreingenommenen Betrachter doch ein wenig, dass nur 2 Jahre später ein Halter mit einer eher traditionellen Pumpmechanik - technisch quasi ein wahrer Rückschritt im Vergleich zu dem Pelikan-Füllhalter - eingeführt wurde. Wirft man jedoch einen Blick auf das gesamte Pelikan-Sortiment, so erscheint diese Tatsache selbstverständlich.

Viele Produktgruppen des Hauses Günther Wagner wurden in mindestens 2 Sparten aufgeteilt, um möglichst große potentielle Käuferschichten abzudecken:

1. Premium- Produkte höchster Qualität, die in der Regel mit der Bezeichnung "Pelikan" geadelt wurden (wie der Pelikan-Füllhalter)

2. eine zweite Qualitätsstufe, die preiswerter war, aber immer noch eine "gute Werkmannsarbeit" versprach, die häufig mit der Bezeichnung "Rappen" beschreiben wurde.

Diese Einteilung ist bei Schreibbändern, wie auch bei Kohlepapier und schließlich bei Füllhaltern zu finden.

Ausgangspunkt für die Tatsache, dass die Firma Günther Wagner sich dafür entschied, einen Füllhalter mit einem einfachen Pumpsystem zu bauen, dürfte die Überlegung gewesen sein, dass Schlauchfüller zum Zeitpunkt der Einführung noch sehr weit verbreitet waren, die Herstellung preiswert war und sich mit diesem System eine ausreichende Abgrenzung zum Flagg-Schiff der Pelikan-Schreibgeräte herstellen ließ.

Rappen

Eine überlange Blindkappe verdeckte einen kurzen Schlauch am Ende des durchsichtigen Tintenbehälters des Rappen-Füllhalters. Durch Zusammenpressen entwich die Luft aus dem Inneren. Entfaltete sich der Schlauch wieder, wurde die Tinte über ein im Tintenleiter angebrachtes Röhrchen, das als Überlauf fungierte, aufgesogen.

Für Verwirrung unter den Sammlern sorgte in der Vergangenheit häufig die Zuordnung von verschiedenen Feder-Prägungen. Häufig werden von Sammlern nur die Federn als "original" angesehen, die auch den Schriftzug "Rappen" in der einen oder anderen Form aufwiesen. Nachforschungen in den alten Werbeunterlagen haben aber eindeutig ergeben, das dieser Ansatz grundlegend falsch ist. Vielmehr muss festgestellt werden, dass besonders in den ersten Jahren der Produktion Federprägungen verwendet wurden, die auf den ersten Blick keinen Hinweis auf eine Produktion im Hause Günther Wagner enthielten.

Federprägungen der originale Federn, mit denen der Rappen 1932 - 1934 ausgestattet worden ist.

Federprägungen der originalen Federn, mit denen der Rappen 1932-1934 ausgestattet worden ist.

Erst Ende 1934 wurde eine Rappen-Prägung auf den Federn angebracht, die ab 1939 nochmals variiert worden ist

Erst Ende 1934 wurde eine Rappen-Prägung auf den Federn angebracht, die ab 1939 nochmals variiert worden ist:

Diese Imprint erinnert von seiner Typographie schon sehr an die Federn der späteren Füllhaltermodelle 100N.

Dieses Imprint erinnert von seiner Typographie her schon sehr an die Federn der späteren Füllhaltermodelle 100N.

Für den innerdeutschen Markt wird die Produktion des Rappen-Füllhalters im Oktober 1936 eingestellt und durch den Kolbenfüller IBIS ersetzt. Für das Ausland hingegen wird der offensichtlich gut eingeführte Markenname weiter verwendet - teilweise auch für die Kolbenfüller, die im innerdeutschen Markt als IBIS geführt werden.

Rappen Kappe 1
Rappen Kappe 2

Neben den unterschiedlichen Federprägungen bietet der Rappen noch eine Besonderheit, die unter den Sammlern kaum bekannt ist : Der Kappen - Imprint "Rappen" war nicht immer mit dem sich aufbäumenden Pferd in der Mitte realisiert, sondern (wahrscheinlich in den Anfängen der Produktion) zeitweise mit dem Rappenschriftzug ohne Pferd, wie er auch bei den anderen Produkten der zweiten Qualitätsstufe im Hause Günther Wagner verwendet wurde.

Martin Lehmann