Selbstfüller

Selbstfüller
"Selbstfüller"

Nachdem die Konstruktion der Sicherheitshalter viele der anfänglichen Probleme der ersten Füllhalter gelöst hatte, traten dessen Nachteile schon bald zu Tage (siehe Artikel "Die ersten Füllhalter"). Besonders das Betanken des Halters mit Tinte unter Zuhilfenahmen einer Pipette war denkbar umständlich. Der Gedanke lag nahe, die Pipette sozusagen in das Innere des Halters zu verlegen. Diesem Gedanken folgend konstruierte W.A. Sheaffer ca. 1908 einen Halter, dessen Schaft von einem Gummischlauch ausgefüllt war. Wurde dieser Schlauch zusammengepreßt, entwich die Luft. Beim Entfalten wurde Tinte in den Schlauch gesogen. Dieses Prinzip des "Selbstfüllers" beherrschte in den nächsten 15 Jahren in verschiedenen Varianten den Füllhaltermarkt. Die Füllhalter unterschieden sich hauptsächlich durch die Technik, mit der der Schlauch zusammengedrückt wurde.

Prinzip des Druckfüllers
Prinzip des Druckfüllers

Die beiden Hauptsysteme waren der "Druckfüller" und der "Hebelfüller". Der Druckfüller besaß im Inneren des Schaftes eine Blattfeder, die durch einen Druckknopf am Ende des Halters zur Durchbiegung gebracht wurde. Ein in der Mitte der Feder angebrachtes, schmales Blech preßte den Schlauch zusammen. Bei der Konstruktion der Hebelfüller wurde ein anderer Weg beschritten: Längs in den Schaft wurde eine Nut gefräst, die einen beweglichen Hebel aufnahm. Klappte man den Hebel aus, wurde der Schlauch ebenfalls durch ein kleines Blech, das an dem Hebel beweglich befestigt wurde, zusammengepreßt.

Prinzip des Hebelfüllers
Prinzip des Hebelfüllers

Andere Hersteller machten es sich leichter, indem sie lediglich eine Nut in den Schaft frästen. Um den Schlauch zusammenzupressen, mußte man nun mit einem Geldstück in den Schlitz drücken. Die amerikanische Firma Conklin baute diese Idee weiter aus und konstruierte einen Metall-Halbkreis in diese Nut hinein, sozusagen das angebaute Geldstück. Durch einen drehbaren Ring ließ sich dieser "Cresent"(Halbmond), wie er bei Conklin genannt wurde, gegen unbeabsichtigte Betätigung sichern. Diese Konstruktion war allerdings ein wenig klobig, so dass die technisch sehr guten Halter keinen wirklich durchschlagenden Erfolg erzielen konnten.

Die feststehende Feder war ein Vorteil der Schlauchfüller, da die Gefahr der Federbeschädigung lange nicht so hoch war, wie bei den Sicherheitshaltern. Die Kappen wurden stets aufgeschraubt und nicht gesteckt, wie es bei den Umsteckhaltern der Fall war. Deshalb kam es auch nur zu Kappenrissen, wenn die Kappe allzu kraftvoll auf das hintere Ende des Halters gesteckt wurde.

Hebelfüller Waterman 52V ca. 1920/25
Hebelfüller Waterman 52V ca. 1920/25

Aber auch der Schlauchfüller besaß noch ein gehöriges Verbesserungspotential. Zu Beklagen war vor allem das recht geringe Tintenvolumen im Vergleich zu seinen Vorgängern, da der Schlauch und die Mechanik sehr viel Platz im Schaft beanspruchten. Auch neigten besonders Hebelfüller zum Durchbrechen, da die Nut im Schaft diesen in seiner Stabilität schwächte. Die Lebensdauer der Gummischläuche war ebenfalls nicht beeindruckend lang. Wurde der Schlauch nicht rechtzeitig gewechselt, bevor er spröde wurde, wurde der Halter undicht.

Trotz all dieser Probleme hat sich dieses Füllsystem im Prinzip bis heute erhalten. Die Firma Parker zum Beispiel verwendet auch heute noch Schläuche, wenn auch sicherlich aus haltbarerem Material.Trotz all dieser Probleme hat sich dieses Füllsystem im Prinzip bis heute erhalten.

Martin Lehmann