Der Toledo - einige wenig bekannte Tatsachen

Der Toledo

Befragt man Pelikan Sammler nach dem Kernstück einer Pelikan-Sammlung, so wird man nahezu unisono die Antwort: "der Toledo" erhalten.

1931 wurde dieser vom Design her sehr ungewöhnliche Halter in den Markt eingeführt. Damals handelte es sich aber nicht um das Top-Stück des Angebotes, sondern der Toledo rangierte eher in der oberen Mittelklasse, wie sich auch an dem damaligen Verkaufspreis von 27,- RM gegenüber 40,- RM für den ganz goldenen Pelikan 112 zeigte.

Interessanterweise sind bei der Beurteilung des Pelikan T111 (Toledo) zwei Fehlurteile unter den Sammlern sehr weit verbreitet.

Eine besonders gravierende Fehleinschätzung entstand durch die Namensgebung: Trotz des Namens "Toledo" wurde dieser Halter nie in klassischer Toledo-Arbeit hergestellt. Ausgangsmaterial einer Toledo-Arbeit ist in der Regel ein Gegenstand aus Stahl, der chemisch geschwärzt wird (brüniert). In dessen Oberfläche wird zum Beispiel mit einem Ziselierstichel eine schwalbenschwanzförmige Nut gestochen. In diese Nut wird anschließend ein dünner Golddraht eingehämmert, so dass sich am Ende wieder eine nahezu plane Oberfläche ergibt. Dieser Arbeitsvorgang wird für sich auch als Tauschieren bezeichnet. Ein kurzer Blick auf die Oberfläche eines Pelikan Toledos zeigt deutlich, dass dieser in einer etwas anderen Technik hergestellt worden ist.

Binde eines Toledo
Binde eines Toledo

Die Motive der Binde wurden in einem Ätzverfahren reliefartig herausgearbeitet, die tiefen Stellen brüniert, die hochstehenden Motive vergoldet und Teile der Strichzeichnungen von Hand nachgestochen. Zwar stimmen Teile des Verfahrens überein - die Nuten der echten Toledoarbeiten können ebenfalls geätzt werden - der entscheidende Vorgang des Tauschierens wird aber nicht durchgeführt.

Eine weitere Fehleinschätzung betrifft das Material der Binde. Da die Toledo-Halter im aktuellen Sortiment eine Sterling-Silber-Binde besitzen, wird dieses häufig auch vom historischen Vorbild erwartet. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem Basis-Material um Stahl - kein Silber! Diese Tatsache erklärt eventuell auch, dass der Halter preislich so deutlich unter dem Flaggschiff, dem Pelikan 112, rangierte.

Sollte ein Sammler sich mit der Anschaffung dieses in der Regel sehr teuren Sammelobjektes beschäftigen, ist es sinnvoll auf zwei Details zu achten. Da der Toledo damals nicht einfach als Variation der Binde des Pelikan 100 gesehen wurde, erhielt er ein eigenständiges Kappen-Design. Der Clip war längs mit einem Pelikan-Motiv graviert und die beiden Kappenringe wiesen eine feine Strichzeichnung auf. Sicherlich die Hälfte der in den Sammlerkreisen auftauchenden Toledos lassen mindestens eines dieser beiden Merkmale vermissen, was auf eine ausgetauschte Kappenhülse und/oder einen ausgetauschten Clip deutet. Die im Pelikan-Archiv befindlichen Unterlagen zeigen aber sehr deutlich, dass es nie eine Variante des Pelikan - Toledos gegeben hat, die nicht die besonderen Zierringe und Clips aufwies.

Der Pelikan T111 wurde in der Zeit von 1931 bis 1937 produziert. Anschließend gab es auch das Modell 100N als Toledo, der aber wahrscheinlich hauptsächlich für das Ausland produziert wurde und nur außerordentlich schwer zu finden ist.

Toledo Clip und Ringe

Martin Lehmann